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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Fahna!«
    Tor wandte sich etwas heftig zu ihm um. »Richtig.
    Aber du bist hier. Und du mußt dich bewegen, sonst erfrierst du. So. Jetzt geh! In diese Richtung! Ich hole den Schlitten.«
    Tristal war ganz schwindlig vor Verzweiflung. Er schaute nach Westen, blinzelte gegen das grelle Licht, obwohl der Himmel bedeckt war. Dann machte er einen Schritt, noch einen und noch einen. Sie waren wieder unterwegs.
    Dreizehn Tage später ging ihnen der Proviant aus, obwohl sie seit mehr als zwei Wochen auf Sparratio-nen waren. Vor ihnen setzte sich das Eis mit seinen Spitzen und Rinnen endlos fort bis zum Horizont.
    Rarans Gang hatte allen Schwung verloren. Es hatte noch mehrmals geschneit, und am nächsten Tag brachte sie schließlich der erste Bergsturm dieses Winters völlig zum Stehen.
    Die drei lagen beieinander unter Fellen neben dem Schlitten. Tristal hatte sich von seinem Ärger noch nicht erholt. Endlich sagte er: »Tor, ich glaube, wir werden sterben. Ich möchte nur wissen, warum wir das alles tun? Warum? Was soll ich hier?«
    »Ich bin gegangen. Du bist mitgekommen. Das ist alles. Wir werden nicht sterben. Schlag dir das aus dem Kopf!«
    »Schau doch hinaus! Man weiß nicht einmal mehr, wo es nach oben geht. Und wenn das Eis auch nur noch halb so weit reicht, als wir bisher gekommen sind?«
    »Wir gehen seit fast zwei Wochen abwärts. Es hört auf. Ich weiß, daß es aufhört.«
    »Woher weißt du das? Du hast selbst gesagt, ein Teil der Wahrheit ist, daß sie verständlich ist. Wenn ein Mensch etwas weiß und es ist wahr, dann sollte es auch allen anderen klar sein.«
    Tor schwieg lange. »Antworte!« sagte Tristal. »Ich verdiene eine Antwort.«
    »Ist ein Mann, der dich einen breiten Weg entlang-führt, ein Führer?«
    »Wenn man den Weg nicht kennt. Wenn er ihn einem zeigt.«
    »Wenn ein Weg da ist, ist das nicht nötig.«
    »Aber hierherzukommen? Das ist falsche Führung.
    Mußtest du hierherkommen, nur um zu beweisen, daß du führen kannst? Was stellst du dir nur dabei vor?«
    »Daß ich hergekommen bin, hat nichts zu bedeuten – obwohl ich es genieße. Es geht um dich. Du bist die ganze Sache, der ganze Grund. Aber bisher funktioniert es nicht. Du hast Sinn für Gesellschaft, der geht mir ab. Bei Shumai-Jägern fühle ich mich wohl. Aber diese Lebensweise gibt es nicht mehr. Selbst diejeni-gen, die noch darin verharren, sind nichts als Ana-chronismen. Ein Nichts. Sie haben keine echte Funktion. Du schon – du wirst sie jedenfalls haben, wenn du lernst. Aber du lernst nicht. Du willst nicht zuhö-
    ren. Du mußt sowohl auf die Menschen wie auf den Herzschlag der Dinge hören.«
    »Dieser Herzschlag der Dinge. Das ist mir zu mysteriös. Es ist eine persönliche Begabung. Du hast sie.
    Ich werde sie nie haben.«
    »Ich glaube nicht an persönliche Begabungen. Nun ja, Tegrit hatte eine – du hast schon Menschen kennengelernt, die die Gedanken anderer hören und beeinflussen konnten. Das ist mysteriös. Aber am Ende nutzlos. Du hast gemerkt, daß er es als Belastung ansah. Die einzig wirklichen Begabungen sind die, die jeder entwickeln kann. Der Herzschlag der Dinge.
    Dabei geht es nur darum, zuzuhören. Ideal zuzuhö-
    ren. Ich habe gemerkt, daß ich es nicht vermitteln kann. Ich frage mich, ob irgend jemand irgend etwas vermitteln kann. Aber es ist erlernbar. Du kannst nicht ständig schlapp sein, weißt du. Aufgeben. Du glaubst ständig, das alles sei zuviel – nun, nicht alles.
    Aber wenn du siegen willst, ausharren, wenn du das wirklich willst, dann suchst du nach einem Weg. Du kannst nichts tun – außer etwas Albernes –, ohne eine Vorstellung zu haben, was du tun willst. Wenn du das nicht weißt, hältst du dich ganz still und fragst.
    Weißt du, es gibt immer eine Antwort. Nichts ist oh-ne Antwort.«
    »Das ergibt alles keinen Sinn.«
    Mehr wollte Tor nicht sagen. Tristal dachte, er würde es eben versuchen, dieses Zuhören. Er hörte das Zischen des Schnees und spürte den schneiden-den Wind. Er spürte, wie sich Raran dichter an ihn kuschelte, hungrig und verängstigt. Er legte den Arm um sie. Ihre Nase berührte sein Ohr, stieß dagegen und zog sich wieder zurück.
    Zwei Tage später dämmerte ein klarer Morgen. Tor setzte Tristal und Raran auf den Schlitten und begann sie langsam zu ziehen. Erst legte er vorne einen Sei-lanker, dann holte er den Schlitten nach. Am Nachmittag bestand Tristal darauf, ihm zu helfen. Jetzt sah er es selbst: Sie waren auf dem Weg nach unten.
    Am folgenden Tag bei

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