Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
steigerte. Schnell und lautlos gingen sie den Weg zurück, den sie gekommen waren.
Einen halben Ayas vom falschen Lager entfernt verfing sich ein Mann in einem Stolperdraht. Es knackte und rauschte im Dunkeln, ein gebogener Ast schwang von der Seite heran und spießte ihn mit seinen darangebundenen Pflöcken auf. Er schrie und wand sich. Seine Genossen versuchten, die Pflöcke zu entfernen, aber sie hatten Widerhaken. Der Mann lag da und wimmerte.
»Dreckige Pelbar. Wir müssen ihn zurücklassen.
Wenn wir ihn mitnehmen, verrät er die ganze Nacht lang, wo wir sind«, sagte der neue Truppführer.
»Nein. Nein. Ich bin ganz still ... Aaaaahhhh«, ächzte der Mann.
»Nicht wahrscheinlich. Hör dich doch an!«
»Ich bleibe bei ihm«, sagte ein anderer.
»Nein. Du kommst mit. Sonst kriegen sie ihn und dich noch dazu. So. Komm jetzt!«
Der Truppführer übernahm die Führung und hielt einen Stab aufrecht vor sich. Er sah nicht, wie der Vetter des Verletzten im Dunkeln aus der Reihe aus-brach und zu ihm zurückkehrte.
»So, ganz ruhig«, sagte er und kniete nieder. »Vergiß die schlangenfressenden Metzger. Ich bringe dich zurück. So schwer bist du gar nicht verletzt.«
Der Mann stöhnte schwach.
»Keinen Laut jetzt! Sonst hören sie dich.«
»Geh! Geh mit den anderen! Sonst stirbst du auch.«
Eine fremde Stimme sagte aus der Dunkelheit.
»Vielleicht braucht keiner von euch zu sterben. Keine Bewegung, du!«
Der Mann stand auf und wollte wegrennen, sah aber nichts und stieß einen wilden Schrei aus.
»Sie sind fort«, sagte die Stimme. »Ihr habt die Wahl. Wollt ihr leben oder sterben?«
»Leben«, sagte der Mann auf dem Boden.
»Heb deine Arme, du!«
»Tu's, Edel. Es ist eine Chance.«
Der stehende Mann spürte, wie jemand hinter ihn trat und ihm eine dünne Schlinge über den Kopf warf. Eine zweite zog ihm die Hände zusammen. Er spürte, wie er entschlossen, aber nicht grob entwaff-net wurde. Undeutliche Gestalten beugten sich mit leisem Gemurmel über seinen Vetter. Seine Hände wurden losgebunden, dann hinter seinem Rücken erneut gefesselt, und er wurde weggeführt. Von ferne hallte gedämpft eine Explosion durch die Nacht. Edel dachte triumphierend, daß eine der ausgelegten Sprengladungen wieder ein Pelbar-Schwein getötet hatte.
»Gut«, sagte eine Stimme. »Es hat funktioniert. War eigentlich wirklich nicht schwer. Eine gute Idee von den Tantal.«
»Komm jetzt! Laß uns zusehen, daß wir hier wegkommen.«
Edel spürte, wie eine Hand seinen Arm packte und ihn umdrehte. Dann straffte sich die Schlinge, und er stolperte durch den Wald hinterdrein.
Ahroe saß im Funkraum und wartete auf weitere Nachrichten aus Nordwall. Aintre und Desdaan sa-
ßen bei ihr.
»Sie werden ihn nach Pelbarigan bringen. Sie müssen. Eolyn wird sich ihn ansehen.«
»Wir könnten beten.«
»Beten?« Ahroe lachte ein wenig. »Ja. Ja.«
Ein schwaches Signal erschütterte den Klopfer. Der Gardist schrieb schnell die von Pelbarigan übermit-telte Botschaft nieder. Er reichte sie Ahroe, die sich über die Lampe beugte und las: »Können ihn jetzt nicht transportieren. Vielleicht bald. Wunde stark entzündet. Müssen uns auf unsere Ärzte verlassen.
Hätten Angst, wenn wir es uns gestatten würden.
Müssen in unserem Vertrauen ruhen. Auch du.
Avens Segen.«
Ahroe überlegte lange, dann wandte sie sich an Aintre und sagte: »Wirst du hingehen? Bitte, geh für mich!«
»Zu Garet? Ich?« Sie schaute erst Ahroe, dann Desdaan an.
Ahroe schlug die Hände vors Gesicht und wurde von Schluchzen geschüttelt. Desdaan erhob sich, um sie zu trösten, aber Aintre kam dazwischen und legte ihrer Leiterin der Garde den Arm auf den Rücken.
»Ich werde gehen. Morgen früh«, sagte sie. Wieder schaute Aintre Desdaan an, der ungerührt im schwachen Lampenschein stand.
Morgenlicht drang durch die Bäume in Hesits Lager herunter. Stel hockte nahe an einem Holzkohlenfeuer und goß seine Mixturen in neuen Steingutgeschirren zusammen. Ein Kreis von Peshtak sah gelassen zu.
Endlich hielt er das Gerät noch einmal über das Feuer. »Nicht einatmen«, sagte er. »Nein. Dieser Schritt müßte uns zu unserer Säure führen.«
Mehrere Peshtak sahen sich an.
»Danach«, sagte Stel, »werden wir viel mehr Phosphor bekommen.«
»Eine sonderbare Art, Tantal zu töten, Pelbar.«
»Besser als zu sterben, während man es versucht.«
»Davor habe ich keine Angst.«
»Auch tapfere Männer sterben. Aber wenn du am Leben bleibst, haben alle
Weitere Kostenlose Bücher