Pells Stern
schrie Jon in den Raum zurück, wo die Offiziere der
Europe
noch auf ihren Plätzen saßen. »Nehmen Sie ihn, und er wird Ihnen denselben Dienst leisten! Er lügt!«
HaIe packte ihn am Arm und stieß ihn in den Raum, der für sie bereitstand. Hinter ihnen drängten sich die anderen herein. Die Tür ging zu.
»Sie sind wahnsinnig«, sagte Jon. »Sie sind wahnsinnig, Hale!«
»Sie haben verloren«, meinte Hale.
5.3. Kauffahrer »Finity‘s End« im tiefen Raum; 22:00 Uhr HT; 10:00 Uhr WT
Das Blinken der Lampen, das Geräusch der Ventilatoren, das gelegentliche Prasseln des Koms von anderen Schiffen - all das besaß eine traumhafte Vertrautheit, als habe Pell nie existiert, als sei es wieder die
Estelle,
und die Menschen, die sie umgaben, mochten sich umdrehen und vertraute Gesichter zeigen, die sie seit ihrer Kindheit kannte. Elene bahnte sich ihren Weg durch die geschäftige Kontrollzentrale der
Finity‘s End
und drückte sich in die Nische einer überhängenden Konsole, um Ausblick auf den Scanner zu erhalten. Ihre Sinne waren immer noch von Medikamenten benebelt. Sie drückte die Hand auf den Bauch, verspürte eine ungewohnte Übelkeit. Der Sprung hatte dem Kind nicht geschadet... das geschah nie. Kauffahrer hatten das immer wieder bewiesen, Kauffahrerfrauen mit starker Konstitution und lebenslanger Gewöhnung an die Beanspruchungen. Elene schob es zu neun Zehnteln auf die Nerven, denn auch die Medikamente waren nicht allzu stark gewesen. Sie wollte das Kind nicht verlieren, wollte nicht einmal daran denken. Der durch den kurzen Weg vom Hauptraum hierher erhöhte Puls beruhigte sich mit der Zeit wieder, und auch die Wellen der Übelkeit verschwanden wieder. Sie beobachtete, wie auf dem Scanner ein weiterer Punkt erschien. Die Kauffahrer ließen sich durch Treiben zum Nullpunkt tragen, wie sie auch Pell verlassen hatten, legten dann eilig größtmögliche Realraumgeschwindigkeit vor, um vor den Neuankömmlingen zu bleiben, die wie eine Flut auf den Strand heranrollten. Es brauchte nur jemand über das Minimum hinausschießen, irgendein voreiliges Aas, das in zu großer Nähe in den Realraum eintrat, und sie und die Neuankömmlinge würden in jedem rationalen Sinn zu existieren aufhören, hier und dort zu atomarem Staub zerblasen und verstreut werden.
Dieses Schicksal hatte Elene schon immer für besonders grässlich gehalten. Noch für einige weitere Minuten würde ein solches Ende eine sehr reale Möglichkeit sein.
Aber jetzt trafen immer mehr Neue ein, fanden in vernünftiger Ordnung ihren Weg in dieses Versteck. Vielleicht hatten sie bei Durchquerung des Kampfgebietes ein paar verloren; Elene konnte es nicht sagen.
Erneut wurde ihr übel. Das Gefühl kam und ging. Ruhig entschlossen, es zu ignorieren, schluckte sie mehrmals und warf Neihart einen zynischen Blick entgegen, der die Schiffsführung seinem Sohn überlassen hatte und herbeikam, um nach ihr zu sehen.
»Ich hätte einen Vorschlag«, sagte sie zwischen mehrmaligem Schlucken. »Lassen Sie mich wieder an den Kom. Ab hier geht es nicht mehr um das Weglaufen. Werfen Sie einen Blick auf das, was uns folgt, Kapitän! Es ist der größte Teil der Kauffahrer, die je Fracht für Stationen der Kompanie transportiert haben. Eine ganze Menge, nicht wahr? Und wenn wir wollen, können wir noch mehr erreichen.«
»Was haben Sie vor?«
»Dass wir uns erheben und unsere eigenen Interessen wahrnehmen. Dass wir uns selbst einmal kritische Fragen stellen, bevor wir uns von hier aus verstreuen. Wir haben die Stationen verloren, denen wir dienten. Sollen wir also zulassen, dass die Union uns schluckt, uns ihrem Diktat unterwirft - weil wir mittlerweile nicht mehr zeitgemäß sind neben ihren neuen, vom Staat unterhaltenen Schiffen? Und sie könnten auf diese Idee kommen, wenn wir mit der Bitte bei ihnen auftauchen, ihren Stationen dienen zu dürfen. Aber solange die Dinge im Fluss sind, haben wir Sitz und Stimme, und ich wette, dass auch einige der sogenannten Unionskaufleute erkennen können, wohin die Entwicklung geht, so klar wie wir.
Wir können den Handel stoppen - zwischen allen Welten und Stationen -, wir können sie isolieren. Ein halbes Jahrhundert lang hat man uns herumgeschubst, Neihart, ein halbes Jahrhundert lang waren wir Ziel für jedes Kriegsschiff, wo sie gerade nicht in Stimmung waren, unsere Neutralität zu berücksichtigen. Und was bekommen wir noch, wenn erst einmal die Militärs alles in der Tasche haben? Lassen Sie mich an den
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