Pelbar 6 Das Lied der Axt
ausliefern. Und wenn Morton käme, um ihn zu holen, würde sich die ganze Bevölkerung gegen seine Männer erheben. Für sie ist Tor ein Held.«
»Was ist mit dem anderen Kerl?« fragte der Mann grimmig.
»Das weiß ich nicht. Wir werden es schon noch erfahren. Tor hat irgendeine Idee. Aber mir hat er meine Freiheit verschafft. Morton wollte eine Verbindung mit den Fitzroys vom Drittsektor einfädeln. Ich glaube, er hatte an Hercule gedacht. Pfui! Randall, nachdem Tor nun fort ist, müssen wir, glaube ich ...« Sie hielt inne und schaute den Mann des Sheriffs schel-misch an.
»Und was ist mit mir?« fragte Elayna. »Du denkst überhaupt nicht ...« Sie unterbrach sich und schaute Tristal an, der erstaunt dasaß, während die Gedanken durch seinen Kopf jagten.
»Für dich ist gesorgt, meine Liebe«, sagte Freifrau Arbyr. »Verlange nicht auch noch von mir, daß ich konsequent bin. In diesem Spiel habe ich Morton nachgegeben, obwohl ich deine Wünsche kenne.«
»Smithson?« flüsterte sie.
»Genau der. Nun, ich bin heute etwas betrunken«, sagte Freifrau Arbyr. »Tristal, du scheinst verwirrt.
Nun, du solltest die Grundregel des menschlichen Lebens kennen – zuerst kommt der Besitz, dann das Gefühl.«
Tristal stand auf und funkelte Elayna zornig an, die schaute mit rotem Gesicht zu Boden, blickte wieder auf, drehte sich um, stand auf und verließ wortlos das Zimmer.
»Du, Wilder!« sagte der Mann des Sheriffs. »Ich muß dich mitnehmen. In sichere Verwahrung. Nur bis Flatrock. Das geht schon klar.«
»Versuch es nur, Cowboy«, spottete Tristal.
»Ihr könnt es alle bezeugen, er hat sich der Ver-haftung widersetzt«, sagte der Mann des Sheriffs.
»Ich glaube nicht, daß wir etwas dergleichen gesehen haben. Du etwa, meine Liebe?« fragte Randall Stonewright.
»Nein. Ich keiner Weise.«
»Ich bestimmt nicht«, bekräftigte Unsit. »Tristal, soll ich dir deinen Mantel holen?«
»Jetzt seht euch das an!« sagte der Mann des Sheriffs.
»Betrunken und ausfallend. Und das auch noch im Dienst«, entrüstete sich Freifrau Arbyr.
»Wie könnt ihr nur so lügen?« schrie der Mann.
»Da stellt der Mann des Sektorenrichters eine merkwürdige Frage. Setz dich! Trink noch einen Becher!«
Der Mann wollte aufstehen, aber zwei der Gutsar-beiter lehnten sich auf seine Schultern.
»Ich bin völlig sicher, wir können auch in aller Freundschaft auseinanderkommen«, beschwichtigte Freifrau Arbyr.
Draußen schnallte sich Tristal Skier an. Allen, ein Küchenjunge, brachte ihm ein Eßpaket und steckte es schweigend in seinen Rucksack. »Randall sagt, du sollst nach Alder Glen gehen«, meinte er. »Dann bist du morgen früh im Zweitsektor. Er sagt, er will dir den Lohn für deine Arbeit zu den Fenbakers schik-ken.«
»Dank ihm in meinem Namen.«
»Hier. Ein Brief von Elayna.«
»Behalt ihn, Allen. Ich ...«
Allen steckte ihn wieder in die Tasche. »Soviel weiß sogar ein Junge, Tris. Klassengrenzen überschreitet man nicht. Es war unmöglich. Behalte die ganze Sache als Spaß in Erinnerung!«
»Na, dann leb wohl, Allen.« Tristal nahm die Stök-ke. »Leb wohl! Und stell dich nicht in den Wind, der vom Schlachthaus kommt.«
»Richtig. Mach deinen Flachs nicht im Schafstrog naß.« Allen sah Tristal nach, wie er auf seinen Skiern in die Dunkelheit hineinglitt.
Drei Tage später saß Zweitsektorrichter Fenbaker auf seinem Podest im Sektorengerichtssaal. Man hatte Sitzgelegenheiten hereingebracht, und der Raum war gesteckt voll. Neben Tor saß Tristal, immer noch grimmig und schweigsam. Farmer vom Westgut, Arbeiter von Boiling Springs und Gutsleute, alle drängten sich im Raum. Billy Johnston, jetzt in der Woll-kleidung des Eistals, aber mit den rituellen Gesichts-narben, saß in der vordersten Reihe.
»Junger Mann, wenn wir dich in die Obhut der Johnstons entlassen, erklärst du dich dann bereit, nichts über uns an die Leute jenseits des Eises zu verraten?«
»Aj, ik bin einverstanten«, sagte er. »Aper ik bin immer nok Sgenamon.«
»Ich habe da eine Idee, Richter Fenbaker«, meldete sich Tor. »Wie wäre es, wenn Billy mit mir kommt, wenn ich im Frühjahr aufbreche? Er kann zu diesen Leuten zurückkehren und ihnen erklären, auf welche Weise sie sich meiner Meinung nach selbst vergiften.«
»Nein! Niemals!« schrie Mutter Johnston.
»Nur so ein Gedanke«, meinte Tor. »Wenn sie es wüßten, könnten sie es vielleicht vermeiden, dann würden sie selbst Kinder bekommen und hätten es kaum mehr nötig, andere
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