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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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riß das Seil hoch und rannte, suchte sich eine Spalte, lief in ihr hinunter auf die Eiswand zu und rechnete ständig damit, daß einer der Gegner über die Kante käme.
    Er erreichte die Kante, kniete nieder, machte eine Schlinge ins Seil, schob sie über einen breiten Eis-knopf und ließ sich über die Kante hinunter. Er hatte sich das Seil um seinen rechten Arm gewickelt, hielt sich mit der Linken fest und rutschte hinunter, so schnell er nur konnte. Als er ein schroffes Sims erblickte, hielt er an, stemmte sich ein und hielt das Seil straff. Wie er vermutet hatte, ließ die Spannung nach und das Seil schlängelte sich an ihm vorbei, zuletzt die abgeschnittene Schlinge. Er stieß einen wilden Schrei aus und brach unvermittelt ab. Als er sich umschaute, sah er keine Stelle, wo er das Seilende hätte befestigen können. Er nahm seine Axt und hackte einen Absatz in die Eiswand. In dieser Höhe bröckelte das Eis nicht so wie weiter unten, aber er wußte, daß er in der Klamme saß. Was war mit den Kindern?
    Jetzt konnte er sich deutlicher vorstellen, in welcher Lage er sie ausgesetzt hatte.
    Von oben polterte ein großer Eisbrocken herunter, prallte von der Wand ab und flog dicht an ihm vorbei. Seine Gegner wollten ganz sichergehen. Tor setzte sich, um zu warten und sich auszuruhen, er war so erschöpft, daß er sich nicht mehr vorstellen konnte, sich noch viel anzustrengen. Er sah, daß er nach unten noch etwa zweihundert Armlängen Eiswand vor sich hatte. So dicht am Eis konnte er nicht viel sehen, aber als er so dasaß und nicht wußte, was er tun sollte, roch er nach einiger Zeit Rauch. Tristal, dachte er. Er will mir mitteilen, daß sie wissen, wo wir sind.
    Tor schob sich in seiner gefährlichen Stellung vorsichtig herum, nahm seine Axt heraus und begann weiter in das lose Eis hineinzuschlagen und den Absatz zu einer kleinen Höhle zu erweitern. Über sich hörte er es wieder poltern. Ein riesiger Brocken fiel an ihm vorbei, und mit ihm stürzte ein Mann schreiend ab. Tor hoffte, daß die Menschen unten weit genug von der Eiswand wegstanden. Während er sich in seiner Eishöhle ausruhte, sah er allmählich ein, daß er hier nicht bleiben konnte, weil es zu kalt war. Er nahm wieder seine Axt, hackte einen großen Knopf in das feste Eis weiter hinten in der Höhle, streifte dann die Seilmitte darüber und wagte sich wieder hinaus.
    Diesmal hielt er das ganze Seil mit dem Knoten nach unten in einer Schlinge.
    Er ließ sich bis ans Ende des Seils hinab, setzte sich in die Schlinge und hackte erneut eine kleine Höhle ins Eis hinein. Wieder machte er einen festen Knopf, löste den Seilknoten und zog das Seil von seinem Haltepunkt weiter oben herunter. Neunmal tat er das, jedesmal wurde er müder und fror mehr, und jedesmal fragte er sich, wie er die Kinder nur allein in der Eiswand hatte lassen können. Es war, als hätte er sie getötet.
    Als Tor zum zehntenmal ins Eis hineinhackte, war es brüchig, ganz gleich, wie tief er schlug, und er fürchtete, die Decke seiner kleinen Höhle würde über ihm zusammenstürzen. Von unten hörte er Schreie, und als er hinaussah, bemerkte er eine wachsende Menschenmenge, aber dicht über sich konnte er nichts sehen.
    Er drehte sich um und spreizte sich in die Spalte ein, in der er sich befand, um die Wand zu prüfen, aber da gab das Eis unter seinen Füßen nach und er stürzte, verkeilte sich einen Augenblick lang im Eis, brach noch mehr los, fiel rutschend und hüpfend die Eiswand hinunter und kam schließlich mit einem gräßlichen Schlag auf. Er merkte, daß ihn Hände be-rührten, daß er aufgehoben wurde, daß stechende Schmerzen durch seine Seite fuhren. »Die Kinder«, murmelte er. »Die Kinder.«
    »Sie werden schon geholt. Schau!«
    Tor bemühte sich, die Schwärze aus seinen Augen zu schütteln und sagte schließlich: »Dann legt mich nieder.«
    Das taten sie. Allmählich wurde sein Blick wieder klar, und er sah, daß eine Kette von Leitern die Eiswand hinaufführte, eine Gruppe von Männern noch weitere daranband und sie seitlich mit Stangen und Haltetauen hochhob. Die Konstruktion wirkte sehr wackelig. Oben konnte er zwei Kinder erkennen, die sich an eine Spalte klammerten. Während er hinsah, begann ein Mann, die Leiter hinaufzusteigen. Dann verschwamm wieder alles vor seinen Augen.
    Tristal kam und breitete eine Wolldecke über ihn.
    »Da ist deine Axt«, sagte er. »Sie ist noch vor dir runtergekommen.«
    »Tapferes Mädchen«, murmelte Tor. »Laß sie noch ein

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