Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
um sie und küßte sie liebevoll.
»Du klopfst mir den Rücken wie einem Kind«, sagte Sufy in seine Schulter hinein.
»Ach. Entschuldige.«
Sie lächelte ihn spöttisch an. »Macht nichts. Aber jetzt solltest du doch lieber gehen.«
Stel schlüpfte in den Tunnel hinunter und ging den Weg zurück, den er gekommen war. Bald glitt er durch den Zisternenraum hinaus zum Südende der Stadt, dann schob er sich mit äußerster Vorsicht durch das Gitter. Als er sich wohlbehalten von der Stadt entfernt hatte, merkte er, daß er so leicht atmen konnte, wie es ihm in der Stadt nicht möglich gewesen war. Er hatte gar nicht wahrgenommen, daß er die Last seiner Gefangenschaft als so drückend empfunden hatte.
Schließlich stieg er triefend naß aus dem Bach, hockte sich in der Nachtkühle nieder und blickte sich um. Dann ging er auf den Waldrand zu, gelegentlich blieb er stehen und lauschte. Als er näherkam, piepste ein aus dem Schlaf geschreckter Vogel. Stel ging langsam und leise auf den Laut zu.
»Stel.«
»Hier.«
»Komm! Sie haben eine Patrouille aufgestellt. Gut, Oad. Rein mit dir!«
Zur gleichen Zeit beugte sich im Inneren der Stadt Porif über Raydis schwankende Gestalt. »Noch einmal jetzt, Raydi. Sag es! Mit Blans Hilfe werden wir Tantal die Schwingen der Gerechtigkeit über die Peshtak breiten und ihnen Frieden bringen.«
»Mit Hilfe ... der Gerechtigkeit ...«
»Nein. Schau her! Die schwingende Scheibe wird dir helfen. Mit Blans Hilfe ...«
»Mit Hilfe Blans, des Peshtak ...«
»Schschsch ... setz dich auf! Ich werde dir aus den Gesetzen von Ginesh vorlesen. Du brauchst überhaupt nicht zu antworten, aber du mußt wachblei-ben.« Er packte sie am Arm und schüttelte sie heftig.
Sie zuckte zusammen, starrte ihn an und bemühte sich, ihre glasigen Augen offenzuhalten.
Mehrere Nächte später saß Ahroe im allgemeinen Aufenthaltsraum und sprach mit dem Peshtak Igant.
»Das wäre es also in etwa, Pelbar. Wir haben eigentlich nicht viel gehört, was auf unser Wohlbefinden Einfluß hätte. Wir bezweifeln, daß ihr uns zu Hilfe kommen werdet. Diese Föderation ist für euch viel nützlicher als für uns. Auf jeden Fall verschließt sie uns den Westen.«
»Nicht, wenn ihr euch uns anschließt.«
»Dazu bin ich nicht allzu schnell bereit, wenn die Sentani dabei sind. Und da ist auch noch immer das strittige Territorium. Ich glaube, die schweinsfüßigen Seebewohner wollen es behalten.«
Ahroe zögerte mit ihrer Antwort, und in diesem Augenblick trat ein Bote ein, kam zu ihr und streckte ihr ein Papier entgegen. »Funkspruch aus Nordwall, Leiterin der Garde.«
»Danke.« Der Gardist salutierte, und sie lächelte ein wenig und öffnete die Botschaft. Igant sah, wie ein schmerzliches Zucken über ihr Gesicht ging. Sie las weiter. Schließlich sagte sie: »Kennst du ein Peshtak-Mädchen mit Namen Dahn?«
»Dahn? – Nein.«
»Sie ist in Nordwall. Sie ist aus Ginesh geflohen und auf unsere Expedition gestoßen. Sie ist sechzehn.«
»Ist sie gesund?«
»Das steht hier nicht. Ich nehme es an.«
»Was ist dann passiert?«
»Mein Sohn Garet. Er wurde verwundet. Sie sind zusammen in einem Boot gekommen.«
»Schlimm?«
Ahroe blickte ihn an, dann senkte sie den Blick, die Augen voller Tränen. Igant streckte die Hand aus und legte sie auf die ihre. Sie blickte auf und lächelte schmerzlich. »Ich gehe jetzt wohl besser«, sagte sie.
»Soll ich mitkommen?«
»Nein. Danke. Erkundige dich, ob jemand von deinen Leuten diese Dahn kennt. Sie kommt wahrscheinlich her.«
Igant stand auf und beobachtete Ahroes Rücken. Er war gerade wie ein Baum, als sie den Raum verließ.
Er kratzte sich den Hals, setzte sich dann wieder und schaute auf seine Hände.
Weit im Norden, nahe der Portage, arbeitete sich eine Tantal-Patrouille langsam durch die Dunkelheit auf das flackernde Licht eines Lagerplatzes zu, der so versteckt in den Felsen lag und so klein war, daß man ihn kaum sehen konnte. Der Führer des Suchtrupps machte seinen Männern mit Fackeln ein Zeichen, im Bogen auszuschwärmen. Ja, die schlafenden Gestalten konnte er erkennen, aber einen Wachtposten fand er nicht. Er glitt um einen Baum herum, trat einen Schritt hinaus, dann noch einen. Plötzlich schoß etwas auf ihn zu. Er schrie.
Seine Männer rannten herbei, aber die schlafenden Gestalten regten sich nicht. Drei weitere Männer stürzten in Fallen. Weit im Norden hörten sie ein unheimliches Geheul und Gelächter, das sich zu einem schrillen Tremolo
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