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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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eng zusammengearbeitet - in mehr als nur einem Sinn, denn die Pfeilschiffe besaßen keine Kabinen, boten keinerlei Privatsphäre. Sie waren jahrelang zusammen gewesen - jahrelang.
    Jetzt waren die anderen tot, und er empfand die Erinnerung wie einen erneuten Verlust.
    Sieh mal!
hatte Kitha aufgeschrieen; auch er hatte irgend etwas geschrieen angesichts der Erkenntnis, dass sie aus dem toten Winkel erwischt worden waren, ein Fehler von Ulf. Er saß hilflos an der Schalttafel, ohne Geschütze, die er gegen die Bedrohung einsetzen konnte. Er zückte innerlich zurück.
    »Man hat mich aufgelesen«, sagte er. »Irgend jemand hat mich gefunden.«
    »Ein Schiff namens
Tigris
hat euch erledigt«, sagte Damon. »Ein Rider. Aber es war auch ein Frachter in der Gegend, der dem Signal deiner Kapsel nachspürte.
    »Weiter.«
    Damon schwieg für einen Moment, als dächte er darüber nach, als wolle er nicht weiter sprechen. Josh wurde immer begieriger, und sein Magen verspannte sich dadurch. »Der Kauffahrer hat dich auf die Station gebracht«, fuhr Damon schließlich fort.
    »Bewegungsunfähig, aber ohne Verletzungen. Schock, Kälte, nehme ich an. Euer Lebenserhaltungssystem stand im Begriff auszusetzen, und du bist ihnen fast unter den Händen gestorben.«
    Er schüttelte den Kopf. Das alles war leer, fern und kalt. Er erinnerte sich an Docks und an Ärzte; an Verhöre, endlose Fragen.
    Menschenmassen. Feuer. Ein brüllender Mob. Docks und ein stürzender Gardist. Jemand hatte dem Mann kaltblütig ins Gesicht geschossen, während er benommen auf dem Boden lag. Überall Tote, zertrampelt von einer Woge aus Leibern vor ihm und überall um ihn herum - bewaffnete Soldaten.
    Sie haben Gewehre!
hatte jemand geschrieen, und eine Panik war ausgebrochen.
    »Du wurdest in der Nähe von Mariner gefunden«, sagte Damon. »Nach der Explosion, als nach Überlebenden gesucht wurde.«
    »Elene...
    »Auf Russells Station hat man dich verhört«, erzählte Damon ruhig und beharrlich weiter.
    »Dort rechneten sie mit etwas - ich weiß nicht, womit, aber sie hatten Angst und waren in Eile. Illegale Techniken wurden eingesetzt... ähnlich der Anpassung. Man wollte Informationen von dir, Zeitpläne, Schiffsbewegungen, all so was. Aber du konntest ihnen das nicht liefern. Du warst auf Russells, als die Evakuierung begann, und wurdest dann auf diese Station gebracht. So lautet die Story.«
    Ein dunkler Kabelschlauch von der Station zu einem Schiff. Soldaten und Gewehre.
    »Auf einem Kriegsschiff«, sagte er.
    »Auf der
Norway.«
    Sein Magen krampfte sich zusammen. Mallory. Mallory und die
Norway
und Graff. All das fiel ihm wieder ein. Sein Stolz... war dort gestorben. Er war zu einem Nichts geworden. Wer und was er war... hatte diese Leute nicht gekümmert, weder die Soldaten noch die Besatzung. Es war nicht einmal Hass, sondern nur Bitterkeit und Langeweile, eine Grausamkeit, für die
er
keine Rolle spielte, ein lebendiges Etwas, das Schmerz empfand und Scham... das schrie, wenn der Schrecken alles überwältigte, wenn es erkannte, dass überhaupt niemand sich etwas daraus machte... dann mit dem Schreien aufhörte und auch dem Fühlen oder Kämpfen.
    Willst du zurück zu ihnen?
Er konnte sogar den Tonfall von Mallorys Stimme hören.
Willst du zurück?
Er hatte es nicht gewollt. Er hatte überhaupt keinen Wunsch gehabt außer dem, nichts mehr zu spüren.
    Das war der Ursprung des Alptraums, der dunklen verwirrten Gestalten, des Dings, das ihn nachts weckte.
    Er nickte langsam, akzeptierte es.
    »Hier bist du in den Arrest gekommen«, sagte Damon. »Du wurdest gefunden; dann Russells, die
Norway,
schließlich hier. Wenn du glaubst, wir hätten dir im Zuge der Anpassung falsche Informationen eingegeben... nein, haben wir nicht. Glaub mir! Josh?«
    Er schwitzte. Spürte es. »Alles klar mit mir«, sagte er, obwohl er für einen Moment kaum atmen konnte. Sein Magen würgte weiterhin. Die Enge - gefühlsmäßig und körperlich - war dafür verantwortlich, wie er jetzt erkannte. Er versuchte, es zu beherrschen.
    »Bleib hier sitzen!« sagte Damon. Er stand auf, bevor Josh protestieren konnte, und betrat einen der Läden entlang des Korridors. Josh blieb gehorsam sitzen, den Kopf an die Wand hinter sich gelehnt, und sein Herzschlag beruhigte sich endlich. Ihm fiel ein, dass er jetzt zum ersten Mal auf freiem Fuß und dabei allein war, abgesehen von dem Weg zwischen seinem Arbeitsplatz und seinem Zimmer im alten Hospiz. Diese Situation vermittelte ihm ein

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