Pells Stern
Stimmung und wurden ruhiger, schienen verwirrt zu sein. Miliko ergriff Flüsterns Hand und versuchte ein weiteres Mal ernsthaft, sinnvoll mit ihr zu reden, obwohl sie weniger von der Menschensprache verstand als die Hisa, mit denen sie normalerweise Umgang hatte.
»Schau!« Sie verzweifelte schließlich, packte sich einen Stock und kauerte sich auf den Boden, befreite eine Stelle von lebendem und totem Farn. Sie stach den Stock in den Boden. »Konstantin-Mann Lager.« Sie zog eine Linie. »Fluss.« Nach Ansicht der Fachleute war es unwahrscheinlich, dass irgendein gezeichnetes Symbol Zugang zur Vorstellungskraft der Hisa fand; so etwas entsprach nicht ihrem Verständnis der Dinge, da Linien und Markierungen keine Beziehung zu den wirklichen Gegenständen besaßen. »Wir machen Kreis, so, wir Augen beobachten Menschenlager. Sehen Konstantin. Sehen Bounder.«
Flüstern nickte in plötzlicher Begeisterung, vollführte einen schnellen Hüpfer ihres ganzen Körpers vom Gesäß aus. Sie deutete zurück zur Ebene. »Sie... sie... sie.«, sagte sie und packte den Stock, schwenkte ihn gen Himmel mit einer Geste, die einer Drohung näher kam als alles andere, was Miliko bis jetzt bei Hisa gesehen hatte. »Sie böse«, meinte sie und schleuderte den Stock himmelwärts, hüpfte mehrmals, klatschte in die Hände und schlug sich dann mit den Handflächen auf die Brust. »Ich
Freund
Bounder.«
Bounders Gefährtin. Miliko starrte in das ernste Gesicht der jungen Frau und begriff plötzlich, und Flüstern ergriff ihre Hand und tätschelte sie, während Schnellfuß ihre Schulter tätschelte. Ein heftiges Gespräch entwickelte sich unter sämtlichen Hisa, und sie schienen plötzlich eine Entscheidung zu fällen, verteilten sich zu Paaren, von denen jedes einen Menschen bei der Hand nahm.
»Miliko«, protestierte Ito.
»Vertrauen Sie ihnen! Akzeptieren wir es! Hisa verirren sich nicht. Sie werden dafür sorgen, dass wir in Verbindung bleiben und auch wieder zurückkommen, wenn wir müssen. Ich lasse Ihnen eine Nachricht zukommen. Warten Sie darauf!«
Die Hisa drängten sie eifrig auseinander, alle auf verschiedene Wege. »Passen Sie auf!« sagte Ernst und blickte zurück. Dann waren schon Bäume zwischen ihnen. Sie, Ernst und Ito hatten Pistolen, die Hälfte aller Pistolen auf Downbelow, ausgenommen die der Soldaten, und die anderen drei kamen noch. Sechs Pistolen und ein bisschen von dem Sprengstoff, der dazu diente, Baumstümpfe zu entfernen - das war ihr ganzes Arsenal. Geht im stillen und nie zu mehr als dreien auf einmal, hatte sie die Hisa ständig gedrängt in dem Versuch, ihre Bewegungen für die Scanner der Menschen als normal erscheinen zu lassen. Und zu dreien hatten die Hisa sie jetzt in ihrer kuriosen Logik genommen: sie und Flüstern und Schnellfuß, drei Menschen und sechs Hisa, und so verteilten sich jetzt drei Dreiergruppen in Eile.
Keine Streiche mehr. Auf einmal waren Schnellfuß und Flüstern wirklich sehr ernst, glitten durch das Gebüsch, achteten diesmal darauf, Miliko zur Vorsicht zu mahnen, wenn sie Geräusche machte, die für ihre empfindlichen Ohren zu laut wirkten. Gegen das Zischen der Atemmaske konnte sie nichts machen, aber sie achtete darauf, keinen Zweig zu zerbrechen, ahmte die gleitenden Schritte der Hisa nach, ihre Schnelligkeit beim plötzlichen Stehenbleiben und Weitergehen, als ob es diesmal - kam ihr schließlich in den Sinn - die Hisa wären, die
ihr,
Miliko, etwas beibrachten.
Sie ruhte sich aus, wenn sie wirklich musste - und nur dann; stürzte einmal schwer, als sie zu lange gegangen war, und die beiden Hisa hasteten herbei, hoben sie hoch, tätschelten ihr das Gesicht und streichelten ihr Haar. Sie hielten sie fest, wie sie es untereinander auch taten, schlossen sie in ihre Wärme mit ein, denn der Himmel wurde bewölkt und die Luft war kalt. Regen setzte ein.
Sie stand wieder auf, so schnell es ihr möglich war, bestand darauf, das Tempo beizubehalten. »Gut, gut«, meinten die beiden Hisa. »Du gut.« Und am Nachmittag stießen weitere dazu, einige Frauen und zwei Männer. Eben noch hatte es kein Anzeichen von ihnen gegeben, und im nächsten Moment kamen sie von einem kleinen Hügel inmitten des Waldes herab, traten wie braune Schatten zwischen den Bäumen und Blättern hervor in dem nebelartigen Sprühregen, dessen Tropfen wie Juwelen von ihren Fellen perlten.
Flüstern und Schnellfuß redeten mit ihnen, die Arme dabei um Miliko gelegt, und erhielten eine Antwort.
»Sagen...
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