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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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einen Schrei aus, nahm seine Axt und begann, den Stamm an der Seite loszuschlagen, er kam frei, als sie gerade unter das Eis hineinpolterten und das Dach sich schnell nach unten senkte. »Spring auf, Tris!« rief Tor.
    »Was?« brüllte Tris und ließ nur ungern den Span-korb fahren, an dem er gerade arbeitete.
    Vor ihnen, in der unheimlichen Dunkelheit des Ei-stunnels hörten sie ein Dröhnen. Tor stieß den Rest des Floßes nach vorne weg. An einer Stelle schrammte es gegen die Decke, während der einzelne Stamm knapp vorbeikam, dann hatten sie das Floß überholt. Tor stieß verzweifelt gegen die Tunneldek-ke, um sie durch die Strömung zu steuern. »Duck dich!« brüllte er. Der Fluß schäumte ins Eis und verschwand darunter, bis auf eine schmale Rinne, in die Tor den Stamm steuerte. Sie schossen durch und waren plötzlich, durchnäßt und zitternd, wieder im Hellen.
    Sie ruderten mit tauben Händen ans Ufer und wa-teten zitternd an Land. Sobald sie ein Feuer gemacht und sich getrocknet hatten, nahm Tristal seinen Bogen und ging wieder an den Fluß. Bald war er mit einem großen Fisch zurück. »Schau – ein Zamu – so hat ihn Billy genannt. Groß, was?«
    Tor wirkte ein wenig bedrückt. »Was ist los?«
    fragte Tristal.
    »Ich hätte uns da hinten bald beide umgebracht.
    Und ich glaube, wir haben noch eine Eiswand vor uns.«
    Das stimmte, aber vorne war es wärmer, und die beiden Shumai flößten durch eine schmale Rinne, wo das Wasser toste und donnerte, die aber nicht sehr gefährlich war.
    Bald befanden sie sich jenseits des Eises auf einem flacheren Fluß. Seevögel flogen über ihnen hin, und große, uralte, unbekannte Bäume wuchsen am Fluß und auf den Flanken hoher, abgerundeter Berge. Die Berge hatten Schneekappen, schmale Rinnsale liefen an ihnen herunter und stürzten Hunderte von Armlängen weit in kleine Wasserläufe, die den Sgenom speisten. Dunst stieg auf und hüllte sich um die Berge, verhüllte und enthüllte sie abwechselnd. Regen fiel in treibenden Schwaden und böigen Schauern.
    Die beiden verbesserten das Floß, während sie weitertrieben, und Tor begann darauf ein Boot zu bauen, dessen Teile er mit seiner Axt in Form brachte.
    Er gab sich besondere Mühe, Tristal jeden Schritt zu erklären und ihn mithelfen zu lassen. Ehe sie damit fertig waren, war der Fluß noch langsamer geworden, und als Tristal aufschaute, sah er eine kleine Siedlung am Ufer, Bretterhäuser, über denen Rauchfahnen schwebten.
    »Das müssen die Schnitzer sein, von denen Billy erzählt hat«, meinte Tor.
    »Feindselig?«
    »Nein. Nur gegen die Sgenamon, weil die ihre Kinder rauben.«

ZWEIUNDZWANZIG
    Als das Boot knirschend auf die Uferkiesel fuhr und Tor in das seichte Wasser hinaustrat, zögerte er kurz und ließ seine Augen über die Szene vor sich schweifen. Niemand da. Es schien alles still, unheilverkündend, aber als er seine Instinkte befragte, konnten auch seine feinsten Sinne keine wirkliche Gefahr spü-
    ren.
    Er wandte sich an Tristal und winkte ihm, er solle unbewaffnet vortreten. Sie zogen das Boot und das Floß weiter hinauf und gingen auf die Häuser mit den niedrigen Dächern zu. Massive Schnitzereien, auf denen überall Augen erblühten, belebten die Oberflä-
    chen der Gebäude. Auf Pfosten und Kochgestellen waren ähnliche Schnitzereien mit Tieren, Vögeln, Fischen, sonderbaren Maschinen, Behausungen und menschlichen Körperteilen zu sehen, alle stark stili-siert, ritualisiert, bemerkenswert lebendig und dyna-misch.
    Düster erhoben sich auf beiden Seiten zwei dunkle Berge über die Siedlung, voller Wasserläufe, verwil-dert, mit hohen, dichten Bäumen. Die beiden Shumai nahmen alles in sich auf, sie gingen langsam hinauf zum höchsten Punkt der Siedlung, sahen sich an und setzten sich schließlich an ein glimmendes Feuer, das Tor mit Spänen und Splittern schürte. Nach einiger Zeit, in der er und Tristal schwiegen, spürte Tor mehr als er sah oder hörte, wie jemand sich näherte.
    Ein alter Mann mit langem, grauem Haar, das seitlich an seinem runden, dunklen Gesicht herunterge-kämmt war, kam und hockte sich zu ihnen.
    »Das ist mein Neffe Tristal. Ich bin Tor. Wir sind Shumai und kommen aus dem Südosten, von jenseits des Eises. Wir wollen nach Westen.«
    »Nicht viel weiter im Westen liegt das Meer.«
    »Das haben wir gehört.«
    »Von wem?«
    »Von Billy, einem Jungen aus dem Eistal, den die Sgenamon entführt und adoptiert haben.«
    »Ihr seid bei den Sgenamon gewesen?«
    »Nein. Nur

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