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Pelte, Reinhard

Pelte, Reinhard

Titel: Pelte, Reinhard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inselbeichte
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Polizei hervorhob. Anschließend war die Große Lage vorbei. Die Versammlung erhob sich, und die Admiräle und der Präsident verließen den Raum.
    Jung gefiel der Ablauf der Veranstaltung. Er fragte sich jedoch, warum sie überhaupt stattgefunden und wer sie so gewollt hatte. Ihm war im Grunde klar, dass niemand nach dem Sinn solcher Veranstaltungen gefragt werden wollte, schon gar nicht seine Vorgesetzten. Die Rituale der Macht durften nicht infrage gestellt werden. Jung glaubte erkannt zu haben, dass danach zu fragen gleichzeitig hieß, nicht verstanden zu haben, worum es ging. Und das schadete nur, vor allem dem Fragesteller selbst.
    Hinterher umringten ihn und Schumann Gratulanten, die Jung vorher noch nie gesehen hatte. Im Gewühle verlor er Petersen aus den Augen, mit Schumann konnte er auch kein Wort wechseln. Holtgreve entdeckte er in der Menge, wie er die Hände von Menschen schüttelte, die er nicht kennen konnte. Schließlich kämpfte sich Jungmann zu ihm durch und entführte ihn in die Offiziersmesse. Sie lag nur ein paar Schritte weiter, über dem Steilufer oberhalb der Förde, in einem flachen Atriumbau.
    Wenig später tauchte Schumann auf, mit Petersen im Schlepptau. Er gab Jungmann von der Tür her ein Handzeichen. Jungmann legte die rechte Hand hinter sein Ohr und klappte es aus, um besser hören zu können, als Schumann ihm von der Tür gedämpft zurief: »Herr Kap’tän, ich bringe die Begleitung von Herrn Jung.«
    Jungmann winkte ihn herein. Schumann meldete sich ›in die Messe‹ und trat näher. Spätestens jetzt wusste Jung, wo er wirklich war. Die Meldung als Ritual war ihm immer fremd geblieben und schien ihm verächtlich, längst überholt und überflüssig.
    »Bleiben Sie bei uns, Oberstaber {7} «, sagte Jungmann jovial. »Leisten Sie uns Gesellschaft. Sie sind eingeladen. Ihre Begleitung ist ebenfalls willkommen.«
    Jung stellte Petersen vor, und sie setzten sich zu viert an einen ruhigen Tisch.
    »Schumi, wie geht’s dir? Vermisst du Afrika nicht?«, begann Jung aufgekratzt das Gespräch.
    »Ja und nein. Und du? Wie ist es so, nicht mehr bei der Marine sein zu dürfen?« Schumanns Humor klang dubios, so als hätte seine Frage auf etwas ganz anderes abgezielt, als das, was sie vordergründig in Erfahrung zu bringen vorgab. Das darauf folgende Lachen der Runde war mit einiger Verlegenheit unterlegt.
    »Willst du eine richtige Antwort oder eine korrekte?«, antwortete Jung mit einer Gegenfrage, neigte sich etwas vor und lächelte Schumi an, als hege er schlechte Absichten.
    Jungmann bewahrte Schumann vor einer Entscheidung und fragte nach den Getränkewünschen der Herren. Er wartete die Antworten nicht ab und schlug vor, mit Sekt auf Jung und Schumann anzustoßen.
    »Geht auf meine Rechnung«, lud Jung sie alle ein.
    »Hier gibt’s aber keinen Auslandsverwendungszuschlag, Tomi. Kannst du dir das überhaupt leisten?«, warf Schumann mit gespielter Sorge ein.
    »Teurer als in Dschibuti kann es nicht sein. Und hier fehlen die exklusiven Begleitumstände, nicht wahr Schumi?« Jung fixierte Schumann mit geheucheltem Vorwurf im Blick und lockte Erinnerungen an Abende im ›Gepard‹ {8} in ihm hervor.
    »Umstände ist wohl nicht ganz richtig. Begleitung stimmt schon eher«, erwiderte Schumann kühl.
    Die drei Afrika-Legionäre lachten. Petersen sah ihnen stumm bei ihrem Geplänkel zu. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Bedauern darüber, nicht zu wissen, wovon die Rede war. Er wollte sich nichts anmerken lassen und bemerkte für ihn ungewohnt großspurig: »Der Oberrat hat jetzt mehr als vorher. Ich will nicht sagen, wie viel mehr. Aber es reicht sicherlich für ’ne Runde Schampus.«
    Jungmann winkte die Ordonnanz heran und gab eine Flasche Cordon Rouge mit vier Gläsern in Auftrag.
    »Das ist der einzige Schampus, den wir in der Messe haben.« Er sagte das so, als müsse er sich dafür entschuldigen.
    »Hauptsache, es gibt überhaupt einen. Und der ist ja nicht von schlechten Eltern«, bemerkte Jung daraufhin. Er hätte lieber schweigen sollen. Seine Bemerkung kam ihm im Nachhinein deplatziert vor. In einer Runde, von der er spürte, dass sie viel lieber Bier oder, wenn es denn schon sein musste, lieber Söhnlein Brillant getrunken hätten, musste sein Wissen über Weine und Sekte besserwisserisch und überheblich wirken.
    »Wie ist Ihre Mission in Dschibuti ausgegangen?«, lenkte Jung das Gespräch in eine unverfängliche Richtung. »Haben Sie den KaFü {9} und seine Helfer

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