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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Sklaven töteten, der die Grube aushob und ihn zusammen mit dem Sarg hineinwarfen.
    Es war nach dem Sklavenabendessen, und Tristal war fast fertig, als er erfuhr, daß das Grab für Anse bestimmt war, den alten Mann, der bei den Jägern gewesen war, als sie ihn gefangengenommen hatten, der einzige Iyunwah, der sich je für ihn als Mensch interessiert hatte. Irgendwie drückte das seine Stimmung noch weiter.
    Bald erstieg die Trauergemeinde mühsam den Hü-
    gel, angeführt von einem jungen Priester, dessen Kleidung, wie Tristal bemerkte, der der Priester des Eises erstaunlich ähnlich war. Plötzlich begriff er, warum Anse so erschrocken war, als Tristal sie er-wähnt hatte – die nördliche Gruppe war vielleicht ein Ableger der Iyunwah.
    Er wußte nichts von der Religion der Iyunwah, au-
    ßer, daß sie eine hatten, sie aber nur sehr lasch auszuüben schienen. Der Priester war fast noch ein Kna-be, schlank, mit braunen Haaren. Er trug die lange Amtskette, die wie ein Pendel vor ihm hin-und her-schwang, und leierte einen monotonen Singsang. Die Trauernden stolperten hinter ihm her. Tristal bemerkte mit Schrecken, daß sie taumelten und torkel-ten. Auch im Gesicht des Priesters glaubte er etwas Angst zu erkennen.
    Sie erreichten die Grabstätte und setzten den Sarg auf der nicht aufgeschütteten Seite ab. Der junge Priester hob Ruhe heischend die Hände, aber das Gemurmel der Trauernden ging weiter. Endlich begann er mit seiner Rede, die er schnell herunterhaspelte, zu schnell, als daß Tristal sie deutlich hätte verstehen können. Es ging irgendwie um den Anschluß an die Kräfte der Welt, bis es ›entschieden ist, ob Anse ein neuer Stern oder eine der dunklen Stellen dazwischen ...‹
    »Ja, ja, Ambel. Das kennen wir ja alle. Anse wird sicher ...« – der Betrunkene unterbrach sich und spuckte aus – »einer von den Sternen werden. Ein großer. Einer der allergrößten.« Die Menge lachte.
    »Ihr müßt Respekt für eure Toten bezeugen«, sagte der Priester ein wenig kläglich.
    »Respekt für die Toten. Respekt für die Toten«, kreischte eine alte Frau. »Nennst du diese leeren Wörter Respekt für die Toten? Der Sklave hier könnte eine bessere Rede halten. Du ...« Ihre Stimme erstarb, und sie klammerte sich in leicht beschwipstem Kummer an eine junge Frau.
    »Ja. Holt den Sklaven! Er soll reden. Verschwinde, Priester! Troll dich den Berg hinunter!« Wieder lachte die Menge.
    Ein dicker Mann sagte von hinten: »Ja. Der Sklave soll reden. Wenn es uns nicht gefällt, können wir ihn zu Anse hineinwerfen. Und den Priester noch obendrauf.«
    »Der Sklave! Der Sklave!« gellte eine weitere Stimme von hinten. Ein allgemeiner Tumult schloß sich an. Ein Lehmklumpen flog in hohem Bogen über den Haufen, den Tristal aufgeschüttet hatte, traf plat-schend das Gesicht des jungen Mannes und spaltete ihm die Lippe. Er wischte sich die Augen und begann zurückzuweichen, während mehrere Männer into-nierten: »Ins Loch mit dem Priester! Ins Loch mit dem Priester!« Endlich bekam er die Augen klar, drehte sich um und floh, von mehreren Trauergästen verfolgt, den Hügel hinunter. Alle bis auf einen stürzten in ihrem Rausch. Der eine holte den jungen Mann ein, und eine Weile stand die ganze Gruppe da und sah den beiden zu, wie sie auf dem Boden miteinander rangen. Die Gewänder des Priesters wurden zerrissen und beschmutzt, und schließlich liefen zwei Wächter den Hügel herauf auf das Paar zu. Alle starrten hin, während die Wächter die beiden Kämpfenden trennten. Einer führte den Trauernden unter allgemeinem Gelächter auf den Hügel zurück.
    »He, Alby, das war gar nicht schlecht!« rief ein Mann. »Du wirst ja fast mit einem kleinen Priester fertig. Das war vielleicht ein Kampf.«
    »Schon gut«, mahnte der Wächter. »Mit dem Sklaven könnt ihr machen, was ihr wollt, aber wenn ihr hier noch weiter herumkrakeelt, spannt man euch alle vor die Pflüge. Ihr werdet einen dreifachen Priester-lohn bezahlen. Noch ein Wort, und der Preis verdop-pelt sich noch einmal.«
    Ein zweiter Dreckklumpen flog über den Haufen.
    Der Wächter duckte sich, zog ein Krummschwert und stürzte nach vorne. Die Trauernden stoben auseinander. Dann stellte sich der Mann auf den Erdhaufen und sprach sie an: »Ich habe euch gewarnt.« Er steckte sein Schwert weg. »Wenn ich es das nächstemal ziehe, ist es blutig, ehe es wieder in die Scheide kommt.« Er blickte sich um. Die Menge stand schweigend da, schwankend, als fürchteten die Leute,

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