Pelbar 6 Das Lied der Axt
Freifrau Arbyr, und die erste Gruppe fand in einem geschützten Winkel die Spuren von zwei Paar Skiern. Bei Einbruch der Nacht war der Sheriff des Zweitsektors alarmiert worden und schickte seine Leute aus, um die Farmen zu warnen.
Kurz darauf erreichten Tor und Peelay Johnstons Farm, nahe der Stelle, wo der junge Mann gefangengenommen worden war. Tor klopfte an die Tür, das Geräusch wurde durch seine dicken Fäustlinge ge-dämpft. Stanley Johnston öffnete die Tür, und die Kinnlade fiel ihm herunter. »Du?« sagte er.
»Was ist los, Stan?«
»Der Wilde und der Fremde.« Er wollte ihnen den Weg verstellen, aber Tor drängte sich in den warmen Mittelraum. Dort saßen eine alte Frau und drei Kinder.
Mutter Johnston stürmte mit einem Topf heißen Fetts ins Zimmer. Tor riß ein Kind hoch und hielt es vor sich. »Hört einen Augenblick zu!« rief er. Dann sagte er sanft: »Dürfen wir uns setzen?«
»Damit kommst du nicht durch. Der Sheriff ...«
»Hört doch mal zu!« Tors Stimme klang so entschieden, daß sie verstummten. »Ich glaube, daß dieser junge Mann euer Sohn Billy ist«, sagte er über-gangslos.
Sie starrten ihn an. »Nein!« sagte Johnston.
»Sie haben ihn den Berg heruntergeschickt, weil er schon früher hier gewesen war. Ich habe im Gefängnis mit ihm gesprochen. Im Sgenamon-Dialekt gibt es kein ›ch‹, aber er hat es sich schnell angewöhnt. Er muß es schon gekannt haben. Dieser Laut ist sehr schwer zu lernen. Sie haben seinen Namen nur wenig verändert – von Billy zu Peelay.«
Der junge Mann hatte alle mit großem Mißtrauen angesehen; er konnte nicht alles verstehen, was gesprochen wurde.
»Mutter, stell das Fett weg!« sagte Stanley Johnston.
Sie schaute zerstreut hinunter, trug den Topf ans hintere Feuer, kam mit leeren Händen zurück und wischte sie an ihren Wollhosen ab. Dann schaute sie den jungen Mann genau an und sagte: »Nein.«
»Ich bin ein Sgenamon«, sagte Billy langsam. »Keiner von euch.«
»Das ist ganz normal«, erklärte Tor. »Wenn man kleine Kinder früh genug wegholt, werden sie völlig zu Mitgliedern ihrer neuen Gesellschaft. Sie sind stolz darauf. Sie verachten die alte Kultur, sogar die ihrer Eltern.«
Mutter Johnston wiederholte: »Nein.« Dann verlangte sie: »Zeig mir deine Seite. Genau da!« Sie deutete in Taillenhöhe auf ihre linke Seite. Tor half Billy aus dem Mantel und zog ihm das Gefängnishemd herunter, eine alte Brandnarbe wurde sichtbar. Mutter Johnston schlug keuchend die Hände vors Gesicht, dann streckte sie sie ihm entgegen und sagte: »Oh, Billy, was haben sie mit dir gemacht?«
»Ich bin ein Sgenamon«, sagte Billy mit fast er-stickter Stimme.
Stanley Johnston schaute Tor an. »Was soll ich sagen?« fragte er. »Ich hätte ihn umgebracht. Mutter hat es verlangt. Was soll ich sagen?«
»Sag gar nichts! Warum umarmst du deinen Sohn nicht? Hoffentlich ist dir klar, wie schwierig es sein wird, ihn wieder an das Leben im Eistal zu gewöhnen.«
»Weißt du denn, wie schwer es bisher war? Endloses Geheule und Gejammere? Endlos.«
Am nächsten Tag erreichte die Nachricht von Tors Flucht das Gut von Freifrau Arbyr, ein Mann des Sheriffs überbrachte sie, als alle beim Abendessen saßen.
Sie legten auf dem langen Tisch noch ein Gedeck für ihn auf, und nach einem verlegenen Schweigen sagte Randall Stonewright: »Du glaubst also, daß er hierher kommt?«
»Kein Grund, sich dafür zu fürchten, Randall«, sagte Freifrau Arbyr seufzend. »Er ist klug genug, den Südsektor zu verlassen. Er weiß, daß mein Bruder dieses Gebiet nicht nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit führt, sondern nach seinen eigenen Plänen.«
»Man kann nicht verlangen, daß ein Vertreter des Gesetzes sich solche Reden anhört«, sagte der Mann des Sheriffs und stand auf.
»Setz dich, junger Mann, und iß!« rief Freifrau Arbyr. »Ich bin schließlich seine Schwester. Es wäre leichter, wenn es nicht so wäre. Alle wissen, daß Tor das Eistal verlassen will. Es ist auch hinreichend bekannt, daß ich ihn gerne zum Herrn dieses Gutes machen würde. Sonderbarerweise benützt der Richter meine Sympathie für Tor als Hebel, um mich davon abzuhalten, Randall zu heiraten – überrascht dich meine Offenheit?« Sie lachte ein wenig. »Vielleicht liegt es am Gerstensaft. Vielleicht bin ich auch zu alt für diese albernen Spiele. Ich weiß nicht, warum Tor geflohen ist, aber ich weiß, wenn er es schafft, den Zweitsektor zu erreichen, wird ihn Fenbaker niemals an Morton
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