Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
wimpernförmige Geißeln bewegten und aufeinander losgingen.
»Sagten Sie nicht, die Viecher seien friedfertig?« fragte D'Agosta.
»Normalerweise schon.«
D'Agosta beobachtete, wie die Tiere sich gegenseitig die Membranen aufrissen und versuchten, sich in die dadurch entstandenen Löcher in der Zellwand zu drängen.
»Und ich dachte, die ernähren sich von Plankton«, bemerkte D'Agosta.
»Auch das trifft normalerweise auf sie zu«, antwortete Margo und blickte den Lieutenant, der die Augen vom Okular genommen hatte, bedeutungsvoll an. »Beängstigend, nicht?«
»Und ob.« D'Agosta trat vom Mikroskop zurück und wunderte sich, daß die Aggressivität dieser winzigen Tiere ihm so zu schaffen machte.
»Ich mußte Ihnen das zeigen«, sagte Margo und warf selbst noch einmal einen Blick in das Mikroskop. »Denn wenn Sie wirklich planen, das Reservoir abzulassen ...«
Margo verstummte und schaute plötzlich ganz gebannt auf das, was sie in dem Mikroskop sah.
»Was ist los?« fragte D'Agosta.
Eine ganze Weile gab Margo keine Antwort. »Wirklich seltsam«, murmelte sie dann und wandte sich an die Laborassistentin. Jen, könntest du diese Kultur mal mit Eosin anfarben? Und dann möchte ich, daß du über den radioaktiven Tracer herausfindest, welche von den B. meresgerii aus der ursprünglichen Kolonie stammen.«
Margo bat D'Agosta, sich einen Augenblick zu gedulden, und war Jen behilflich. Als die frisch präparierte Einzellerkolonie unter dem Mikroskop lag, studierte Margo sie eine kleine Ewigkeit. Dann richtete sie sich auf, kritzelte ein paar Zahlen in ihr Notizbuch und wandte sich abermals dem Mikroskop zu.
D'Agosta hörte, wie sie leise vor sich hin zählte.
»Wenn man B. meresgerii bei siebenunddreißig Grad Celsius hält, teilt es sich alle acht Stunden und hat dann etwa eine Lebenserwartung von sechzehn Stunden. Diese Kolonie hier ist seit sechsunddreißig Stunden im Labor, also müßte das Verhältnis zwischen toten und lebenden Tieren etwa sieben zu neun sein.«
»Und?« fragte D'Agosta.
»Ich habe eben herausgefunden, daß es in der Kolonie mehr lebende als tote Tiere gibt.«
»Und das bedeutet?«
»Daß sich diese B. meresgerii entweder schneller als normal teilen oder ...« Sie blickte wieder in das Okular des Mikroskops und fing noch einmal leise an zu zählen. Als sie sich diesmal wieder aufrichtete, geschah das sehr viel langsamer als beim erstenmal.
»Die Teilungsgeschwindigkeit ist völlig normal«, erklärte sie mit leiser Stimme.
D'Agosta tastete nach der Zigarre in seiner Brusttasche. »Und das heißt ...?«
»Das heißt, daß sie eine um fünfzig Prozentverlängerte Lebensdauer haben.«
D'Agosta sah sie eine Weile an. »Da haben wir doch Kawakitas Motiv«, sagte er ruhig.
Es klopfte sacht an der Tür, und bevor Margo noch öffnen konnte, schlüpfte Pendergast ins Labor und nickte ihr und D'Agosta zu. In seinem wie frisch gebügelt wirkenden schwarzen Anzug sah er so gepflegt aus wie immer, und nur sein etwas müdes Gesicht und ein kleiner Kratzer über der linken Augenbraue ließen erkennen, daß er soeben einen anstrengenden Ausflug in den Untergrund hinter sich hatte.
»Pendergast!« rief D'Agosta erstaunt »Es wurde aber auch Zeit.«
»Sie sagen es, Vincent«, nickte der FBI-Agent. »Ich hatte mir schon gedacht, daß ich Sie hier finden würde.
Tut mir leid, daß ich so lange nichts von mir habe hören lassen, aber meine Begegnung dort unten hat mich doch ein wenig mehr mitgenommen als angenommen. Ich hätte natürlich eine halbe Stunde früher kommen können, aber ohne mich zu duschen und umzuziehen, wollte ich Ihnen das nicht zumuten.«
»Begegnung?« fragte Margo ungläubig. »Haben Sie sie denn gesehen?«
Pendergast nickte. »Das habe ich, und nicht nur das. Aber zuerst möchte ich Sie bitten, daß Sie mich in Hinblick auf die Dinge, die sich inzwischen hier oben ereignet haben, auf den neuesten Stand bringen. Von dem Massaker in der U-Bahn habe ich schon gehört, aber was ist mit dem Riesenaufgebot an Polizei, das sich gerade in der Stadt versammelt? Sieht so aus, als hätte sich hier einiges getan.«
Pendergast hörte aufmerksam zu, als Margo und D'Agosta ihn über die wahre Natur der Droge Glaze, über Whittlesey und Kawakita und den Plan informierten, die Astortunnels unter Wasser zu setzen. Erst als Marge ihm von ihren Experimenten mit dem Virus erzählte, stellte er ein paar Zwischenfragen.
»Das ist ja faszinierend«, sagte er schließlich, als sie fertig
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