Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
unterschätzende Gegner darstellten.
Mittlerweile hatten sich auch die anderen Polizisten um Hayward und Carlin geschart und mit ihren Schilden eine Art Phalanx gegen die Angreifer gebildet. Hayward war klar, daß sie diese Position nicht lange würden halten können, denn die Maulwürfe wurden immer mehr. Ihre einzige Chance war, die Angreifer in der Flanke zu packen und in Panik zu versetzen.
Vielleicht würde es ihnen ja dann gelingen, die Maulwürfe hinauf in die oberen Ebenen zujagen.
»Mir nach!« schrie Hayward. »Treibt sie nach hinten zur Treppe!« Mit diesen Worten ging sie entschlossen gegen die rechte Flanke der Maulwürfe vor, die langsam zurückzuweichen begannen. Mit der Schrotflinte feuerte Hayward über ihre Köpfe hinweg, um sie nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Offenbar waren bei den Angreifern inzwischen die Wurfgeschosse knapp geworden, denn der vorher so dichte Hagel von Flaschen, Steinen und anderen Gegenständen hatte merklich nachgelassen. Das Geheul und Gebrüll war zwar noch ebenso laut wie vorher, aber jetzt drängten die Maulwürfe in rascher Flucht auf das Ende des Tunnels zu.
Hayward blieb einen Augenblick stehen, um durchzuschnaufen und sich einen Überblick über die Situation zuverschaffen:Zwei Polizisten lagen auf dem Boden, einer davon rieb sich den Nacken, der andere war offenbar bewußtlos. »Carlin« rief Hayward und deutete auf die beiden Verwundeten.
Auf einmal hörte sie vor sich lautes Geschrei und sah im Licht der Magnesiumfackeln, daß die Maulwürfe Lieutenant Miller und eine kleine Gruppe von Polizisten eingekreist hatten, die offenbar beim ersten Angriff der Obdachlosen die Flucht ergriffen hatten und so in einen Hinterhalt geraten waren.
Hayward hörte einen dumpfen Knall. Gleich darauf sah sie eine grünlich schimmernde Rauchwolke, die sich rasch im Tunnel verbreitete. Offenbar hatte Miller in seiner Bedrängnis eine Tränengasgranate gezündet.
Das ist so ziemlich das allerletzte, was wir jetzt gebrauchen können, dachte Hayward und schrie: »Gasmasken aufsetzen!«
Das Tränengas trieb in dichten Schwaden knapp über dem Boden auf sie zu. Hayward riß ihre eigene Gasmaske aus dem Behälter und stülpte sie sich über Mund und Nase. Während sie die Klettverschlüsse festmachte, tauchte Miller aus den Schwaden auf. Mit der Gasmaske vor dem Gesicht sah er aus wie ein Außerirdischer.
»Vergast die Scheißkerle!« tönte es dumpf unter seiner Maske hervor.
»Nein!« protestierte Hayward. »Das ist Wahnsinn! Wir haben zwei Verwundete!«
Sie trat einen Schritt auf Miller zu, aber der hatte bereits eine weitere Gaskapsel vom Gürtel eines Polizisten gerissen, die er den sich zurückziehenden Angreifern hinterherwarf. Hayward sah, wie mindestens zwei Männer Millers Befehl Folge leisteten und ebenfalls Gasgranaten zündeten. Die Maulwürfe, die hustend und keuchend zum Ende des Tunnels rannten, waren nun komplett von Gasschwaden eingehüllt. Auf Millers Befehl hin warfen mehrere Polizisten ihre Gasgranaten auch in die Bohrlöcher am Boden. »Wir räuchern diese Bastarde aus!« rief Miller. »Das wird die Schweine nach oben treiben!«
»Hört auf mit dem Scheiß!« schrie Carlin, der neben den beiden Verwundeten kniete.
Der ganze Tunnel war jetzt voller Tränengasnebel, der die Maulwürfe vollständig vor Haywards Blicken verbarg. Den Geräuschen nach zu schließen, hasteten die ersten von ihnen bereits die eiserne Treppe am Ende des Tunnels hinauf. »Okay, Leute.« sagte Miller, nachdem der letzte Polizist seine Gasgranate in eines der Bohrlöcher geworfen hatte. »Es wird höchste Zeit, daß wir uns auf den Rückweg machen.« Aber da rannten die meisten Polizisten auch schon in Richtung Ausgang.
Hayward wartete, bis ihre Kollegen in dem Tränengasnebel verschwunden waren, und ging dann zu Carlin und MacMahon, die sich über den bewußtlos auf dem Rücken liegenden Polizisten beugten. Der andere Verwundete hatte sich inzwischen aufgesetzt, hielt sich den Bauch und übergab sich.
Das Gas hatte die Gruppe noch nicht erreicht, kam aber immer näher.
»Bringen wir ihn ein paar Meter nach rückwärts.« schlug Hayward vor. »Solange er kotzt, kann er keine Gasmaske aufsetzen« Sie half dem Polizisten auf die Beine und führte ihn weiter nach hinten in den Tunnel, Carlin und MacMahon trugen den bewußtlosen Polizisten hinterher. Als sie ihn nach zwanzig Metern wieder hinlegten, sahen sie, wie der grünliche Nebel sie fast eingeholt hatte.
»He, wach auf, Kumpel.«
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