Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
unter Diplomaten stehenbleiben, sondern ließ gleich seinen Stuhl bringen und setzte sich. Dann seufzte er und schaute von einem seiner Besucher zum anderen. »Die Sache mit diesem ... diesem Stel ... hat alles kompliziert«, sagte er unvermittelt. »Wir hatten nicht gewußt, daß ihr hier einen Agenten habt.«
»Wir auch nicht, Gouverneur«, lachte Jestak unbe-schwert.
»Das kann ich mir vorstellen«, entgegnete Entat.
»Tatsache ist jedoch, daß er hier ist. Wir können ihm nicht gestatten, zurückzukehren, und wir können auch keine weiteren Kontakte mit ihm zulassen. Wir haben ihn in Gewahrsam genommen und werden euch bitten, heute abzureisen. Wir können uns nur mit einem Punkt einverstanden erklären. Wir werden gestatten, daß Beobachter von uns sich euren Patrouillen anschließen, wie es dein Wunsch war.«
»Spione von euch?«
»Es war dein Wunsch. Wenn du ihn zurückziehen willst, ist das für uns sicher annehmbar.«
»Nein. Wir wollen ihn nicht zurückziehen, aus denselben Gründen, aus denen wir ihn ursprünglich vorgebracht haben. Wir hoffen auf Frieden, und wenn es schon zu Feindseligkeiten kommt, wäre es uns lieber, wenn dein Volk nicht noch zusätzlich zu den Innanigani hineingezogen würde. Wir haben natürlich angenommen, daß eure Beobachter euch vollständig über uns und unsere Aktivitäten berichten würden. Wir haben nichts zu verbergen – in bezug auf unsere Patrouillen.«
»Das kann ich mir ebenfalls vorstellen. Die Seligani hast du offenbar nicht erwähnt.«
Jestak lächelte. »Nein«, erwiderte er. »Sie scheinen weniger unter dem Pantoffel von Innanigan zu stehen als Baligan. Wir werden also tun, was du sagst, und eure Beobachter dort erwarten, wo du es möchtest.
Ich hoffe, Gouverneur, daß du dir die Zeit nehmen wirst, mit Stel zu sprechen. Du wirst sehen, daß er ein äußerst interessanter Mensch ist. Er treibt viele Pelbar zur Verzweiflung. Er ist zu individuell. Sie werden wütend sein, wenn sie erfahren, daß seine Anwesenheit hier unsere Beziehungen so stark beeinträchtigt hat.«
»Und du bist nicht wütend?«
Jestak lachte. »Doch, ich bin wütend. Nein. Eigentlich nicht. Ich bin überrascht. Ich bin enttäuscht. Ich kenne ihn jedoch gut von früher her. Er hat so eine Art – nun, du wirst sehen. Hast du schon mit ihm gesprochen?«
»Er ist kein Diplomat.«
»Ach so. Also nicht gut genug, um beim Gouverneur vorgelassen zu werden. Seine Mutter war früher Protektorin von Pelbarigan, das ist dasselbe wie Gouverneur. Indirekt hat er ... nun, ich glaube, ich überlasse es dir selbst, Stel kennenzulernen oder auch nicht. Wahrscheinlich wäre er dir ohnehin nicht sympathisch. Hoffentlich behandelst du ihn gut. Und nun, Xord, Xarn, seid ihr bereit?«
»Ich habe die Konferenz noch nicht beendet.«
Jestak, der sich schon erhoben hatte, setzte sich wieder. »Ja, Gouverneur?« fragte er.
Entat zögerte, zog die Augenbrauen hoch und sagte: »Es kann immer noch etwas werden zwischen uns. Jedenfalls wären wir dankbar, wenn die Coo-
Überfälle aufhörten.«
»Dann achtet darauf, daß eure Leute auf ihrem eigenen Gebiet bleiben«, sagte Xord.
»Der Verlauf unserer Grenze könnte ein Streit-punkt sein«, gab Entat zu bedenken.
»Er ist ausreichend bekannt«, entgegnete Jestak.
»Westlich des Cwanto und nördlich des Reed nach Westen bis zur großen Schleife im Süden und von dort aus direkt nach Westen bis zum Nordrand der toten Gebiete. Ihr habt viel Platz, euch auf die nördliche Halbinsel hinaus auszudehnen. Das Gebiet der Coo wird von der Föderation verteidigt.«
»Mit Horden von Wilden«, murmelte Entat.
»Keine Horden, Gouverneur. Wir Wilden brauchen dazu nur Scharen, vielleicht eine kleine Bande. Im Ernst, wir sollten es nicht dazu kommen lassen. Wenn du Zeit hast, sprich bitte mit Stel!«
Entat erwiderte nichts, aber Jestak machte keine Anstalten zu gehen.
Als seiner Würde Genüge getan war, erhob sich Entat und zog sich durch die Schiebetüren zurück, die die Adjutanten hinter ihm schlossen, Jestak und die Coo standen auf.
»Fischgedärm«, murmelte Jestak. »So eine Schwei-nerei. Eine beschissene, schlammbespritzte, ver-schwitzte, schrundige, wurmzerfressene Schweine-rei.«
Xord starrte ihn an. »Stel kann nichts dafür. Ich glaube, er wußte es nicht.«
Jestak riß sich mit beiden Händen an den Haaren.
»Nein. Er wußte es nicht. Ich ... sehen wir zu, daß wir hier wegkommen.« Er lachte wehmütig und fügte hinzu: »Bereit zum Laufen?«
»Nicht so
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