Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
kann bloß nichts sehen, weil ich diesen ganzen Mist im Gesicht habe.«
D’Agosta leuchtete mit dem Strahl der Taschenlampe hinaus in die Halle, während er die Schrotflinte schußbereit in die Hüfte gestemmt hielt. Die Gruppe von Leuten, die immer noch an einer Wand kauerte, blinzelte ihn erschrocken an. Dann richtete er den Lichtstrahl wieder ins Treppenhaus und sah, daß Ippolito, oder besser das, was von ihm übrig war, über dem Treppenabsatz auf den Stufen lag. Dunkles Blut sprudelte aus seinem zerfetzten Unterleib hervor.
Das Ding hatte ihnen nur ein paar Stufen oberhalb des Treppenabsatzes aufgelauert.
Aber wo, zum Teufel, war es jetzt?
D’Agosta leuchtete verzweifelt in der Halle herum, konnte aber nichts entdecken. Der große Raum war vollkommen still.
Nein
. Nicht ganz still.
Etwas
bewegte sich in der Mitte der Halle. Das Licht der Lampe war auf diese Entfernung sehr schwach, aber D’Agosta konnte sehen, wie ein großer, dunkler Schatten über dem verletzten Mann am Boden kauerte und mit seltsamen, abgehackten Bewegungen sich an ihm zu schaffen machte. D’Agosta hörte den Mann aufstöhnen und ein leises, knackendes Geräusch. Danach war es wieder still. D’Agosta klemmte die Taschenlampe unter die Achsel, hob sein Gewehr, zielte und drückte ab.
Ein Blitz und ein ohrenbetäubender Knall. Die zusammengedrängte Gruppe schrie auf. Noch drei Schüsse, und das Magazin war schon wieder leer.
D’Agosta suchte in seinen Taschen nach weiteren Patronen, und als er keine fand, warf er die Schrotflinte weg und zog seinen Dienstrevolver. »Bailey!« schrie er.
Diese Schrotladungen sind auf Entfernungen von über fünfzehn Meter nicht mehr treffsicher.
»Bailey, kommen Sie sofort hierher, sammeln Sie die Leute zusammen und machen Sie sie zum Abmarsch fertig.« Er ließ den Strahl der Taschenlampe über den Boden der Halle gleiten, aber die Kreatur war verschwunden. D’Agosta ging vorsichtig auf die am Boden liegende Gestalt zu. Als er noch etwa drei Meter entfernt war, sah er etwas, was er lieber nicht gesehen hätte: Der Hinterkopf des Mannes war zersplittert, sein Gehirn lag vor ihm auf dem Boden. Eine Spur von Blut führte zum Eingang in die Ausstellung. Was immer auch den Mann am Boden getötet hatte, es war vor den Schüssen aus der Schrotflinte dorthin geflohen. Aber es würde wohl nicht lange dort drinnen bleiben.
D’Agosta sprang auf, rannte um die umgestürzten Säulen herum und befreite den einen Flügel der Tür zur Ausstellung von umherliegenden Trümmern. Mit einem Stöhnen schlug er die Tür zu, dann rannte er auf die andere Seite. Aus den Räumen der Ausstellung hörte er ein sich rasch näherndes Geräusch von Schritten. D’Agosta knallte den zweiten Türflügel zu und hörte, wie das Schloß einrastete. Dann erzitterte die Tür, weil sich etwas Schweres von innen dagegenwarf.
»Bailey!« schrie D’Agosta, »bringen Sie die Leute auf der Treppe nach unten!«
Die Kreatur warf sich immer heftiger gegen die Tür, so daß D’Agosta unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. Das Holz der Tür begann zu splittern.
Während er mit seinem Revolver auf die Tür zielte, hörte er, wie hinter ihm ein paar Leute entsetzt aufschrien. Vermutlich hatten sie Ippolito gesehen. Bailey stritt sich mit Wright. Die Tür erzitterte, und ein großes Stück platzte in dem unteren Teil auf.
D’Agosta rannte zurück in die Halle. »Die Treppe hinunter! Schnell! Und drehen Sie sich nicht um!«
»Nein!« schrie Wright, der den Weg ins Treppenhaus versperrte. »Sehen Sie bloß, was mit Ippolito geschehen ist! Ich gehe da nicht hinunter!«
»Aber dort unten gibt es einen Weg nach draußen!« rief D’Agosta.
»Stimmt nicht. Wir müssen durch die Ausstellung und dann –«
»In der Ausstellung ist dieses
Ding!
« schrie D’Agosta. »Jetzt gehen Sie schon!«
Bailey drückte Wright gewaltsam zur Seite und schob die Leute durch die Tür zum Treppenhaus, auch wenn sie dabei über Ippolitos Leiche steigen mußten.
Wenigstens scheint der Bürgermeister Ruhe zu bewahren
, dachte D’Agosta.
Der hat vermutlich in seiner letzten Pressekonferenz Schlimmeres erlebt.
»Ich gehe nicht da hinunter!« schrie Wright. »Cuthbert, Lavinia, hören Sie auf mich. Dieser Keller ist eine Todesfalle. Das weiß ich genau. Wir gehen nach oben, da können wir uns im dritten Stock verstecken und zurückkommen, wenn die Kreatur fort ist.«
Die Leute stolperten durch die Tür und taumelten benommen die Stufen hinunter. D’Agosta
Weitere Kostenlose Bücher