Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
beurteilen, ob er getroffen hatte. Als er sich umdrehte, lag Raydi schluchzend an Sufys Brust.
»Stel«, sagte sie. »Man hat deine Tochter völlig gegen dich eingestellt. Wir müssen noch einmal genau dasselbe mit ihr machen, damit wir sie dir zurückgeben können.«
»Dasselbe?«
»Wir wissen nicht genau, was es war. Hartnäckig-keit, Hypnose, Drogen vielleicht, Schmerz. Bis ihr Geist noch einmal nachgibt.«
»Raydi«, sagte Stel. »Kennst du mich nicht? Das ist doch nicht wahr, oder?«
»Geh weg von mir, du Mörder!« brüllte das Mädchen und wand sich.
Stel fühlte sich plötzlich kraftlos. Er legte die Hän-de vors Gesicht.
»Stel«, sagte Sufy.
»Schon gut«, erwiderte er. »Keine Härte. Und keine Hypnose. Keine Drogen. Keine Härte.«
»Aber was bleibt dann noch?«
»Ich weiß es nicht. Vernunft. Beharrlichkeit. Im Augenblick haben wir aber zweifellos andere Sorgen.
Nach allem, was wir bisher ertragen haben, kann ich das vermutlich auch noch aushalten.«
Vor ihnen ragte das vierte der Schiffe aus der Dunkelheit auf. Keine Lichter waren zu sehen, und es schien sich im leichten Wind kaum zu bewegen.
ACHTZEHN
Den Rest der Nacht und den folgenden Morgen empfand Stel als surreal, als der Schein brennender Schiffe und Gebäude in Ginesh unendlich langsam in einer sehr schwachen Brise hinter ihnen zurückblieb. Die Peshtak-Flüchtlinge holten die langen Ruder heraus, die im Frachtraum aufbewahrt wurden, und gingen damit auf das untere Deck, steckten sie durch die Raketenluken und ruderten. Sie bewegten sich langsam, todmüde.
Als die Sonne aufging, sahen sie hinter sich einen langen Fächer von Tantal-Schiffen, die ebenfalls gerudert wurden. Bald ließen die flüchtigen Peshtak und die Tantal kleine Boote zu Wasser, bemannten sie und versuchten, die großen Schiffe von vorne zu schleppen. Langsam, aber unerbittlich, kamen die Tantal näher. Stel ließ sich von einem alten Schiffsar-beiter der Peshtak, der beim Einbau der Raketenge-schütze mitgeholfen und zugesehen hatte, wie die Tantal damit übten, zeigen, wie diese Waffen funk-tionierten. Die Peshtak mußten Raketen aus dem Frachtraum bringen und sie neben den Geschützen aufstapeln. Aber jeder Kampf gegen die siebenundzwanzig Schiffe, die ihnen folgten, schien aussichts-los.
Sufy kam zu Stel, der nahe am Heck des letzten Peshtak-Schiffs, der ›Flucht‹, stand. Beide betrachte-ten schweigend, mit gerunzelter Stirn ihre Verfolger.
»Wir kommen nicht um einen Kampf herum«, sagte Stel.
»Ich mache mir Sorgen wegen der kleinen Boote«, sagte Sufy. »Wir haben sie beschädigt. Wenn sie jetzt anfangen zu sinken, wissen die Tantal, was los ist.«
»Was? Ihr habt die Rettungsboote beschädigt?«
»Armer Stel. Ich habe es dir nicht gesagt. Du hast ein zu weiches Herz. Wenn diese Schiffe untergehen, möchte ich, daß auch die Menschen dabei sind. Keine Gnade. Sie hätten auch keine. Sie würden sich erholen und wieder gegen uns Krieg führen.«
»Würdest du sie aufsammeln?«
»Nein.«
Stel antwortete nicht. Er hatte gedacht, sie hätten ein Übereinkommen. Die Tantal sollten in ihre kleinen Boote gehen, wenn die Schiffe zu brennen anfingen. Sonst würde das Blutbad zu groß. Während er zurückschaute, füllte sich eines der kleinen Boote plötzlich und sank, die Männer darin schrien auf und klammerten sich an das Boot. Die Tantal holten Männer und Boote mit dem Schlepptau ein. Bald ging ein zweites, am Schiff befestigtes Boot unter. Stel lachte leise, als die Tantal-Schiffe ihren Schwung verloren.
»So sieht es also aus«, sagte Sufy. »Die Falle ist zu-geschnappt, aber das Huhn ist nicht drin.«
»Die große Falle noch nicht.«
»Wann geht deine Konstruktion los, Pelbar?« fragte ein Mann, der in der Nähe stand.
»Wir brauchen Wind. Bei dieser schwachen Brise kann es ewig dauern.«
»Wir haben nicht ewig Zeit«, sagte Sufy.
Der Mann drehte sich um. »Na, so wie sich die Wolken zusammenballen, könnten wir schon etwas Wind bekommen.«
Stel schaute hin. In der schwülen Luft türmten sich Gewitterwolken auf, große Massen mit grauen Schluchten, aber er bezweifelte, daß der Sturm rechtzeitig kommen würde.
»Wie gut kannst du mit den Tantal-Waffen zielen?«
fragte er den alten Peshtak.
»Ich? Nicht gut. Sie können es manchmal. Sie haben einen Dreckshaufen Übung.«
»Schau mal, was du mit den zwei kleinen Booten machen kannst. Sie sind recht nahe beieinander.«
»Nein. Zu weit weg.«
Wie als Antwort schoß das nächste
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