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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Sonnenhochstand blieb Tor lange Zeit stehen und beschattete seine Augen. Tristal brachte mühsam und schwindlig den Schlitten herauf. »Was ist?« fragte er.
    »Bäume. Dichte Bäume«, sagte Tor. »Noch weit entfernt. Aber morgen müßten wir dort sein.«
    Tristal schaute hin. In einer Lücke im Eis konnte er Bäume sehen. Gar nicht so weit. Dann schaute er auf das gefurchte, gerillte Eis dazwischen.

DREIZEHN
    Ami kam zu spät zum Abendessen, aber sie befahl Unsit, ihr noch eine Schale Gersteneintopf zu bringen.
    Der lange Tisch stand auf seinen Böcken im Hauptraum des kleinen Gutshauses. Alle aßen gemeinsam, sogar die neun Farmarbeiter und die Mäg-de. Sie betrachteten Ami mit gespielter Strenge, denn sie war mit ihren fünf Jahren, ihren Grübchen und den offenen, großen braunen Augen der allgemeine Liebling. Es gab niemanden im Raum, der sich noch nicht gelegentlich hinuntergebeugt und sie auf die weiche Pausbacke geküßt hätte. Ami achtete wenig darauf, sie nahm es als etwas, was ihr zustand.
    »Du kommst nicht nur zu spät, Kleines. Du bist anscheinend auch nicht hungrig. Warst du oben bei den Schäfern?«
    »Nein, Mutter. Bei den Männern in den Haarkleidern. Ich habe von ihrem Schaf gegessen.«
    »Männer in Haarkleidern? Wie meinst du das?«
    »Sie sind oben in den Wäldern. Mit ihrem Tier. Sie sagen, es ist ein Hund. Aber dafür ist es viel zu groß.
    Es ist so groß. Aber jetzt liegt es.«
    »So groß? Dann muß es ja größer sein als ein Schaf.«
    »O ja, James! Viel größer! Mit langen Zähnen. So lang. Ich habe sie angefaßt.«
    »Aha. Du hast sie angefaßt. Und was hat der Rie-senhund dann gemacht?«
    »Er hat gewinselt. Nur ein bißchen. Und er hat mich abgeleckt. An der Hand.«
    »Und wie groß sind diese Männer in Haarkleidern, Kleines? So groß wie die Scheune vielleicht?«
    »Nein. Aber sehr groß. Größer als sonst jemand. Sie haben helles Haar – heller als das von Onkel Bartram – und sonderbare Augen.«
    »Sonderbar? Du meinst, wie bei einer Katze – gelb und geschlitzt?«
    »Nein, Francis. Nein. Blau. Fast wie der Himmel.«
    »Du kennst also die Farben, wie?«
    »Ja, Em. Einige. Ich lerne sie gerade, Ernest hat sie mir beigebracht.«
    »Und wo ist Ernest? Bei den Schäfern, kann ich mir denken. Ich habe ihm gesagt, er soll mich wissen lassen, wenn er bei den Schäfern schlafen will.«
    »Nein. Er ist bei den Männern. Er sagt, er will da oben bei ihnen schlafen. Es geht ihnen nicht gut. Besonders dem Jungen. Er hat vier tiefe Kratzer auf der Brust. So. Als ob eine große Hand ihn gekratzt hätte.
    Sie sind beide sehr dünn. Und der Hund, der heißt Raran und wird bald Junge bekommen.«
    Der ganze Tisch brach in Gelächter aus. »Ich verstehe. Die Farben lernst du vielleicht gerade, aber es gibt noch ein paar andere Dinge ...«
    »Genug«, sagte Amis Mutter, die Freifrau Arbyr.
    »Dazu ist noch Zeit. Zuviel Zeit. Raran, sagst du. Der Name hört sich ja tatsächlich an wie Hundegebell.
    Hat er dich angeknurrt?«
    »Ein wenig. Als wir kamen. Sie hatten ein Feuer.
    Sie brieten gerade ein Schaf. Ernest hat ihnen gesagt, daß sie deshalb große Schwierigkeiten bekommen würden. Große Schwierigkeiten.«
    »Was sagten sie darauf?«
    »Sie sagten, sie seien hungrig. Sie sagten, sie würden es zurückzahlen. Anscheinend haben sie nicht verstanden. Sie sagten, ihnen sei die Nahrung ausgegangen, als sie das Eis überquerten. Sie ...«
    »Das Eis überquerten?« Sofort war die ganze Tischrunde stumm und aufmerksam, die Männer erhoben sich.
    »Ja. Was ist los? Sie sind sehr nett. Sie sagten, sie hätten mehr als einen Monat gebraucht, um das Eis zu überqueren. Sie sind schwer zu verstehen. Sie sprechen so.« Ami verzog das Gesicht und quiekte ein paar hohe Nasallaute heraus. Alle lachten.
    James runzelte die Stirn. »Hatten sie etwas bei sich – Schwerter?«
    »Oh nein. Der ältere hat eine Axt – sehr sonderbar, mit einem dünnen Griff. Ich sagte ihm, sie würde brechen, wenn er damit Holz hackte.«
    »Was sagte er darauf?«
    »Er lachte mich aus.« Sie schob die Unterlippe vor.
    »Dann hat er mich geküßt. Auf die Backe.« Sie deutete mit ihrem winzigen Finger auf die Stelle.
    »Zeig mir den Fleck!«
    »Oh, das gibt keinen Fleck.« Wieder lachten alle, dann standen sie vom Tisch auf, um ihren abendlichen Pflichten nachzugehen.
    Randall, ein großer, rothaariger Mann, der Gutsvogt, trat mit gerunzelter Stirn neben seine Frau.
    »Glaubst du, daß da etwas dran ist? Soll ich mal

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