Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
Luft schnappten.
»Nettes Tierchen«, bemerkte D'Agosta, und Margo trat einen Schritt zurück. »Die hat wohl alle anderen in dem Käfig torgebissen, habe ich recht?«
Margo nickte. »Aber an dieser Maus ist noch etwas interessant. Sie wurde nämlich bei einem Kampf schwerverletzt, aber sehen Sie nur, wie gut ihre Wunden verheilt sind. Dasselbe Phänomen finden Sie auch bei den überlebenden Mäusen in den anderen Käfigen. Die Droge stimuliert ganz offenbar die Selbstheilungskräfte des Körpers. Wir haben übrigens noch etwas festgestellt, und zwar, daß die mit dem Virus infizierten Mäuse extrem empfindlich auf starkes Licht reagieren. Das wiederum geht konform mit unseren Beobachtungen an der Mbwun-Kreatur. Als Jen, meine Assistentin, gestern nacht vergaß, das Licht auszuschalten, waren die Mäuse in den Käfigen unter der Lampe am nächsten Tag alle tot«
D'Agosta und Margo starrten eine Weile schweigend auf die Mäuse. »Da ist noch etwas, das ich Ihnen gerne zeigen würde«, sagte Margo schließlich. Jen, könntest du mir vielleicht einmal helfen?«
Zusammen mit der Laborassistentin schob Margo eine Trennwand in einen der Käfige und isolierte damit die überlebende Maus von ihren toten Artgenossen. Dann nahm sie mit einer langen Pinzette die kleinen Kadaver heraus und warf sie in eine Glasschale.
»Sehen wir uns die doch mal genauer an«, forderte Margo D'Agosta auf und legte eine der Mäuse auf die Objektbühne eines Stereomikroskops, das sie auf geringe Vergrößerung gestellt hatte. Während D'Agosta mit einem leichten Gefühl des Ekels zusah, schnitt sie mit einem Skalpell die Haut am Hinterkopf des toten Tieres auf, klappte sie beiseite und betrachtete eingehend den Schädelknochen. Dann legte sie ein Stück der Wirbelsäule frei und untersuchte auch dieses sorgfältig.
»Wie Sie vielleicht sehen können, wirkt die Maus körperlich vollkommen normal«, erklärte sie und ließ D'Agosta durch das Mikroskop schauen. »Bis auf die erstaunlichen Heilungskräfte scheinen die Veränderungen durch die Droge eher psychischer, nicht physischer Natur zu sein. Zumindest ist das bei diesen Mäusen der Fall. Es ist vielleicht noch ein bißchen früh für eine gesicherte Schlußfolgerung, aber es sieht so aus, als sei es Kawakita tatsächlich gelungen, die Droge weitgehend zu entschärfen.«
»Aber für ihn selbst war es zu spät«, bemerkte D'Agosta.
»Das ist es, was mir Kopfzerbrechen bereitet«, sagte Margo.
»Kawakita muß die Droge genommen haben, bevor sie diese Entwicklungsstufe erreichte. Aber warum sollte er das Risiko eingehen, die noch unfertige Droge an sich selbst auszuprobieren? So eine Voreiligkeit paßt überhaupt nicht zu ihm.«
»Vielleicht war es ja Arroganz«, warf D'Agosta ein.
»Auch aus Arroganz macht man sich nicht zum Versuchskaninchen. Kawakita war schließlich ein sorgfältiger Wissenschaftler – manchmal sogar ein wenig zu vorsichtig.«
»Sie werden es nicht glauben, wer alles drogensüchtig wird«, warf D'Agosta ein. »Ich habe da schon einiges erlebt: Ärzte, Krankenschwestern, sogar Polizisten.«
»Mag sein«, sagte Marge nicht sonderlich überzeugt. »Jedenfalls haben wir hier drüben die Ba kterien und die Einzeller, die wir mit dem Reovirus infiziert haben. Dabei ist eines sehr merkwürdig: Die meisten dieser Organismen, ganz gleich ob Amöben, Pantoffel- oder Rädertierchen, zeigten keine Reaktion auf das Virus. Bis auf einen.« Sie öffnete einen Brutkasten und deutete auf eine Reihe von Petrischalen mit violettem Nährboden.
Glänzende, etwa zehncentstückgroße Flecken in der Mitte der Schalen zeigten, daß sich hier Mikroorganismen vermehrten.
Margo nahm eine der Petrischalen. »Das hier ist B. meresgerii , ein Einzeller, der in seichten Meeresbuchten auf der Oberfläche von Tang und Seegras wächst und sich hauptsächlich von Plankton ernährt. Ich arbeite gern damit, denn das Tierchen ist ziemlich friedfertig, läßt sich gut züchten und reagiert außergewöhnlich empfindsam auf alle möglichen Umwelteinflüsse oder Chemikalien.«
Sie zog vorsichtig eine Drahtschlinge durch die Einzellerkolonie in der Petrischale und beschmierte damit eine kleine Glasplatte, die sie auf die Objektbühne eines Mikroskops legte.
Dann stellte sie scharf und trat einen Schritt zur Seite, damit D'Agosta ins Okular blicken konnte.
Zuerst konnte der Lieutenant überhaupt nichts sehen, aber dann erkannte er eine Reihe von runden, klaren Tropfen, die in hektischem Tempo kleine
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