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Pelte, Reinhard

Pelte, Reinhard

Titel: Pelte, Reinhard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inselbeichte
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seiner Übung bei der Marine an die Seite gestellt worden. Schumi hatte ihn bei seiner Arbeit unterstützt und ihn vor den gröbsten Fehlern bewahrt. Jung hatte vorher noch nie eine Marineuniform getragen. Er war dankbar, dass er Schumann an seiner Seite gehabt hatte. Jetzt sah er zu ihm hinüber, und erblickte in seinem Gesicht neben der eingegrabenen, kumpelhaften Freundlichkeit einen Ausdruck unverhohlener Wiedersehensfreude. Jung ergatterte den Platz neben ihm und drückte ihm kurz die Hand. Die Admiräle und der Polizeipräsident nahmen auf Lehnstühlen Platz, die etwas abgesetzt vor den übrigen Teilnehmern aufgestellt waren. Wie sich herausstellte, war der CTF von seinem Kommando im Arabischen Meer entbunden und jetzt zum Chef des Stabes im Flottenkommando und damit zum Stellvertreter des Befehlshabers befördert worden. Er stand auf und begrüßte die Gäste von der Polizei. Dann verwies er auf den besonderen Punkt im Anschluss an die Lagebeiträge. Er gab den im Hintergrund, hinter ihren Monitoren, sitzenden Soldaten einen Wink, und die erste Grafik erschien an der Stirnseite des Raumes.
    Die Lage begann mit dem Wetterbriefing. Jung hätte die Entwicklung für Flensburg und Nordfriesland interessiert. Aber der Meteorologe erzählte vom Wetter über fernen Meeren, auf denen Schiffe der Marine unterwegs waren. Jungs Aufmerksamkeit ließ nach. Ein schwaches Echo erreichte noch sein Ohr, als der A 2, zuständig für die Fremdlage, die Situation am Horn von Afrika und Somalia referierte. Danach verfiel Jung in eine Art aufmerksame Teilnahmslosigkeit. Seinen Kollegen schien es ähnlich zu gehen. Er sah sie in der Folgezeit aus den Augenwinkeln mit den Füßen scharren, auf ihren Sitzen herumrutschen, sich nervös an die Nase fassen oder in den Ohren bohren. Nur Holtgreve saß gebannt auf seinem Stuhl und hatte seine Augen grimmig auf die drei da vorne in ihren Armstühlen geheftet, auf ihre Uniformen mit den hohen Rangabzeichen, vor den vielen, in dichten Reihen hinter ihnen sitzenden Offizieren. Jung sah ihm an, wie es in ihm arbeitete, und er mit der Frage beschäftigt war, was schiefgelaufen war, dass er auf seine Uniform hatte verzichten müssen, ja mehr noch, was wohl nötig gewesen wäre, um auch da vorne sitzen zu dürfen, wo befohlen und geführt wurde.
    Der Raum der Großen Lage war schlicht. Es hätte ein großer Klassenraum der Volksschule sein können, die Jung in seinen Kinderjahren besucht hatte. Nur die bunten Malereien an den Wänden und die Tische und Bänke fehlten. Statt schwarzer, runzeliger Wandtafeln hingen zwei weiße, glatte Projektionsleinwände an der Stirnseite des Raums. Davor, an die mit Rollläden geschlossene Fensterwand verschoben, stand ein Vortragspult mit Mikrofon. Aufgestockte Flaggen der NATO und des Bundes waren der einzige Schmuck im Raum.
    Jung fand den Raum nüchtern und sachlich. Er registrierte erleichtert, dass dem Saal jegliche Festlichkeit oder Gravität fehlte. Das half ihm über seine Verlegenheit hinweg, coram publico ausgezeichnet zu werden.
    Die Große Lage fand ihren vorläufigen Abschluss in dem Beitrag des Presse- und Informationszentrums und einem kurzen Resümee des Flottenchefs. Danach übernahm der Chef des Stabes die Moderation des Restprogramms. Er befahl Schumann und Jung zu sich nach vorn und verlas die Verleihungsurkunde der Einsatzmedaillen in Bronze ›für die Teilnahme am Auslandseinsatz der Bundeswehr bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus im Rahmen der Operation ENDURING FREEDOM‹. So lautete der etwas umständliche Originaltext. Der Chef des Stabes endete mit den Worten: »Gezeichnet: Der Bundesminister der Verteidigung, Peter Struck. Unser Minister hat eine sehr leserliche Unterschrift. Eine echte Rarität.«
    Verhaltenes Gelächter kam im Saal auf. Dann steckte er Jung und Schumann die Medaillen an die Revers. Er gratulierte ihnen und übergab die Urkunden und Ordensschatullen. Der Polizeipräsident erhob sich und gratulierte ebenfalls. Danach verlas er Jungs Ernennungsurkunde. Er endete: »Gezeichnet: Der Innenminister des Landes Schleswig-Holstein, in Vertretung … Diese Unterschrift ist nicht zu entziffern. Da sind Sie, Herr Admiral, mit Ihrem Minister besser dran.« Wieder verhaltenes Gelächter im Saal. Er überreichte Jung die gesiegelte Urkunde, gratulierte ihm und bat die beiden Platz zu nehmen. Schließlich sprach der Chef des Stabes ein paar Schlussworte, in denen er vor allem die gute Zusammenarbeit von Marine und

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