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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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zurück, und schon ließen die Iyunwah-Wächter die Seile von den Flaschenzügen oben auf der Klippe herunter, die schroff abfiel und etwa fünf-undvierzig Armlängen hoch war. Da Tristal so groß war, mußte er in der Regel viele der Sklaven zu ihren Höhlen hinaufziehen und mit dem Seil hin-und her-trotten, während sie in der Schlinge am Ende standen. Er selbst wurde gewöhnlich als letzter von fünf Wächtern hochgezogen.
    Einmal, als er mit dem Sklavenheben fast fertig war, rutschte er aus und hätte beinahe einen Mann fallengelassen. Dafür wurde er geschlagen, aber er bekam auch ein wenig Hilfe.
    Die anderen Sklaven wollten Tristal nicht so recht trauen; er war anormal, vielleicht sogar ein Spitzel, und sie neigten dazu, ihn auszuschließen. Vielleicht half ihm das, sich nicht mit seiner Situation abzufin-den, da er keine Gesellschaft hatte, die die Sklaverei etwas aufgeheitert hätte. Es war Unterdrückung von Anfang bis Ende. Aber er sah keine Chance zur Flucht.
    Obschon sein Zorn über – wie er es sah – Tors ge-wissenloses Fortgehen anhielt, fragte er sich schließ-
    lich in den langen Winternächten in der Dunkelheit seiner Höhle, was Tor wohl getan hätte. Er wußte, sein Onkel würde nachdenken, mathematische Spiele erfinden und Sterne beobachten, und all das tat er auch. Er wußte auch, daß Tor beten würde, aber das vermied er, nicht aus bewußter Abneigung, sondern weil es ihm unwichtig erschien. Aber als der Winter ewig zu dauern schien, begann Tristal, die Standard-gebete der Pelbar und Shumai herzusagen, so gut er konnte. Er fand sie wenig nützlich, auch wenn er sich Mühe gab, die Worte mitzudenken.
    Schließlich gab er das Beten zugunsten von geisti-gen und körperlichen Übungen auf, die er bei der Arbeit durchführen konnte. Die anderen Sklaven nahmen ihm allmählich die Kraft und Genauigkeit seiner weit ausholenden Schläge mit dem Steinhammer übel, wenn sie Erzbrocken mit Keilen von den Mauern der Gruben abstemmten.
    »Langsam«, sagte dann wohl einer. »Keine Eile.
    Wir haben unser ganzes Leben lang Zeit.«
    Dann lächelte Tristal und verlangsamte sein Tempo eine Weile, aber schon begann ihn die Vorstellung von der Vollkommenheit des Hämmerns wieder zu begeistern, mehr als der Gedanke, sich zu schonen oder insgeheim den Iyunwah Widerstand zu leisten.
    Schließlich setzte sich in einer Mittagspause ein älterer Mann mit ledriger, runzeliger Haut neben ihn.
    »Du mußt weniger arbeiten.«
    »Weniger arbeiten?«
    »Weiß nicht, warum du es tust. Aber es fällt auf.
    Nicht gut, wenn man den Iyunwah auffällt. Gibt immer Schwierigkeiten.«
    »Warum sagst du mir das?«
    »Schwierigkeiten für einen sind Schwierigkeiten für alle. Ich sehe, daß du nicht absichtlich Probleme schaffen willst. Gar nicht nötig. Außerdem ...«
    Tristal schaute ihn an.
    »Du bist ein Shumai. Ich habe schon Shumai gesehen. Ich bin keiner von diesen Fischern von der Nordküste. Ich bin ein Forman – aus dem Osten. Geriet in Schwierigkeiten und mußte davonlaufen. Ich lief zu weit. Aber das ist lange, lange her. Ich möchte gerne nach Hause, ehe ich sterbe. Kam bisher nie auf die Idee, erst, als ich dich sah.«
    »Woher weißt du, daß ich fort will?«
    Der Mann lachte leise. »Du bist ein Shumai. Du hast den wilden Geist. Ich sehe es, wenn du auf die Felsschicht einschlägst. Jeder Schlag ist für dich ein Schwung mit der Axt. Aber das darfst du nicht machen. Du teilst es sonst auch ihnen mit. Schwing den Hammer wie ein Sklave, aber denke nicht wie ein Sklave.«
    »Machst du es so?«
    »Nein. Ich habe es versucht. Im Laufe der Jahre ist es eingeschlafen. Du hast es wieder aufgeweckt. Du wirst einen Ausweg finden. Ich möchte mitgehen.
    Laß dir Zeit! Du bekommst nur eine Chance, dann hängen sie dich innerhalb der Palisaden an einen Pfahl und lassen dich langsam verrecken und verwesen, zur Abschreckung. Manchmal füllt der Verwe-sungsgeruch wochenlang die Höhlen. Schwer zu atmen. Unmöglich zu vergessen. Sehr wirksam. In all den Jahren, seit ich hier bin, habe ich nur viermal erlebt, daß Leute so aufgehängt wurden. Die anderen merken sich das. Sie sagen es den Neuen. Weißt du, warum du so allein bist?«
    »Nein. Die anderen mögen mich nicht. Sie wollen keine Schwierigkeiten.«
    »Das ist es nicht. Die Iyunwah fürchten deinen Einfluß auf die anderen. Selbst wenn du versuchst, dich wie ein Sklave zu benehmen, bist du keiner. Sie beobachten dich. Auch wenn sie so tun, als merkten sie nichts.«
    »Wie

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