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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Manhattan (erscheint in Kürze)
     

46
    Hayward stand in dem aufgelassenen U-Bahn-Tunnel und verfolgte die Kegel der Taschenlampen, die wie Suchscheinwerfer über die feuchten Steinwände und die niedrige Decke huschten. Das große Schutzschild aus Plexiglas lastete schwer auf ihrer Schulter. Rechts neben sich spürte Hayward die selbstsichere, Ruhe ausstrahlende Gegenwart von Officer Carlin. Der Mann verstand sein Handwerk und wußte, daß sich ein zu forsches Vorgehen im Untergrund bitter rächen konnte.
    Die Maulwürfe haßten nämlich nichts so sehr wie Störungen, und wenn es etwas gab, das sie mehr aufbrachte als die Gegenwart eines Polizisten, dann war es das Auftauchen ganzer Polizeiabteilungen, die durch die Tunnels streiften und sie daraus vertreiben wollten.
    Vom vorderen Teil der Gruppe, wo sich auch Lieutenant Miller aufhielt, hörte Hayward lautes Lachen und dumme Sprüche.
    Bisher hatte die Abteilung in der obersten Ebene zwei kleinere Gruppen von Obdachlosen aufgestöbert, die beim Anblick der gut dreißigköpfigen Streitmacht sofort das Weite gesucht hatten. Wegen dieser leicht errungenen Erfolge hielten sich die Polizisten jetzt für unbesiegbar. Hayward schüttelte nur den Kopf; sie wußte, daß sie es bis jetzt noch nicht mit den richtigen Maulwürfen zu tun gehabt hatten – ein Umstand, der ihr ziemlich seltsam vorkam. Eigentlich hätten sich in den Tunnels unter dem Columbus Circle sehr viel mehr aufhalten müssen.
    Aus den zahlreichen noch rauchenden Feuerstellen, an denen die kleine Polizeistreitmacht vorbeigekommen war, schloß Hayward, daß sich die Maulwürfe vor dem Radau, den ihre Kollegen machten, in tiefer gelegene Ebenen zurückgezogen hatten.
    Die Abteilung bewegte sich langsam den Tunnel entlang, wobei es immer wieder kurze Pausen gab, in denen Miller kleinere Gruppen zur Erkundung von Seitenstollen und größeren Nischen losschickte. Jedesmal kamen die Polizisten, die mit ihren Helmen und Schilden wie Invasoren von einem anderen Stern wirkten, mit leeren Händen zurück und kickten übermütig den am Boden liegenden Abfall durch den Tunnel. Obwohl sie sich schon viel tiefer in den Untergrund vorgewagt hatten als bei einem normalen Streifengang, benahmen sich die Polizisten wie auf einem Betriebsausflug. Die Männer scherzten und lachten miteinander, und niemand hatte sich bisher noch über den widerwärtigen Ammoniakgestank beklagt, der die alten Tunnels durchzog.
    Das kommt noch, dachte Hayward. Das kann man abwarten, bis sie Atemnot bekommen.
    Als der Tunnel abrupt endete, mußten die Polizisten nacheinander eine schmale Eisentreppe in die nächste Ebene hinuntersteigen. Niemand wußte genau, wo sich dieser Mephisto und seine Gemeinde namens Route 666 befanden, deren Vertreibung schließlich die Hauptaufgabe der Abteilung war, aber das bekümmerte Lieutenant Miller wenig. »Wenn wir ihn nicht finden, dann wird ihn das Tränengas schon aus seinem Bau treiben«, meinte er zuversichtlich.
    Als Hayward zusammen mit Carlin der lärmenden und laut schwatzenden Gruppe folgte, hatte sie das unangenehme Gefühl, in heißes, stinkendes Wasser einzutauchen. Die Treppe endete in einem halbfertigen Tunnel, an dessen Wände alte, vor Feuchtigkeit schwitzende Wasserleitungen verliefen. Das Gelächter vor Hayward verwandelte sich in Flüstern und gedämpftes Brummen.
    »Passen Sie auf, wo Sie hintreten«, warnte Hayward Carlin und richtete ihre Taschenlampe nach unten. Der Boden des Tunnels war mit schmalen Bohrlöchern übersät.
    »Danke. Da möchte ich nicht hineintreten«, entgegnete Carlin, dessen großer Kopf durch den schweren Helm noch voluminöser wirkte. Er schob mit dem Fuß einen Kieselstein in das nächstliegende Bohrloch und horchte, wie er hinunterfiel.
    »Das waren bestimmt über dreißig Meter«, meinte er. »Dem Klang nach dürfte sich unter uns ein ziemlich großer Hohlraum befinden.«
    »Sehen Sie sich das mal an«, sagte Hayward leise und leuchtete auf die halb vermoderten hölzernen Abwasserrohre.
    »Die sind bestimmt über hundert jahre alt«, bemerkte Carlin.
    »Ich glaube...«
    Hayward legte eine Hand auf seinen Arm und brachte ihn zum Schweigen. Aus der Dunkelheit des Tunnels war deutlich ein leises Klopfen zu hören.
    Ein aufgeregtes Flüstern lief durch die Abteilung. Das Klopfen wurde rascher und verlangsamte sich wieder, als folge es einem geheimen Rhythmus, den die Polizisten nicht verstanden.
    »Wer ist da?« rief Miller in die Dunkelheit.
    Dem leisen Geräusch

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