Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
hörte, wie noch mehr Holz zersplitterte. Er hielt einen Augenblick inne. Über dreißig Leute waren bereits auf dem Weg nach unten, nur drei zögerten noch oben auf dem Treppenabsatz. »Das ist Ihre letzte Chance, mit uns zu kommen«, sagte er.
»Wir gehen mit Dr. Wright«, sagte Lavinia Rickman. Im fahlen Licht der Taschenlampe sah ihr abgezehrtes, verängstigtes Gesicht geradezu gespenstisch aus.
Ohne ein weiteres Wort drehte D’Agosta sich um und folgte den anderen nach unten. Während er die Treppe hinunterrannte, konnte er Wrights laute, verzweifelte Stimme hören, die alle vergeblich wieder nach oben beorderte.
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C offey stand im großen, bogenförmigen Eingang der Großen Rotunde und sah zu, wie der Regen gegen die kunstvoll gearbeiteten Türen aus Glas und Bronze peitschte. So sehr er auch in sein Funkgerät schrie, D’Agosta antwortete einfach nicht. Und was hatte dieser Pendergast vorhin für einen Scheiß über irgendein Monster erzählt? Der Bursche war ja schon immer jenseits von Gut und Böse gewesen, dachte Coffey, und dieser Stromausfall hatte ihm nun endgültig den Rest gegeben. Alle hatten, wie üblich, mal wieder Mist gebaut, und nun mußte er, Coffey, den Karren aus dem Dreck ziehen. Draußen fuhren eben zwei große Fahrzeuge des Sondereinsatzkommandos vor, aus denen Polizisten in Straßenkampfausrüstung quollen und damit begannen, mittels mitgebrachter Gitter den Riverside Drive abzusperren. Coffey konnte die Sirenen von Krankenwagen hören, die sich an Streifenwagen, Feuerwehrfahrzeugen und den kreuz und quer geparkten Kleinbussen der Fernsehanstalten vorbeischlängeln mußten. Überall, ob unter dem großen Vorbau des Museums oder draußen im strömenden Regen, standen und lagen Menschen, die weinten oder aufgeregt erzählten, wie sie dem Unheil gerade noch entkommen waren. Presseleute versuchten immer wieder, sich durch den Polizeikordon zu schmuggeln und den Opfern ihre Mikrofone vor die Nase zu halten, aber die Polizei paßte auf und schickte sie wieder hinter die Absperrung.
Coffey rannte durch den strömenden Regen hinüber zur mobilen Kommandozentrale, einem großen, silbernen Lieferwagen. Er riß die Tür auf und sprang hinein.
Drinnen war es kühl und dunkel. Mehrere Agenten saßen an Terminals, die einen grünlichen Schimmer über ihre Gesichter warfen. Coffey schnappte sich Kopfhörer und Mikrofon und setzte sich. »Sofort umgruppieren!« befahl er über Funk seinen Leuten. »Alle FBI -Agenten melden sich umgehend bei der mobilen Kommandozentrale!«
Dann wechselte er den Kanal. »Sicherheitszentrale! Wie ist die Lage bei Ihnen?«
Garcia meldete sich mit müder und zugleich angespannter Stimme. »Wir haben hier immer noch einen Totalausfall des ganzen Systems, Sir. Das Notstromaggregat springt nicht an, und niemand weiß, warum. Alles, was wir haben, sind unsere Taschenlampen und der batteriebetriebene mobile Verstärker.«
»Können Sie denn das Aggregat nicht von Hand anwerfen?«
»Hier ist alles computergesteuert, Sir. Manuell läßt sich da überhaupt nichts starten.«
»Und was ist mit den Stahltüren?«
»Der Stromausfall hat eine Fehlfunktion im gesamten Sicherheitssystem ausgelöst, Sir. Die Leute hier glauben, es handelt sich um einen Konstruktionsfehler in der Hardware. Alle Sicherheitstüren wurden ausgelöst.«
»Was soll das heißen,
alle?
«
»Sämtliche Sicherheitstüren an allen fünf Zellen sind heruntergegangen. Nicht nur die von Zelle zwei. Das Innere des Museums ist damit vollkommen von der Außenwelt abgeriegelt.«
»Garcia, wer von den Leuten bei Ihnen kennt sich am besten mit diesem Sicherheitssystem aus?«
»Das müßte Allen sein.«
»Dann holen Sie ihn mir mal an den Apparat.«
Nach einer kurzen Pause meldete sich eine andere Stimme. »Hier spricht Tom Allen. Was gibt’s?«
»Allen, was ist mit den Sicherheitstüren los? Warum kann man sie nicht manuell nach oben fahren?«
»Das ist ein Hardware-Problem. Wir haben das Sicherheitssystem von einer japanischen Firma gekauft. Sakura Electronics. Wir versuchen gerade, einen der dortigen Spezialisten an die Strippe zu bekommen, aber das ist nicht so einfach, weil die Telefonanlage digital arbeitet und seit dem Ausfall des Computers ebenfalls nicht mehr funktioniert. Wir müssen den Anruf über Garcias Relaisstation nach draußen schicken, aber es ist schwierig, eine freie Leitung zu kriegen. Das Ganze ist so eine Art Kettenreaktion, die damit anfing, daß der Schaltkasten kaputtgeschossen
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