Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Bürgermeister offensichtlich an unserem Captain D’Agosta hier einen wahren Narren gefressen, und daher rechne ich mir gute Chancen auf den Posten aus.«
»Dann gratuliere ich«, rief Frock.
»Es ist noch nicht sicher«, wehrte Pendergast ab, »und außerdem weiß ich noch nicht, ob ich wirklich hier oben bleiben will. Auch wenn die Stadt zweifelsohne einiges für sich hat.«
Er stand auf und trat ans Fenster, wo Margo noch immer hinunter auf den Hudson und die grünen Hügel der Palisades blickte.
»Und was haben Sie jetzt vor, Margo?« fragte er.
Sie drehte sich um zu ihm. »Ich habe mich entschlossen, am Museum zu bleiben, bis ich meine Dissertation zu Ende geschrieben habe.«
Frock lachte. »In Wirklichkeit war es so, daß ich sie nicht gehen lassen wollte«, sagte er.
Margo lächelte. »Ich habe ein Angebot von der Columbia Universität bekommen. Nächstes Jahr kann ich dort Assistenzprofessorin werden. An der Columbia hat auch mein Vater studiert. Also
muß
ich meinen Doktor machen, verstehen Sie?«
»Das sind ja tolle Neuigkeiten!« sagte Smithback. »Die müssen wir heute beim Abendessen feiern.«
»Beim Abendessen? Heute?«
»Im Café des Artistes um sieben Uhr«, sagte er. »Hören Sie, Sie müssen einfach kommen. Ich bin jetzt ein weltberühmter Schriftsteller, oder zumindest werde ich bald einer werden. Aber der Champagner wird ja warm«, fuhr er fort und griff nach der Flasche.
Alle standen um Smithback herum, während Frock Gläser aus dem Schrank holte. Smithback richtete die Flasche an die Decke und ließ den Korken knallen.
»Worauf sollen wir trinken?« fragte D’Agosta, als die Gläser gefüllt waren.
»Auf mein Buch«, sagte Smithback.
»Auf Special Agent Pendergast und eine glückliche Heimreise«, sagte Frock.
»Auf das Andenken von George Moriarty«, sagte Margo leise.
»Auf George Moriarty.«
Sie waren alle still.
»Gott sei mit uns allen«, tönte Smithback dann, und Margo rammte ihm spielerisch den Ellenbogen in die Rippen.
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EPILOG
63
Long Island City, sechs Monate später
D as Kaninchen zuckte zusammen, als die Nadel in seinen Schenkel drang. Kawakita sah zu, wie das dunkle Blut langsam in die Spritze floß.
Dann setzte er das Kaninchen behutsam wieder zurück in den Käfig und trug das Blut hinüber zu den drei Testzentrifugen. Er öffnete die erste davon und ließ das Blut in kleine Glasröhrchen laufen, die er danach in den Halter der Zentrifuge stellte. Nachdem er den Deckel geschlossen hatte, betätigte er den Schalter der Zentrifuge und hörte zu, wie sie zu rotieren begann und damit das Blut des Tieres in seine einzelnen Komponenten zerlegte.
Kawakita lehnte sich auf seinem hölzernen Stuhl zurück und ließ die Blicke durch das Labor schweifen. Es war staubig und schlecht beleuchtet, aber das war ihm ganz recht so. Kawakita wollte keine unnötige Aufmerksamkeit erwecken.
Am Anfang hatte er es nicht leicht gehabt. Zunächst hatte er geeignete Räumlichkeiten finden und die benötigte Ausrüstung zusammentragen müssen. Und es mußte auch die Miete bezahlt werden. Es war einfach unglaublich, wieviel die Leute heutzutage für ein heruntergekommenes Lagerhaus in Queens verlangten. Die meisten Schwierigkeiten aber hatte Kawakita der Computer bereitet. Da er sich keinen kaufen konnte, hatte er sich per Modem in den Computer einer Institution einschleichen müssen. Nach langen, fruchtlosen Versuchen war es ihm schließlich gelungen, den großen Hauptrechner am Sokolov College für Medizin zu knacken. Dort konnte er sein Extrapolationsprogramm laufen lassen, ohne dabei großartig aufzufallen.
Kawakita spähte durch das verstaubte Fenster hinunter in den Verkaufsraum. Die hohe Halle war dunkel und fast leer; nur die Aquarien auf ihren Metallgestellen an der gegenüberliegenden Wand warfen einen schwachen, grünlichen Schimmer über den Boden. Selbst hier oben konnte Kawakita das blubbernde Geräusch der Filteranlagen hören. An die zwei Dutzend dieser Aquarien hatte er bereits aufgestellt, und bald würde er noch mehr davon brauchen. Aber Gott sei Dank war Geld in zunehmendem Maße kein Problem mehr für ihn.
Es ist schon erstaunlich, dachte Kawakita, daß die einfachsten Lösungen oft auch die elegantesten sind. Ist man erst einmal draufgekommen, liegt alles vollkommen klar auf der Hand. Aber gerade diese Fähigkeit, eine solche einfache Lösung zu
erkennen
, war es ja, was einen genialen Wissenschaftler von einem lediglich begabten unterschied.
Das
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