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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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bemerkte Smithback einen erschöpften jungen Mann mit langen Haaren, der einen Nadelstreifenanzug und violette Socken trug. Smithback erkannte den Trauernden an seinem vergrämten Gesicht als Viscount Adair, den Freund der verstorbenen Pamela Wisher.
    Die Mutter der Toten hatte sich die hellen Haare streng nach hinten gekämmt und kein Make-up aufgelegt, was sie schlicht und würdevoll zugleich wirken ließ. Diese Frau ist zum Führen geboren, dachte Smithback, während er sein Diktiergerät einschaltete.
    Mrs. Wisher blieb eine Weile bewegungslos und mit gesenktem Kopf vor den Blumen stehen. Dann wandte sie sich zu den Demonstranten um, ließ sich ein kabelloses Mikrophon reichen und räusperte sich laut und hörbar.
    »Bürger und Bürgerinnen von New York«, rief sie, woraufhin das Tosen der Menge augenblicklich verstummte. Smithback, den die Klarheit und Lautstärke ihrer Stimme erstaunte, sah sich um und erkannte, daß mehrere, an strategisch günstigen Punkten postierte junge Männer an Metallstangen befestigte Lautsprecher in die Höhe hielten. Auch wenn die Demonstration noch so spontan aussah, hatten Mrs. Wisher und ihre Leute das Ereignis ganz offenbar bis ins kleinste Detail vorausgeplant.
     
    Als die Stille vollkommen war, fuhr Mrs. Wisher mit leiserer Stimme fort: »Wir haben uns hier versammelt im Gedenken an Mary Arm Cappiletti, die am 14. Märe an dieser Stelle überfallen und erschossen wurde. Lassen Sie uns ein stilles Gebet für sie sprechen.«
    Zwischen ihren Sätzen hörte Smithback, wie die Polizei die Menge über Megaphon aufforderte, sich zu zerstreuen. Berittene Polizisten erschienen am Rand der Demonstration und drehten, als sie die dichtgedrängt stehende Menge sahen, wieder ab. Smithback wußte, daß Mrs. Wisher die Demonstration absichtlich nicht angemeldet hatte, um die Stadtverwaltung zu überrumpeln und das größtmögliche Chaos zu produzieren. Die Verbreitung des Aufrufs über private Kanäle war nicht nur hocheffizient gewesen, sondern hatte auch dafür gesorgt, daß Behörden und Medien wirklich erst Wind von der Sache bekamen, als es schon zu spät war.
    »Es ist lange her«, ergriff Mrs. Wisher wieder das Wort. »Und zwar sehr, sehr, lange, daß Kinder ohne Angst durch die Straßen von New York spazieren konnten. Inzwischen fürchten auch wir Erwachsene uns, wenn wir durch gewisse Straßen oder nachts durch den Park gehen. Oder wenn wir U-Bahn fahren!«
    Bei der Anspielung auf das jüngste Massaker ließen sich aufgebrachte Rufe aus der Menge vernehmen.
    Smithback, der das Diktiergerät in die Luft hielt, fragte sich, ob Mrs. Wisher wohl jemals in ihrem Leben die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt hatte.
    »Heute nacht!« rief sie auf einmal aus und blickte mit funkelnden Augen in die Menge. »Heute nacht werden wir das alles ändern. Heute nacht erobern wir uns den Central Park zurück. Genau um Mitternacht werden wir dort alle zusammen mitten auf der großen Rasenfläche stehen, und wir werden keine Angst haben!«
    Das Brüllen der Menge, das auf diese Worte folgte, war so gewaltig, daß Smithback sein Diktiergerät ausschalten mußte.
    Mit dieser Lautstärke wurde das kleine Gerät nicht fertig. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich die Ereignisse genau zu merken. Smithback wußte, daß inzwischen jede Menge anderer Journalisten von lokal und landesweit verbreiteten Medien anwesend sein mußten, aber er war der einzige Reporter, der direkten Zugang zu Anette Wisher hatte, der einzige, den sie in ihre Pläne eingeweiht hatte. Am späten Nachmittag war bereits eine Sonderausgabe der Post mit einer genauen Beschreibung der Demonstrationsroute und der einzelnen Haltepunkte erschienen, an denen der jeweiligen Mordopfer gedacht werden sollte. Smithback sah, daß viele der Anwesenden diese Ausgabe dabeihatten, und verspürte einen Anflug von Stolz. Kozinsky hatte ganz offenbar also doch nicht recht gehabt. Auch er, Smithback, hatte entscheidend dazu beigetragen, daß so viele Menschen zu der Demonstration gekommen waren. Und was noch viel besser war: Diese Ausgabe hatte sich nicht nur unter Arbeitern und Angestellten, den angestammten Lesern der Post, hervorragend verkauft, sondern auch in den besseren Kreisen, die normalerweise zur Timer griffen.
    Hämisch grinsend dachte Smithback daran, wie Kollege Harriman diesen Umstand wohl seinem verknöcherten stockkonservativen Chefredakteur beibringen wollte.
    Die Sonne war soeben hinter den stattlichen Häusern von Central

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