Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
Rhythmus kam. Die großen, blonden Reiter gaben sich frech und lässig. Die Sentani mit ihrem kurzgeschorenen Haar und ihrem förmlichen Benehmen wirkten reservier-ter, obwohl sie unaufhörlich ein Brettspiel mit in Reihen aufgestellten Figuren spielten, wenn sie nicht mit ihrer Ausrüstung und ihren Waffen beschäftigt waren, die sie makellos in Ordnung hielten. Die Pelbar waren die Mädchen für alles und hielten die Gruppe zusammen, sie waren vergleichsweise still, immer beschäftigt und auf die Bedürfnisse aller bedacht. Die Peshtak, in deren Gebiet sie sich ja alle befanden, wirkten hier irgendwie fremd, sie waren schweigsam, blieben für sich und waren mißtrauisch, aber auch auf scheue Art angetan davon, mit den anderen Westländern beisammen zu sein. Wie Peydan mit Er-staunen feststellte, waren sie alle eine einzige Gesellschaft, die im Begriff war, zu einer einheitlichen Kultur verschmolzen zu werden, in der jeder Teil anders war, aber doch seinen Beitrag leistete.
Gegen Abend des ersten Regentages bahnte sich Winnt einen Weg durch die Gefangenen, um sich Borunds Bein noch einmal anzusehen. Er brachte seinen alten Sentani-Gefährten mit, der heißes Wasser trug. Schweigend entfernte er die Verbände, wusch und untersuchte die Wunde und band sie wieder ein.
Borund hielt die Hände vor die Augen und erwiderte das Schweigen. Als Winnt fertig war, kam Mokil, stellte sich, die Hände in die Hüften gestützt, hinter ihn und beobachtete ihn.
»Ich weiß es jetzt«, sagte er. »Es ist wegen Stels Buch, nicht wahr?«
»Wir wollen hier nicht darüber sprechen«, wehrte Winnt leise ab.
»Ich sehe es. Es wird uns vernichten«, meinte Mokil.
»Wir brauchen alle verfügbaren Mittel, um mit dem fertigzuwerden, was ansteht«, erklärte Winnt.
»Aber wir wollen nicht darüber sprechen – nicht hier, alter Sternenführer. Vergiß nicht, was die Pelbar für mich getan haben!«
»Ganz anders. Ja. Ich erinnere mich. Glaubst du, diese Leute würden Nordwall vor den Tantal retten?
Keinen Stierhuf sind sie wert. Sie würden aus den Hautfetzen eines anderen Eintopf machen und ihm das dann als erstklassiges Fleisch verkaufen. Man sieht es doch. Sie haben nicht einmal vor ihresglei-chen Achtung.«
»Ihr wißt nicht einmal, was Achtung überhaupt ist!« fauchte Borund. »Ihr seid nichts als eine Bande von Dreckwühlern und Mordbrennern.«
»Borund, ich bitte dich«, beschwor Peydan. »Der Dreckwühler hat soeben dein Bein versorgt.«
»Das ist nicht mehr nötig«, stellte Winnt fest. »Es ist wieder ziemlich in Ordnung.« Er wandte sich an den Leutnant. »Hallo, Odorly! Alles klar?«
»Ja, Winnt. Bei dir schon, wie ich sehe – so klar, wie es bei einem Sentani-Kratzer nur sein kann«, erwiderte der lächelnd.
»Leutnant Oberly!« rief Borund. »In Innanigan werden wir schon sehen, wie es um dich steht.«
»O ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte Leutnant Oberly. »Dort wird man ganz begeistert sein, wenn man erfährt, wie du ganz alleine einen Krieg angefangen hast. Das können nicht viele Leute von sich sagen.«
»Leutnant!«, mahnte Peydan.
»Ja, Erhabener?« Oberly war plötzlich ernüchtert.
»Gib Frieden!«
»Gute Idee!« meinte Mokil. »Das könntet ihr alle lernen. Ich hoffe, es besteht eine gewisse Aussicht. Ich wollte meine letzten Jahre in Koorb zubringen. Herumtrödeln. Fischen. Die großen Epen singen. Mit En-kelkindern spielen.«
»Wo willst du denn die Enkelkinder herbekom-men?« fragte Winnt grinsend.
»Ausleihen. Ich ...«, begann er, dann bemerkte er den Ausdruck in Winnts Augen und verstummte.
»Schon gut«, sagte Winnt. »Igna ist als Soldat gekommen und den Soldatentod gestorben. Wie so viele. Atou gibt uns die Kraft, das einzusehen.«
»Es war Verrat«, sagte der alte Sentani.
»Auch das ist ein Teil des Krieges. Das ist doch ein Krieg, nicht wahr, Oberly?«
»Nicht antworten, Leutnant!« warnte Peydan.
»Warum nicht?« fragte Mokil.
»Wenn eingestandenermaßen Krieg herrscht, muß ein formeller Friedensvertrag gemacht werden. Das ist nicht immer einfach. Manchmal kann man die Dinge leichter regeln.«
»Aha«, sagte Winnt. »Ich verstehe. Aber Frieden ist schließlich eine Geisteshaltung.«
»Das ist wieder Stels Buch«, sagte Mokil. »Komm jetzt! Wir sind schon zu lange hier.« Sie schlenderten weg.
Als Oberly den sich entfernenden Sentani nachsah, fragte er: »Was, bei des Schicksals Karten, ist Stels Buch?«
»Wer weiß?« meinte Peydan. »Vielleicht etwas, was wir zu
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