Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)
Höhlen mehr zum Überwintern. Gehört zum Projekt Grüner Wall.
Da schauen wir mal als Erstes nach. Kommen Sie!«, nickt er Hans-Peter mit der
Autorität eines belgischen Staatsbeamten zu und steckt meine Taschenlampe ein, die
wegen gelegentlichen Stromausfalls griffbereit auf dem Büfett steht.
Ich schiebe Gudrun die Hackschüssel zu.
»Mach bitte weiter«, fordere ich sie auf. Kommt überhaupt nicht
infrage, dass sich der Mann meiner Vergangenheit mit einem Mann aus meiner Gegenwart
allein auf den Weg und dabei möglicherweise mich zum Thema macht. Ungehaltenes
Bellen dringt aus dem künftigen Raucherzimmer. Ich öffne die Tür, genieße kurz
den Augenblick, in dem sich Hans-Peter angstvoll an Marcel klammern will, aber
in letzter Sekunde Haltung wahrt und nur leicht schlotternd hinter den belgischen
Polizisten zurückfällt. Ich höre sein Ausatmen, als ich Linus an die Leine
nehme.
»Nur damit er nicht überfahren wird«, sage ich. »Im Wald lasse ich
ihn gleich wieder los.«
»Muss das sein?«, fragt Hans-Peter.
»Vielleicht brauchen wir einen Spürhund«, bemerkt Marcel, der das
verspielte, in jeder Hinsicht gänzlich unnütze Tier genauso kennt wie ich.
»Einen Bluthund«, setze ich zähnefletschend noch einen drauf, um
Hans-Peters Unbehagen zu erhöhen.
»Seit wann halten Sie sich denn in dieser Gegend auf?«, fragt
Marcel, als wir aus dem Haus treten und auf die Landstraße zusteuern.
»Seit vier Tagen«, erwidert Hans-Peter, blickt auf das Gebäude
jenseits der Straße und bemerkt erschüttert: »Mein Gott, ist das ein
heruntergekommener Hof! Was für Leute wohnen da denn?«, wendet er sich an mich.
»Nur ein Leut«, gebe ich scharf zurück. »Ich.«
»Das ist nicht wahr!«
»Ein Land, in dem Menschen ihre Häuser unverputzt lassen, um zweimal
in der Woche gut essen gehen zu können, kann nicht durch und durch schlecht
sein«, zitiere ich Konrad Beikirchers Kommentar zu Belgien.
Hans-Peter sieht mich etwas ratlos an. Ich drücke Marcel die Leine
in die Hand und springe auf die andere Straßenseite.
»Jetzt bin ich in Belgien«, kläre ich auf und kehre mit ein paar
Schritten nach Deutschland zurück.
»Ah! Daher das komische Nummernschild an deinem Auto«, lässt sich
Hans-Peter ins nächste Fettnäpfchen fallen.
»Ich wüsste nicht, was an unseren Kennzeichen komisch sein soll«,
bemerkt Marcel prompt und hält mir die Leine wieder hin.
»Und du hast dein ganzes Leben in Berlin für … für das hier
aufgegeben? Deine schöne Wohnung gegen den Einödhof da drüben eingetauscht?
Wozu? Um in der Pampa fremde Leute zu bekochen? Ich meine, du warst früher doch
mal wer!«
»Wer denn?«, gebe ich spitz zurück, als wir von der Landstraße aus
einen Waldweg betreten und ich Linus von der Leine befreien kann. Dass
Hans-Peter meine Frage nicht beantwortet, wundert mich nicht, wohl aber, dass
er keinen Kommentar zum Westwall abgibt, zu den Steinen der Höckerlinie, die
jetzt unseren Weg säumen und von Linus gelegentlich beschnüffelt werden.
Großstädter haben offenbar keine Augen für bösartige Eingriffe in die Natur.
Aber diesem Großstädter muss ich wohl nachsehen, dass er sich um seine Frau
sorgt. Wie ja früher auch schon.
»Könnte Frau Klein etwas mit dem Verschwinden Ihrer Gattin zu tun
haben?«, fragt Marcel sachlich.
Ich bleibe wie angewurzelt stehen.
»Das ist doch nicht dein Ernst!«, blaffe ich den Polizisten an.
Der meidet meinen Blick.
»Was soll Katja denn damit zu tun haben?!«, tönt Hans-Peter empört.
»Mir sind hier zu viele Zufälle im Spiel. Dass Ihre Frau
ausgerechnet in den hiesigen Bunkern auf Fledermausjagd geht, Sie zufällig im
Restaurant einer Frau auftauchen, mit der Sie eine jahrelange …«, er räuspert
sich vernehmlich, »… Freundschaft verbindet …«
»Das war alles geplant«, gibt Hans-Peter leise zu. »Ich habe Katja
gesucht. Las dann im Internet von dem Restaurant. Habe dann zur Gegend das
Stichwort Mopsfledermaus eingegeben. Meine Frau war Feuer und Flamme. Sie jagt
übrigens keine Fledermäuse; sie studiert sie und hat sich darauf gefreut, das
Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Dann habe ich den Urlaub gebucht.«
»Und du willst davon wirklich nichts gewusst haben?«, wendet sich
Marcel an mich.
Ich fasse es nicht. Jetzt kennt mich dieser Mann seit anderthalb
Jahren und stellt eine solche Frage!
»Ich weiß doch immer alles!«, schreie ich ihn an. »Und darum habe
ich natürlich Gaby von Krump-Kellenhusen im Fledermausbunker
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