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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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konnte Tor leise summen hören, ruhig, aber so deutlich, daß er wußte, es geschah zur Diszi-plinierung und zur Abwehr fremder Gedankenkräfte.
    Als die Dunkelheit näherkam, sahen sie hoch über sich einen Flieger kreisen. Der Mann hatte sie eindeutig gesehen und wirbelte langsam hoch oben wie eine Signalfackel. Die Wirkung auf Tristal war, daß er die Nerven verlor, und als der Mann schließlich an Höhe verlor und im Dämmerlicht auf sie zutrieb, blieb er stehen und legte einen Pfeil auf.
    »Nein, Tris!« keuchte Tor heraus. »Du brauchst ihn nicht zu töten. Tu's nicht!«
    Tristal spürte eine Welle von Widerstand aufsteigen, kämpfte aber auch dagegen an. Das war ein Prinzip, das Tor schon lange vertrat. Sie rannten weiter in die sinkende Dämmerung hinein. Der Flieger trieb ab, langsam sinkend. Die gleiche, sonderbare Stille wie vorher senkte sich wieder über sie.
    Tristal schaute weit hinaus über das Gras und die Baumgruppen. Kein Verfolger zeigte sich. »Können wir jetzt nicht stehenbleiben?« fragte er.
    »Sie sind ganz nahe.«
    »Wo?«
    »Ich spüre es.«
    »Sie verwirren dich.«
    »Vielleicht. Aber ich bezweifle es.«
    »Ich kann nicht ewig laufen.«
    »Ich auch nicht. Aber ...«
    Vor ihnen erhob sich wie aus dem Nichts ein riesiges, braunes Geschöpf aus dem struppigen Gras, die Vorderpfoten mit den langen Klauen hingen leicht erhoben herab. Tor hatte die Führung und raste darauf zu. Tris schrie auf, griff nach einem Pfeil und legte ihn im Laufen ungeschickt auf die Bogensehne.
    »Tor!« schrie er, während sein Onkel weiterlief, als merke er nichts.
    »Bleib stehen!«
    Die Bestie brüllte auf und ließ sich auf alle viere fallen, als Tristal schoß, aber Tor rannte mitten durch sie hindurch. Tristal stolperte schaudernd hinterher, während der Schrei der Jäger, verzerrt durch die Entfernung, sie weiter verfolgte.
    »Wir müssen an Sedge vorbei«, rief Tor über die Schulter.
    »Woher wußtest du das? Die Bestie?«
    »Raran hat sie nicht gewittert. Es sind die Priester.
    Spielen immer noch mit unserem Geist herum.«
    Sie rannten weiter in die Dunkelheit, an zwei Hauptwegen nach Sedge vorbei. Tristal spürte in sich einen Eifer, einen Drang, in das verbotene Gebiet zu gelangen. Tor wurde plötzlich langsamer und drehte sich stirnrunzelnd um. »Ich verstehe das nicht.«
    »Was?«
    »Sie wollen, daß wir in die verbotene Zone laufen.
    Spürst du es? Wie sie es sagen?«
    »Ich ... weiß nicht.«
    »Wir biegen nach Westen ab.«
    »Da liegt Sedge.«
    »Vielleicht erwarten sie uns dort nicht. Wir haben verschiedene Möglichkeiten. Wir könnten uns sogar im Lagerhaus verstecken. Alte Kartoffeln essen.«
    Tristal zögerte. Irgendwie schien die Idee gut. Sie drehten sich um und liefen ein kleines Stück, aber plötzlich blieb Tor so abrupt stehen, daß Tristal auf ihn auflief. »Was ist?« keuchte er.
    Tor hockte sich schwer atmend nieder; Raran schnupperte an seinem Arm. »Ich kann nicht ... ich versuche mir klarzuwerden. Reingelegt!«
    »Was?«
    »Sei einen Augenblick still!« Tor drückte seine Handfläche gegen die Augen, sein Atem wurde ruhiger. Es war jetzt völlig dunkel. Tristal hockte sich nervös hin.
    »Nach Norden.«
    »Du meintest doch, sie sagen ...«
    »Richtig. Ganz laut. Das tun sie noch immer – so laut, daß wir spüren können, wie sie es sagen – wissen, daß sie es sind. Und sie wollen uns nach Sedge locken. So leise, daß ich mich täuschen ließ! Komm!
    Wir müssen weiter!«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Gesunder Menschenverstand ist immer besser als schlauer Wahnsinn. Ich hätte es gleich sehen müssen.«
    »Ich habe Angst.«
    »Nein. Die hast du nicht! Laß dir nichts vormachen von diesem hinterhältigen Gesindel! Komm, wir laufen! Beim Gehen sagst du dir immer und immer wieder vor: ›Wir kommen nach Sedge. Wir kommen nach Sedge.‹ Mal sehen, ob wir sie auch reinlegen können.«
    Tristal fand das lächerlich, aber er versuchte es.
    Während sie liefen, schwindelte ihn plötzlich. Ihm war übel. Tor schrie auf, stürzte und hielt sich den Kopf. Tristal blieb stehen und packte ihn an den zitternden Schultern. Er konnte hören, wie sein Onkel vor sich hinmurmelte und schließlich keuchend her-vorstieß: »Ein Fehler. Ein Fehler.«
    Tristal fühlte sich von Angst gewürgt. »Was?«
    keuchte er.
    »Ich hatte unrecht. Man soll nicht versuchen, sie mit ihren eigenen Methoden reinzulegen. Das können sie weit besser als wir. Die Methode ist falsch. Das sehe ich jetzt. Wir haben eine

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