Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
größten Holzköpfen von allen, die für eine rechte Arbeit zu dumm sind und denen ihr ganzes Leben lang nichts anderes einfällt, als anderen Leuten vorschreiben zu wollen, was sie zu tun und zu lassen haben, und be-denkenlos das Leben Unschuldiger für ihre hirnrissigen Ideen riskieren. Sie wollen uns immer einreden, daß nur sie wirklich entscheiden könnten, wenn es um ›Sicherheit‹ und ›Ordnung‹ und das ›Vaterland‹
geht. Dabei können wir sehr wohl selbst entscheiden.
In allen Dingen, die uns angehen. Und ich hoffe, du entscheidest dich dafür, mitzuhelfen. Das wäre ein Anfang. Und als erstes kannst du hinuntergehen und in der Bilge nachsehen, ob wir kein Wasser aufnehmen. Die Falltür in der Mitte der Kajüte. Jetzt komm schon! Auf! Tu es!«
Ferth erhob sich widerstrebend und ging stockend zur Treppe, die in die Kajüte hinunterführte. Ihre Mutter schaute Stel an. Er streckte die Hände aus, mit den Handflächen nach oben, und machte sich dann wieder daran, einem jungen Mann, der sich herumwälzte und unter seinen Verbrennungen stöhnte, be-hutsam das Hemd abzulösen.
Als es am nächsten Morgen dämmerte, erreichte Onsers Truppe nahe am Fort den Cwanto. Sein Hornruf wurde vom Fort beantwortet, und bald schoben Männer Boote ins Wasser und schickten sich zum Übersetzen an. Aus dem Westen setzte Gewehrfeuer ein, und ein Ballon der Föderation stieg über den Bäumen auf.
Als die meisten Männer drüben waren, befahl Onser dem Maschinengewehrschützen neben sich, auf die Wälder zu schießen.
»Ich habe nicht mehr viel Munition, Erhabener«, wandte der Mann ein.
»Verfeuere alles! Im Fort ist sicher genug.«
Der Mann schob den letzten halben Gurt durch die Waffe und sprühte Schüsse auf die treibenden Rauchwolken, die die Position der feindlichen Gewehrschützen verrieten. Als er dann den Verschluß öffnete und sagte: »Das war's, Sir«, wurde ihre Stellung von Süden her mit Maschinengewehrfeuer beharkt.
Die Innanigani, die noch auf dem Westufer waren, drückten sich an den Boden, als die Kugeln ringsum in Erde und Bäume schlugen. Ein zweites Maschinengewehr eröffnete das Feuer auf die Boote, beharkte sie, und die Männer stürzten in den Fluß. Die Maschinengewehre im Fort begannen auf die westlichen Stellungen loszurattern, die darauf verstummten.
Onser hielt sich den Arm. Zwischen seinen Fingern quoll Blut heraus. »Sie haben die neue Waffe«, rief er.
»Alle, die noch hier sind – eingraben!«
»Sir, sie haben aufgehört«, rief ein Unterführer.
»Sollen wir nicht über den Fluß setzen?« Die Stimme des Mannes klang etwas verzweifelt.
Onser warf einen wütenden Blick in seine Richtung. »Ja. Geh du nur! Nimm zwanzig Mann mit, die gehen wollen!« Onser hatte keine Geduld mit Feig-lingen und rechnete damit, daß sie getötet wurden, aber die Männer liefen auf ein Boot am Ufer zu, pad-delten in verzweifelter Hast mit Rudern und Händen und schöpften mit den hohlen Händen das Wasser aus. Zu Onsers nicht geringem Verdruß kamen sie alle hinüber. Er sah ihnen nach, wie sie ohne ihre Waffen das Ufer hinaufliefen.
Inzwischen beugte sich Tristal über Narl, der keuchend, eine Hand noch am Maschinengewehr, dalag.
»Leg dich zurück!« sagte er. »Laß mich das Hemd aufmachen!«
»Nicht ... nötig ... Tris«, flüsterte Narl, dann blinzelte er und stieß ein letztes Gurgeln aus. Ein Sentani ergriff die Waffe und begann, wie gehetzt, den letzten Munitionsgurt hineinzuschieben. Tristal hielt ihn an den Armen fest. Der Mann wehrte sich.
»Nein«, sagte Tristal zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Das ist eine Kriegswaffe, kein Rache-werkzeug. Wir müssen die Stellung aufbauen.«
»Geh mir aus dem Weg, Shumai!« verlangte der Mann.
»Wenn wir fertig sind, kannst du schießen, Vendi«, beharrte Tristal. »Jetzt hilf mir bei den Balken!«
Der Sentani zappelte, konnte sich aber nicht aus Tristals Griff befreien. Endlich ließ er locker und keuchte: »Er ist mein Vetter!«
»Wir sind alle Vettern, Vendi. Sogar sie sind unsere Vettern. Wir haben nur noch einen Gurt. Der Kommandant ist auf dem Westufer zurückgeblieben.
Warte auf ihn. Warte, bis die Waffe geschützt ist.«
Der Sentani warf ihm einen letzten, frustriert-zornigen Blick zu, dann wälzte er sich nach hinten aus der Stellung und ging, um beim Balkenschleppen zu helfen. Tristal band Narls Hemd wieder zu und schaute auf den teilnahmslos Daliegenden hinunter.
Einen Augenblick legte er seine Wange gegen die des Toten,
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