Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
Nachschub. Ihr haltet die Insel bis zum Einbruch der Nacht besetzt.«
»Was soll das denn bedeuten?« murmelte ein Mann.
»Wir wollen ihnen zeigen, daß wir die Herren sind«, erklärte ein anderer. Er hatte ein sternförmiges Brandmal auf seiner linken Hand.
Zweiunddreißig Tage später las Sagan die Erklärung der Innanigani der Föderationsversammlung vor. Die Peshtak sprangen fluchend auf, und die anderen machten ernste Gesichter. Es folgte eine lange Debatte darüber, wie man vorgehen solle. Einige wollten in das Territorium der Innanigani einmarschieren. Andere wollten nur das strittige Gebiet verteidigen. Die See-Sentani waren gegen eine Invasion, weil dadurch ihre Beziehungen zu den Seligani gefährdet würden, welche einen Verteidigungspakt mit den Innanigani hatten. Sie erklärten sich jedoch bereit, das Gebiet westlich des Leynap zu verteidigen.
Schließlich stand Ahroe auf und sagte: »Was ich jetzt vorschlagen werde, wird, glaube ich, sehr unpo-pulär sein, aber ich bin der Ansicht, wir müssen die Sache gründlicher untersuchen, als wir es bisher getan haben. Was könnten die Innanigani im Sinn haben? Wir haben sie im Felde entscheidend geschlagen. Aber wir wissen, daß sie ein zahlenmäßig starkes, erfinderisches und fortgeschrittenes Volk sind.
Sie würden nicht so handeln, wenn sie sich nicht irgendeinen Vorteil davon versprächen.
Ich glaube, diese Erklärung deutet darauf hin, daß sie sich für fähig halten, ihren Schachzug zu stützen.
Das wiederum läßt neue Waffen vermuten, vielleicht besser als alles, als wir haben. Es deutet auch auf Stolz hin, von der Art, wie er dieser Schlange Borund jedesmal aus dem Gesicht grinste, wenn er mit uns sprach.
Möglicherweise liegt der Schlüssel zu unserem Problem in Baligan. Ich habe aus meinen Gesprächen mit den Gefangenen, besonders mit Borund, ent-nommen, daß die Ostländer sich auf ihre Verbündeten verlassen. Sie hoffen, sie nach Belieben rufen zu können. Das weist auf Zwang hin. Ich bezweifle, daß die Baligani so begeistert davon sind, eine Menge Soldaten zu entsenden, damit sie für die Eroberungen der Innanigani kämpfen. Vielleicht können sie nicht anders. Vielleicht ist es wirtschaftlich notwendig. Die See-Sentani haben uns eben von den Seligani berichtet. Die scheinen nicht übermäßig aggressiv zu sein.
Ich glaube auch nicht, daß irgend jemand von uns begierig darauf ist, Leute im Kampf zu verlieren, wenn es nicht sein muß. Aus diesen Gründen schlage ich vor, ihnen ein Gegenangebot zu machen, in dem wir ihre Bedingungen im Grunde akzeptieren.«
Igant sprang auf und schrie: »Verräterin! Ich wußte immer, daß wir dir nicht trauen können!«
Als sich das Tohuwabohu gelegt hatte, sagte Ahroe: »Igant, ich verstehe deine Besorgnis, aber du müßtest einsehen, daß schon Pelbar, genau wie Sentani und Shumai für eure Sache gestorben sind. Mein eigener Sohn war den ganzen Winter über bei diesem Feldzug und ist erst jetzt mit ihrem Dokument zu-rückgekehrt. Bei allen weiteren Kämpfen werden die Peshtak und der Besitz der Peshtak den Hauptteil jeder Strafe zu ertragen haben. Wenn das vermieden werden könnte, wäre das auch für euch von Vorteil.
Das Land östlich des Cwanto ist im Moment nicht besiedelt. Die Innanigani brauchen es offensichtlich nicht. Aber wir sollten nicht übersehen, daß ihre Er-klärung ein Zugeständnis enthält – ein recht bemerkenswertes. Sie haben im Prinzip ihre Ansprüche auf Gebiete westlich des Cwanto aufgegeben. Das ist neu.
Wenn sie sich an ihre Erklärung halten würden, könnten wir sicher – fast sicher – damit leben.
Ich glaube, wir müssen eine Antwort aufsetzen.
Auf zwei Punkten sollten wir bestehen: Erstens, wir werden ihren Anspruch akzeptieren, wenn sie sich einverstanden erklären, niemals in das Land westlich des Cwanto vorzudringen. Zweitens müssen wir über den Baligani-Kanal Zugang zum Östlichen Ozean bekommen, um so den toten Gebieten im Süden von Innanigan auszuweichen. Das bedeutet, freie Schiff-fahrt auf dem Cwanto und die Anerkennung der Baligani.
Wenn sie sich mit diesen Bedingungen einverstanden erklären, bleibt uns ein Krieg erspart. Die Gruppe unter ihnen, die hofft, von einem Krieg zu profitieren, wird enttäuscht sein. Diejenigen, welche auf Frieden hoffen, werden ermutigt. Unsere Stellung gegenüber den beiden anderen Städten wird gestärkt werden.
Wenn wir die Grenze zu den Innanigani dichtmachen und die Baligani durch den Handel mit uns reich werden,
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