Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
ich etwas tun konnte, um es zu verhindern. Sie wollten nicht auf mich hören.«
»Der Schuß ist vermutlich auch fehlgegangen.«
»Nein. Ein Treffer. Er traf eine Frau, und ihr Tier ist gestürzt.«
»Eine Frau? Eine Pelbar-Frau?«
»Nein, Sir. Es waren zwei. Eine dunkelhaarige Pelbar und eine rothaarige Sentani.«
Oberly schlug die Hände vors Gesicht. »Und ... ihr ... habt ... auf eine ... davon ... geschossen?«
»Ja, Sir. Mein Mann hat auf die ... auf die Rothaarige geschossen. Ich habe keinen ...«
Oberly stieß einen Schrei aus.
»Was, bei Billies grünem Apfel, ist denn los, Sir?«
fragte Leutnant Nivel.
»Er hat auf Miggi geschossen, Leutnant! Auf Miggi!
Der ... von allen Meldungen, die wir bekommen haben, von allem Ungehorsam, aller Unfähigkeit und allen Vergehen, das ist doch ...« Er brach ab und starrte vor sich hin.
»Ich verstehe, inzwischen wüßte jeder, wer Miggi ist«, sagte Nivel. »Oberly hat sie bei der letzten Invasion kennengelernt. Er ...«
»Hör auf damit, Leutnant!« sagte Oberly. »Wir müssen diese Föderationsarmee finden. Sofort!«
»Das versuchen wir doch die ganze Zeit, Sir.«
Oberly warf noch einen Blick auf den Unterführer.
Der Mann hatte ein zerfetztes Ohr.
ACHTUNDZWANZIG
Auf ihrem Weg nach Westen trafen Stel und Reprä-
sentant Budde auf eine immer größer werdende Menge verzweifelter Bürger, die inzwischen alle von Stel gehört hatten und die Geschichte der Bombe erfahren wollten. Er berichtete, was geschehen war, und beantwortete alle Fragen so sachlich wie möglich. Einige Leute wurden wütend über das, was da ohne ihr Wissen geschehen war. Andere beschimpf-ten Stel und die ›Wilden‹ aus dem Westen. Aber eine immer größere Zahl schloß sich den beiden auf ihrem Marsch nach Westen an. Budde konnte sich das nicht erklären – höchstens durch die seltsame Anziehungs-kraft, die Stel durch seine unerschütterliche Freundlichkeit und seine trockenen Witzeleien auszuüben schien. Der weißhaarige Repräsentant war immer mehr davon überzeugt, daß hier etwas Bedeutsames geschah.
Inzwischen hatten Areys Reiter die Truppe aus Baligani und Coo südlich von Sconet Ford über den Leynap geführt, und nun marschierten sie unaufhalt-sam nach Osten.
Spät am Abend des Tages, an dem Miggi verwundet worden war, meldete sich ein Unterführer bei Oberly und salutierte. »Leutnant, wir haben den Feind ausfindig gemacht. Er lagert südlich des May-fly-Sees.«
»Wie weit?«
»Nicht ganz acht Ayas von hier, im Südwesten.«
Oberly pfiff leise. »Gut. Ich will eine Parlamentärsgruppe zusammenstellen. Ich habe eine Botschaft zu überbringen. Ich brauche vier Freiwillige, und zehn Mann, die weiter hinten mitkommen.«
»Was hast du vor? Willst du wieder kapitulieren?«
fragte Nivel.
»Kapitulieren? Nein. Reden. Willst du mitkommen?«
»Nein.«
»Gut. Dann übernimm das Kommando, bis ich wieder hier bin! Die Flanken sollen weit draußen bleiben. Laß die Feuer angezündet! Weck alle auf und verlege das Lager über den Arit zurück! Dann nimm die Brücke weg! Ich werde sehen, ob ich etwas in Erfahrung bringen kann. Vergiß nicht, daß wir eine Patrouille draußen haben, die nach dem Nachschub aus der Stadt Ausschau hält – hauptsächlich Maschinengewehrmunition. Wir wollen versuchen, sie heute nacht reinzukriegen. Und – komm mal zur Seite!« Er und Nivel gingen ein paar Schritte, bis sie allein waren. »Dieser Unterführer – mit dem Ohr? Behalte ihn im Auge. Er hat etwas Komisches an sich. Kennst du ihn?«
»Nein. Er kam erst spät als Ersatz ins Fort bei Tremai. Ich glaube, er hat mitgeholfen, gegen die Partisanen zu kämpfen und ist dann dageblieben. Was ist mit ihm?«
»Ich weiß es nicht. Es ist nur so ein Gefühl ... und dann – seine Geschichte. Ein Unterführer, der als einziger entkommt. Dessen Männer gegen seinen Befehl das Feuer eröffnen. Er scheint immer mittendrin zu sein. Vielleicht war er eines von Borunds Schoßhünd-chen. Für einen Unterführer ist er nicht mehr der Jüngste, aber soviel Erfahrung hat er offenbar gar nicht. Und er hat Angewohnheiten ...«
»Ja?«
»Kommandiert gerne. Siehst du das auch?«
Nivel runzelte die Stirn. »Nein. Mir ist nichts auf-gefallen.«
»Vielleicht bin ich überreizt. Nein. Da ist etwas.«
Kurz vor Mitternacht meldeten die Posten der Föderation, daß sich von Osten eine Gruppe mit Fackeln nähere. Hörner wurden geblasen und die Truppe in Alarmbereitschaft versetzt.
Tristal ritt hinaus zum
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