Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
anzufunken.«
»Im Keller?« fragte Margo. »Wo denn?«
»Sektion 29 , haben sie gesagt. Warum er dort unten ist – oder
war
–, wollen sie mir nicht sagen. Ich vermute, daß sie es selbst nicht wissen. Sektion 29 ist ziemlich groß.« Er wandte sich an Margo. »Wollen wir?«
»Was sollen wir wollen?«
»Ihn unten im Keller suchen, natürlich«, antwortete Frock.
»Ich weiß nicht so recht«, antwortete Margo zögernd.
»Vielleicht sollten wir uns einfach von irgend jemandem die Erlaubnis besorgen, ihn anfunken zu lassen.«
Frock rutschte ungeduldig in seinem Rollstuhl herum. »Wir wissen ja nicht einmal, wer so eine Erlaubnis erteilen könnte«, sagte er und starrte Margo an, deren Unsicherheit er spürte. »Ich glaube nicht, daß Sie sich Sorgen wegen der Kreatur machen müssen, meine Liebe. Wenn ich recht habe, dann werden die vielen Leute in der Ausstellung sie geradezu magisch anziehen. Es ist unsere Pflicht, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um eine Katastrophe zu verhindern; diese Verantwortung haben wir uns aufgeladen, als wir unsere Entdeckung machten.«
Margo zögerte immer noch. Frocks grandiose Sprüche in allen Ehren, aber er war nicht mit ihr in der Ausstellung gewesen. Er hatte nicht dieses leise Tapsen gehört, er wußte nicht, wie es war, blindlings schreiend in die Dunkelheit zu rennen –
Sie atmete tief durch. »Natürlich haben Sie recht. Gehen wir also.«
Da sich Sektion 29 in der Sicherheitszelle 2 befand, mußten Margo und Frock auf ihrem Weg zum richtigen Aufzug zweimal ihre Museumsausweise vorzeigen. Da die Sperrstunde für diesen Abend außer Kraft gesetzt war, schienen die Wachen mehr daran interessiert zu sein, fremde und verdächtige Subjekte festzuhalten, als Museumsangestellte zu behindern.
»Pendergast!« rief Frock, als Margo ihn aus dem Aufzug in einen düsteren Kellergang schob. »Hier spricht Doktor Frock. Können Sie mich hören?«
Seine Stimme verlor sich ungehört im Gang.
Margo wußte ein bißchen über die Geschichte von Sektion 29 Bescheid. Als sich dort noch das alte museumseigene Kraftwerk befand, gab es in diesem Kellerabschnitt Dampfrohre, Versorgungsschächte und unterirdische Aufenthaltsräume für die Arbeiter. Nachdem das Museum in den zwanziger Jahren ein moderneres Kraftwerk bekommen hatte, waren die alten Einrichtungen entfernt worden, so daß es heute dort nur noch ein gespenstisches Labyrinth von Räumen gab, die lediglich zu Lagerzwecken dienten. Margo schob Frock die niedrigen Gänge entlang, wo dieser ab und zu an eine Tür klopfte und Pendergasts Namen rief. Aber seine Rufe wurden jedes Mal nur mit Schweigen beantwortet.
»So wird das nichts«, sagte Frock, als Margo anhielt, um eine Atempause einzulegen. Seine weißen Haare hingen wirr durcheinander, und seine Smokingjacke war völlig verknittert.
Margo blickt nervös umher. Sie wußte in etwa, wo sie waren.
Irgendwo am Ende eines Gewirrs von Gängen mußte der ehemalige Kraftwerksraum liegen, ein lichtloses, unterirdisches Pantheon, in dem sich jetzt die Walknochensammlung des Museums befand. Trotz Dr. Frocks Mutmaßungen über das Verhalten der Kreatur, machte sein Rufen sie unruhig.
»Das kann Stunden dauern«, sagte Frock. »Vielleicht ist er auch gar nicht mehr hier. Vielleicht war er das ja auch nie.« Er seufzte tief. »Pendergast war unsere letzte Rettung.«
»Vielleicht machen der Lärm und das Durcheinander die Kreatur nervös, und sie versteckt sich irgendwo weit entfernt von der Party«, sagte Margo mit einer gewissen Hoffnung in der Stimme, die sie nicht wirklich empfand.
Frock stützte den Kopf in die Hände. »Das erscheint mir ziemlich unwahrscheinlich. Diese Bestie wird bestimmt von ihrem Geruchssinn getrieben. Mag sein, daß sie intelligent und listig ist, aber ähnlich wie ein menschlicher Triebtäter, kann sie sich nicht mehr bezähmen, wenn ihre Gier erst einmal geweckt ist.«
Frock setzte sich auf, und in seinen Augen glomm auf einmal wieder ein ein frisches Feuer. »Pendergast!« rief er wieder.
»Wo stecken Sie?«
Waters stand mit verkrampftem Körper da und lauschte. Er spürte, wie sein Herz aufgeregt schlug, und bekam nicht genügend Luft in seine Lungen. Waters war schon häufig in gefährlichen Situationen gewesen, man hatte ihn angeschossen, niedergestochen, sogar mit Säure hatte man ihn schon einmal angegriffen. Jedes Mal hatte er, wenn es darauf angekommen war, kühl und überlegt reagiert.
Und jetzt drehe ich schon bei einem einzigen,
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