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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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wie man ein Kleinkind hält. Was der hier wohl will?«
    Ich zerquetsche das soeben geformte und mit einem Hauch frischer
Minze versetzte Hackbällchen in meiner Hand.
    »Kannst ihn haben«, murmele ich, gleich darauf wünschend, den Satz
nie ausgesprochen zu haben. Gudruns Sehnsucht nach Mann und Kind hat sie schon
einmal fast ins Verderben geführt. Fehlt gerade noch, dass sie sich in
Hans-Peter verguckt!
    »Wieso?«, hakt sie überrascht ein. »Ist der denn dir?«
    »Nein!«, blaffe ich sie an. Vom Eifeler Besitzpronomen und der
bevorstehenden unausweichlichen Begegnung gänzlich überfordert, reagiere ich zu
langsam, als mein Hund Linus aus der Küche jagt. Er will tatsächlich nur
spielen, aber das hatte ich diesem Schaf in der Vermummung eines
Labrador-Staffordshire-Terriers anfangs ja auch nicht abnehmen wollen. Die
riesige Bestie mit dem schwarz glänzenden Fell erschreckt selbst den
abgebrühtesten Viehdoktor. Ich zögere einen Moment, möchte diesem ungebetenen
Gast ungern den Schreck seines Lebens ersparen. Aber da ist der Säugling auf seinem
Arm, der gerade lauthals zu plärren beginnt. Nicht, dass Linus dem Kind ein
Haar krümmen würde, aber Hans-Peter könnte es vor lauter Angst fallen lassen.
Oder es unwillkürlich so fest drücken, dass es sich alle Knochen bricht. Oder
es dem Ungeheuer zum Fraß vorwerfen, gewissermaßen opfern, um sein eigenes Leben
zu retten. Ja, so etwas traue ich ihm zu. Also renne ich hinaus.
    Der Anblick, der sich mir jetzt bietet, entschädigt mich fast für
jahrelanges vergebliches Warten am Telefon, für die Vorwände, Lügen und
Ausflüchte jenes Mannes, von dem ich mir meine jungen Jahre habe stehlen
lassen, für die Einsamkeit des früheren Daseins der heimlichen Geliebten.
    Hans-Peter zittert am ganzen Leib. Mit vor Schreck geweiteten Augen
blickt er auf den für ihn bedrohlich bellenden Linus, der um ihn herumspringt,
als wolle er ihn einkreisen. Jetzt rächen sich Hans-Peters Versuche, der Tierliebe
seiner Tochter mit Meerschweinchen, Hamstern, Schildkröten, Kanarienvögeln und
Fischen beizukommen. Hätte er ihr den so heiß gewünschten Hund nicht verweigert,
hätte er begriffen, dass ein derart eifriges Stummelschwanzwedeln harmlose
Freude ausdrückt. Ich beobachte, wie der Berliner Lokalpolitiker seine bei
Menschen erfolgreichste Waffe einsetzt: den Augenkontakt. Wäre Linus
tatsächlich ein gefährlicher Hund, hätte er mit dieser Provokation den Kampf um
den höheren Rang aufgenommen, und Hans-Peter wäre erledigt gewesen. Aber der Schwanz
wedelt weiter. Vorsichtig nähert sich Hans-Peter wieder seinem Auto. So
intensiv mit dem Überleben beschäftigt, merkt er nicht einmal, dass ich aus der
Tür gestürzt bin. Linus freut sich über Hans-Peters Absicht. Dieser Hund liebt
Autofahrten. Und weiß auch, dass Menschen in ihren Blechkisten oft Essbares
lagern. Mit einem Satz springt er in den Wagen.
    »Linus!«, übertöne ich das Schreien des Kindes und wedele mit meiner
rinderhackverschmierten Hand. Der Hund gehorcht, hopst aus dem Wagen, rennt zu
mir, leckt mir die Hand ab und legt sich mir dann zu Füßen.
    »Katja!«
    »Hans-Peter!«
    Das Kind verstummt.
    »Also doch«, höre ich Gudrun neben mir murmeln.
    »Seit wann hast du einen Hund?« Seine Stimme klingt brüchig, und er
macht keinerlei Anstalten, näherzutreten.
    »Seit wann hast du ein kleines Kind?«, gebe ich zurück.
    »Das würde ich dir gern erklären.«
    Ausgerechnet dieser Satz! Den ich in meinem früheren Leben aus diesem
Mund so oft gehört habe. Der Satz, mit dem jede aufkeimende Hoffnung regelmäßig
zunichtegemacht wurde. Hier, in die frische Eifeler Luft hineingesprochen,
lässt er mir wieder Tränen in die Augen steigen. Lachtränen. Ich plumpse neben
Linus auf die zwei Stufen, die in mein künftiges Restaurant führen, und kann
überhaupt nicht mehr aufhören zu lachen. Entsetzt betrachtet Gudrun meinen
wogenden Körper.
    »Was ist los, Katja, kann ich dir helfen?«
    »Geh mit Linus spazieren«, bringe ich zwischen zwei Lachsalven
hervor.
    Anordnungen schätzt Gudrun überhaupt nicht. Schon gar nicht, wenn
sie sich von einem interessanten Mann entfernen muss. Wir leben schließlich in
einer extrem dünn besiedelten, männerarmen Gegend.
    »Ich bringe ihn lieber ins Schlafzimmer …«
    »Raucherzimmer!«, weise ich sie zurecht und lache weiter.
    »Holen Sie einen Kaffee?«, wendet sie sich mit ihrem charmantesten
Lächeln an Hans-Peter und streicht sich mit der freien Hand eine

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