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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Leitboot, und ein großer Mann sprang mit einem Lederseil ans Ufer und zog das Boot hinauf.
    »Das hier ist Nordwall«, sagte der Gardehauptmann. »Ihr seid Fremde? Wie können wir euch helfen?«
    »Wir suchen Platz für Winter. Wir möchten arbeiten. Nur Platz, wo wir bleiben können. Seid ihr Pelbar?«
    »Ja. Die nördliche Pelbarstadt, aber jetzt eine Heimat für alle.«
    »Gut. Ich heiße Dardan. Das ist meine Frau Orsel und andere weit aus Norden, nahe an Eis.«
    Fahna stieß einen kurzen, scharfen Schrei aus.
    Mehrere Gardisten drehten sich um und sahen, wie sie beide Hände vor den Mund hielt. »Das Kurzschwert. Es ist Tristals Kurzschwert«, rief sie schrill.
    »Tristal. Er hat es mir gegeben«, sagte Dardan.
    »Spätsommer. Vor ... vier Jahren jetzt. Sein Onkel – Tor – wollte das Eis überqueren. Habe sie seither nicht mehr gesehen. Wir wollten weg und hatten nur Steinwerkzeug. Er gab mir das.«
    Fahna rannte das Ufer hinunter, nahm das Schwert und zog die Klinge heraus. Sie war abgenützt, und das obere Ende des Griffs war leicht angekohlt.
    »Das«, sagte Dardan und deutete darauf, »wurde vorher gemacht. Von verrückten Shumai. Haben es erhitzt und ihm die Brust verbrannt.«
    Fahna keuchte. »Seine Brust?«
    »Er ist in Ordnung. Alles verheilt. Nur Narbe.«
    »Dardan«, sagte Orsel, »dafür ist noch Zeit. Wir wollen ans Ufer.«
    »Ich gebe dir ein neues Kurzschwert, wenn ich das hier behalten darf«, sagte Fahna.
    »Nimm es! Es war ein Geschenk. Bin aber dankbar für neues.«
    Zwei Tage später brach Fahna nach Pelbarigan auf, um wieder bei Eolyn, der Frau aus der Kuppel, zu studieren. Sie saß auf dem Deck eines alten Tantalse-gelschiffs, hielt das beschädigte Kurzschwert in der Hand, schaute gelegentlich darauf hinunter und be-rührte den geschwärzten Fingerschutz und das ver-kohlte Holz des Griffs daneben.
    Tor war sechs Tage in seiner Zelle, bis der junge Mann das erste Wort mit ihm wechselte – und das klang verächtlich. Er sagte es, als er vom Steinehauen zurückkam, was man von Tor nicht verlangte.
    Es hörte sich an wie ›Swin‹.
    »Swin?« erkundigte sich Tor.
    »Swin!« bestätigte der junge Mann.
    Tor überlegte eine Weile, dann sagte er: »Wistorm.
    Ist das richtig?«
    Der junge Mann starrte ihn an. »Fisdorm«, wiederholte er und spuckte aus.
    »Nun, wir haben festgestellt, daß ihr eine Abart des gewöhnlichen Urstadge sprecht«, sagte Tor. »Paß auf!
    Laß mich deine Hände sehen!«
    Der junge Mann wich zurück. Tor streckte seine geschlossene Faust aus und öffnete einen Finger nach dem anderen. »Eins, zwei, drei, vier, fünf«, sagte er.
    Der junge Mann starrte ihn lange an, dann schaute er zu Boden und sagte: »Een, twe, dri, veer, fimf.«
    Eine Zeitlang tauschten sie Worte aus. Allmählich wiederholte der junge Mann mit gerunzelter Stirn, was Tor sagte. Aber dann schien er sich vor lauter Ablehnung wieder von innen nach außen zu kehren.
    Nachdem ein weiterer Eistal-Monat vergangen war, war er etwas freundlicher geworden. Tor fragte ihn so gründlich über die Gesellschaft, von der er stammte, aus, wie er nur konnte. Der junge Mann war sichtlich stolz darauf, dieser Abstammung zu sein – ein ›Sgenamon‹, wie er sagte.
    Am ersten Tag des zweiten Monats rief der Wärter Tor in den Vorraum, wo Südsektorrichter Morton, flankiert von zwei bewaffneten Männern des Sheriffs ihn erwartete. Tor sagte kein Wort.
    »Wir sammeln jetzt Beweise zur Stützung der An-klage«, begann Morton. »Das wird einige Zeit dauern.
    Aber jetzt ist ja Winter, und du hättest vielleicht ohnehin nichts zu tun.«
    »Du willst Richter sein? Nur Ungerechte verhaften Menschen und suchen dann erst nach Beweisen, um sie festhalten zu können. Das ist Unsinn. Du weißt, daß ich nicht untätig wäre. Wie soll ich mir je genug verdienen, um aus diesem riesigen Schafspferch her-auszukommen, wenn ich diesen Winter nicht arbeiten kann?«
    Der Richter starrte ihn mit gerötetem Gesicht an.
    »Dann brauche ich ja nicht mit dir zu sprechen«, sagte er und stand auf.
    »Nein, du ausgefranstes altes Arschloch! Du Ma-densack! Du Flohpelz! Du ...« Der Richter war schon gegangen.
    »Das hättest du nicht machen sollen«, sagte ein Mann. »Jetzt wird es noch schwerer.«
    »Was denn? Ich habe nichts getan. Ihr wißt das.
    Was soll das überhaupt alles?«
    »Geht mich nichts an. Aber die Trauerzeit von Freifrau Arbyr ist vorüber.«
    »Ach so. Jetzt dämmert mir so manches. Das ist es.
    Die Reichen will er schützen!

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