Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
Tantal. Wor-
über gibt es denn etwas zu sagen? Es sieht so aus, als hättest du gewonnen.« In der Ferne, nach Norden hin, waren Schreie zu hören.
»Schwierigkeiten auch an der Küste? Nun, darum wird sich die Armee kümmern. Deine Vogelscheu-chen von Peshtak-Freunden sind den Soldaten nicht gewachsen. Und jetzt, als kleines Vorspiel, glaube ich, daß deine Verstellung ein Ende haben sollte.«
»Ich glaube, das ist schon geschehen, Tantal, aber du mußt zugeben, daß einiges davon nicht nur Verstellung war.«
»Du Geierfresser! Ich meine deine Verstellung als Kastrierter.« Der Informationsmeister hob sein Messer. »Für die anderen bleibt noch genug übrig. Sie müssen mir meine kleine Rache vorab schon geneh-migen. Du hast mich zum Narren gemacht. Deinetwegen werde ich es ziemlich schwer haben. Wenn du schon wie ein Kastrierter aussehen willst, dann sollst du auch einer sein.«
Stel lachte verbittert. »Ironischerweise habe ich wenig zu verlieren, Tantal. Eigentlich gar nichts. Einen Toten kann man nicht umbringen. Er lacht nur darüber.«
Der Informationsmeister zögerte, er war enttäuscht, weil Stel sich nicht wehrte und nicht um Gnade fleh-te. »Ja«, sagte er. »Unsere Raydi hat mir von deiner untreuen Frau erzählt. Sie hat mir auch erzählt, wie du fast jedesmal versagst, wenn ...«
Stel schaute den Informationsmeister an, als der zögerte, stockte und sich dann, die Hand an die Seite gepreßt, umdrehte. Ein kurzer Pfeil ragte aus seiner Brust. Sufy und Mour stürzten durch die Tür und stießen Terog beiseite. Sie bückten sich, schnitten Stel los und packten dann Raydi, alles so schnell, daß es wie eine einzige, verschwommene Bewegung wirkte.
»Hinten hinaus! Durch ihre Tunnel. Schnell! Drei von unseren Schiffen haben schon abgelegt und wollen losfahren. Kannst du mitkommen?«
»Aven sei Dank, Sufy. Ja. Aven sei Dank, daß ihr gekommen seid.« Stel rappelte sich hoch, warf sich Raydi mit einem Schwung über die Schulter, während sie ihr Entsetzen hinausschrie, und folgte Sufy durch das Haus. Im Tunnel stiegen sie über Somnuls Leiche und liefen über feuchte, schlüpfrige Steine auf die Küste zu. Der Sektor der Zentralen Weisheit hatte sich selbst, wie er dachte, mit geheimen Fluchttunnels geschützt, aber die Peshtak hatten in den Jahren, in denen sie als Haussklaven arbeiteten, davon erfahren.
Weiter vorne wurde im flackernden Licht ein Peshtak mit gezücktem Schwert sichtbar, der auf sie wartete. »Kommt schnell!« brüllte er. »Wenn wir jetzt nicht laufen, müssen wir kämpfen. Und dann wird's schlimm für uns.«
Gebückt kamen sie unter der Nordmauer von Ginesh heraus. An der Küste brannten sieben Tantal-Schiffe, und der Strand war mit toten Peshtak und Tantal übersät. Die vier Schiffe, die sie hatten erobern wollen, lagen schon ein Stück weit draußen, die Segel zum Teil gesetzt. Während sie über den Strand rannten, sahen sie von Osten her einen Trupp Tantal kommen. Vom letzten Schiff blitzten Raketen auf, Geschosse flogen im Bogen auf die Soldaten zu, stießen herunter, explodierten und jagten sie auseinander.
Sufy watete hastig in das seichte Wasser, wo ein kleines Boot mit vier Peshtak an den Rudern wartete.
Sie drängten sich hinein, Stel kippte Raydi von der Schulter, und sie stießen ab. Raydi hörte nicht auf zu schreien. Stel neigte sich zu ihr, aber Sufy reichte ihm einen Tantal-Bogen.
»Hier«, sagte sie. »Du sagtest, du könntest einen brauchen.«
»Hast du auch Pfeile?« fragte Stel und drehte sich um. Sie streckte ihm einen hin. Er nahm ihn am Schaft, wandte sich zurück und legte ihn auf die Seh-ne, aber kein Soldat war mehr in Schußweite. Hinter ihnen leuchtete das andere Ende der Stadt Ginesh orangefarben im wütenden Feuer. Stel schaute hin und fragte sich, ob die in den Speicherwänden ver-borgenen Feuer, die auf einen späteren Ausbruch warteten, überhaupt nötig waren. Das Geschrei hinter ihnen schien schwächer zu werden, und das Kratzen und Schaben der Ruder und Raydis Schluchzen wurden deutlicher, während sie sich von der Stadt entfernten. Stel drehte sich um und schaute auf seine Tochter nieder, eine starke Welle von Zorn und Schuldgefühl überkam ihn angesichts ihres Zustands.
Am Ufer hörte er erneut Geschrei und sah die schat-tenhaften Gestalten von Tantal-Soldaten. Er stand auf, hob den Bogen und schickte einen Pfeil hoch hinaus in ihre Richtung. Im Dunkeln konnte er seinen Flug nicht verfolgen und auch nach dem wirren Geschrei nicht
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