Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Agenten.
»Bisher ist nichts vorgefallen«, antwortete der Mann mit einem Blick auf die Meldekladde. »Keine besonderen Vorkommnisse, kein Alarm. In der abgesperrten Zelle ist es so ruhig wie auf einem Friedhof.«
»Genau so mag ich es«, sagte Coffey.
Er blickte wieder in die Halle des Himmels und sah, wie zwei Wachmänner die beiden großen Türen zur Aberglaube-Ausstellung öffneten. Jetzt hatte er nicht mitbekommen, wie das Band zerschnitten worden war. Die Menge setzte sich in Bewegung, und zwar alle fünftausend Menschen auf einmal, wie es ihm schien.
»Was wohl dieser Pendergast im Schilde führt?« fragte Coffey einen der Agenten. Er war froh, daß er den Südstaatler im Moment vom Hals hatte, aber der Gedanke daran, daß der Mann irgendwo unbeobachtet herumschlich, machte ihn doch ein wenig nervös.
»Ich habe ihn nicht gesehen«, lautete die Antwort. »Soll ich mal in der Sicherheitszentrale nachfragen?«
»Nein«, sagte Coffey. »Es ist so schön ohne ihn. Schön ruhig und gemütlich.«
D’Agostas Funkgerät meldete sich. »Hier Walden. Hören Sie, Lieutenant, wir brauchen Verstärkung. Die Wachmänner können die Leute kaum zurückhalten, es sind einfach zu viele.«
»Wo ist denn Spenser? Er müßte doch irgendwo in Ihrer Nähe herumschwirren. Sagen Sie ihm, er soll den Eingang absperren und nur noch Leute heraus, aber nicht mehr hineinlassen, bis Sie mit den Wachleuten eine ordentliche Warteschlange organisiert haben. Wir müssen diese Menge unter Kontrolle bekommen.«
»Jawohl, Sir.«
Die Ausstellung füllte sich jetzt immer rascher. Zwanzig Minuten waren vergangen, und Wright und der Bürgermeister waren schon fast bis zum verschlossenen hinteren Eingang vorangekommen. Zuerst waren sie relativ schnell gegangen und nur ganz selten von den Hauptgängen abgezweigt. Nun aber blieb Wright vor einem einzelnen Ausstellungsstück stehen und erklärte dem Bürgermeister etwas, und die anderen Besucher strömten an ihnen vorbei in die entferntesten Winkel der Ausstellung. »Bleiben Sie möglichst vor den Leuten«, sagte D’Agosta zu Bailey und McNitt, den beiden vordersten Polizisten.
Er selbst eilte nach vorn und besah sich rasch zwei Seitennischen.
Ziemlich gespenstische Ausstellung
, dachte er. Er kam sich vor wie in einer modernen Geisterbahn mit allen Schikanen. Allein die Beleuchtung hatte es in sich. Gerade hell genug, um all die gruseligen kleinen Details mitzubekommen. Wie bei dieser Zauberfigur aus dem Kongo mit ihren hervorquellenden Augen und dem von scharfen Nägeln zerkratzten Leib. Oder der Mumie in dem freistehenden Schaukasten daneben, an der noch getrocknetes Blut klebte.
Also das
, dachte D’Agosta,
ist nun wirklich ein bißchen übertrieben.
Die Menge kam rasch näher, und D’Agosta warf einen Blick in die nächsten paar Nebenräume. Alles in Ordnung.
Er funkte Walden an. »Wie läuft es bei euch?« fragte er.
»Ich kann Spenser per Funk nicht erreichen, Lieutenant. Weiß der Himmel, wo er steckt, und bei dem Andrang kann ich den Eingang auch nicht verlassen, um ihn zu suchen.«
»Mist. Aber okay, dann rufe ich Drogan und Frazier, damit die Ihnen helfen.«
D’Agosta funkte einen der beiden Polizisten in Zivil an.
»D’Agosta ruft Drogan. Hören Sie mich?«
Nach einer kurzen Pause kam die Antwort: »Ja, Lieutenant.«
»Schnappen Sie sich Frazier und helfen Sie Walden am Eingang zur Ausstellung. Und zwar schnell!«
»Verstanden.«
D’Agosta sah sich wieder um. Da waren noch mehr Mumien, diesmal ohne Blut.
D’Agosta blieb unvermittelt stehen.
Seit wann bluten Mumien?
Langsam drehte er sich um und bahnte sich einen Weg durch die vorwärtsdrängenden Gaffer. Es handelte sich bestimmt bloß um den kranken Einfall irgendeines Kurators. Das Blut gehörte sicherlich zum Konzept dieser Ausstellung.
Aber er mußte auf Nummer Sicher gehen.
Der Schaukasten war nun, wie alle anderen auch, von einer Gruppe von Menschen umgeben. D’Agosta schob sich durch die Menge und las auf der Beschriftung: »Nach Anasazi-Ritual bestattete Mumie aus einer Höhle im Canyon del Muerto, Arizona.«
Das angetrocknete Blut auf Kopf und Brust der Mumie sah aus, als wäre es von oben gekommen. So unauffällig es nur irgend ging, schob sich D’Agosta so nahe wie möglich an den Schaukasten heran und spähte nach oben.
Über dem Kasten war ein Loch in die Decke der Ausstellung gesägt worden und gab über dem Kopf der Mumie den Blick frei auf ein Gewirr von Dampfleitungen und
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