Pells Stern
Promenade strömten vom anderen Ende zu ihnen herüber. Sie hätten weiter nach unten fahren sollen... hatten hier angehalten, weil Damon es so wollte. Nahe dem Weg zum Krankenhaus um die Ecke, überlegte er. Oder einfach ein Platz zum Ausruhen. Er saß da und kam wieder zu Atem.
»Mir ist etwas schwindelig«, gestand er.
»Vielleicht wäre es besser, wenn du zumindest für eine Nachuntersuchung zurückgehen würdest. Ich hätte dich nie zum Training ermutigen sollen.«
»Es ist nicht das Training.« Er beugte sich herab, stützte den Kopf in die Hände, machte einige ruhige Atemzüge und richtete sich schließlich auf. »Damon, die Namen... du kennst die Namen in meinen Akten. Wo wurde ich geboren?«
»Cyteen.«
»Der Name meiner Mutter... kennst du ihn?«
Damon runzelte die Stirn. »Nein. Du hast ihn nicht erwähnt, sondern meistens von einer Tante gesprochen. Ihr Name lautet Maevis.«
Das Gesicht der alten Frau fiel ihm wieder ein, ein warmes Aufwallen der Vertrautheit. »Ich erinnere mich.«
»Hattest du sogar das vergessen?«
Das Zucken in seinem Gesicht meldete sich wieder. Er versuchte, nicht darauf einzugehen, bemühte sich verzweifelt um Normalität. »Ich kann nicht wissen, verstehst du, was Erinnerung und was Einbildung ist oder Träume. Versuch einmal, mit diesen Dingen umzugehen, wenn du den Unterschied nicht kennst und nicht nennen kannst.«
»Der Name war Maevis.«
»Ja. Du hast auf einer Farm gelebt.«
Er nickte und hielt den plötzlichen Eindruck einer sonnenbeschienenen Straße im Bewusstsein fest, eines verwitterten Zaunes - er ging in seinen Träumen oft auf dieser Straße, mit nackten Füßen im glatten Staub -- eines Hauses, einer abblätternden Fertigkuppel... viele in der Art, Feld an Feld, reif und golden in der Sonne. »Eine Plantage, viel größer als eine Farm. Ich habe dort gelebt... habe dort gelebt, bis ich auf die Dienstschule kam. Es war das letzte Mal, dass ich überhaupt auf einem Planeten gewesen bin - nicht wahr?«
»Du hast nie einen anderen erwähnt.«
Er saß für einen Moment reglos da und bewahrte das Bild in seinem Geist, wurde davon erregt - von etwas, das schön, warm und wirklich war. Er versuchte Einzelheiten auszumachen. Die Größe der Sonne am Himmel, die Färbung des Sonnenuntergangs, die staubige Straße, die zu der kleinen Siedlung führte und wieder von dort weg. Eine große, sanfte, gemütliche Frau und ein dünner besorgter Mann, der einen Großteil seiner Zeit damit zubrachte, das Wetter zu verfluchen. Die Einzelteile passten zueinander, ließen sich auf ihren Plätzen nieder. Zu Hause. Sein Zuhause. Die Sehnsucht danach war schmerzhaft.
»Damon«, sagte er, raffte all seinen Mut zusammen - denn da war noch mehr als nur der schöne Traum, »du hast keinen Grund, mich anzulügen, oder? Aber du hast es getan, als ich vor einiger Zeit nach der Wahrheit fragte... über den Alptraum. Warum?«
Damon machte ein unbehagliches Gesicht.
»Ich habe Angst, Damon, Angst vor Lügen. Begreifst du das?
Angst auch vor anderen Dingen.« Er stammelte unkontrolliert aus Ungeduld mit sich selbst, mit zuckenden Muskeln und einer Zunge, die die Worte nicht formen wollte, mit einem Geist wie ein Sieb. »Nenn mir die Namen, Damon! Du hast die Akte gelesen. Das weiß ich. Sag mir, wie ich nach Pell gekommen bin!«
»Als Russells Station unterging, wie alle anderen auch.«
»Nein. Fang mit Cyteen an! Nenn mir die Namen!«
Damon legte einen Arm über die Rückenlehne der Bank und blickte ihm finster ins Gesicht.
»Der erste Dienstbereich, den du erwähnt hast, war ein Schiff namens
Drache,
Ich weiß nicht, wie lange. Vielleicht war es das einzige Schiff. Du wurdest von der Farm weggeholt, wenn ich das richtig verstanden habe, und auf die Dienstschule gebracht, wie auch immer du das nennst, und dort als Geschützcomputern ausgebildet. Ich glaube, das Schiff war sehr klein.«
»Scout und Aufklärer«, murmelte er und sah in seinem Geist die Schalttafeln, ganz exakt, wie sie gewesen waren, das enge Innere der
Drache,
wo sich die Besatzung in der Schwerelosigkeit mit den Händen vorwärts ziehen musste. Eine lange Zeit auf der Fargone-Station; eine wirklich lange Zeit und draußen auf Patrouille, auf Missionen, die nur daraus bestanden, nach allem Ausschau zu halten, was sich blicken ließ. Kltha... Kitha und Lee... die kindliche Kitha - für sie hatte er eine besondere Zuneigung empfunden. Und Ulf. Er erinnerte sich an die Gesichter und freute sich darüber. Sie hatten
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