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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Kämpfenden konnte Hayward ein hohles, rauschendes Gurgeln vernehmen, das ihr sagte, daß sich jetzt Tunnel um Tunnel, Galerie um Galerie unter der Erde rasend schnell mit Wasser füllten.
    »Es ist zu früh!« schrie Horlocker.
    Hayward sah, wie der Wasserspiegel des Reservoirs zuerst langsam, dann immer schneller nach unten absackte. Im Licht der vielen Feuer und Scheinwerfer wurde der Uferstreifen des künstlichen Sees immer breiter, während sich das Wasser in die Mitte des riesigen Beckens zurückzog.
    »Stoppt« flüsterte Horlocker.
    Das Wasser schwand immer schneller, immer mehr vom Boden des Reservoirs wurde sichtbar. Dann hörte urplötzlich das donnernde Geräusch auf, und der Strudel drehte sich immer langsamer, bis er schließlich ganz verebbte. Das wenige Wasser, das im See verblieben war, wurde langsam wieder glatt.
    »Sie haben es geschafft!« flüsterte Horlocker.
    »Die verdammten Hurensöhne haben es tatsächlich geschafft!«
     
    Erst jetzt, wo die Abflüsse durch die Sprengungen tief unter der Stadt verstopft waren, bemerkte Hayward, daß sich aus einem mächtigen Rohr am nördlichen Ende frisches Wasser in den künstlichen See ergoß. Von den Zuläufen aus den Bergen gespeist, begann der Wasserspiegel rasch wieder nach oben zu wandern.
    Gebannt sahen Carlin und Hayward zu, wie das Wasser immer weiter anstieg, bis es schließlich über den Rand des Reservoirs trat. Es füllte kleine Senken, umspülte Büsche und Bäume und strebte wie ein seichter, langsam fließender Fluß auf die tiefste Stelle des Parks zu: die große Rasenfläche, wo noch immer Obdachlose und Demonstranten erbittert aufeinander eindroscheu.
    »Na, dann schwimmt mal schön«, bemerkte Carlin.
    Die Kämpfenden wußten zunächst nicht, wie ihnen geschah, dann aber veränderte sich plötzlich die Tonlage ihres Geschreis. Immer mehr Gruppen begannen, das Schlachtfeld zu verlassen. Schließlich, als alle knöcheltief im Wasser standen, gaben auch die Hartgesottensten auf und strebten den höhergelegenen Teilen der Wiese und dann den Ausgängen des Parks zu.
    Und das Wasser stieg noch immer. Es löschte die Feuer auf dem Rasen, warf Abfalleimer um und überspülte die Baseballfelder neben der Liegewiese. Dann schluckte es den Schloßweiher, schoß laut gurgelnd in das Rund des Amphitheaters und staute sich an den Mauern von Belvedere Castle, bis schließlich der Zufluß mit einemmal aufhörte und die Oberfläche des neuentstandenen Sees still und spiegelglatt dalag.
    Unter den Polizisten des Kommandopostens, die dem Schauspiel schweigend und mit angehaltenem Atem zugesehen hatten, brandete erleichterter Jubel auf, der durch sämtliche Räume des kleinen Schlosses hallte.
    »Ich wünschte, mein alter Vater hätte das miterleben können«, wandte Hayward sich mit einem breiten Grinsen an Carlin.
    »Der pflegte nämlich kämpfende Hunde mit einem Eimer Wasser zur Räson zu bringen. Ist ein todsicheres Mittel, das immer wirkt.«
     

64
    Die Sonne war gerade den Fluten des Atlantiks entstiegen und schickte ihre ersten Strahlen auf die vom Morgentau schimmernden Sandstrände, Jachthäfen und Hotels von Long Island. Weiter westlich traf sie dann auf die Gebäude von New York City und verlieh deren grauen Fassaden einen sanften orangefarbenen Glanz. Als die Sonne höher hinauf in den Himmel wanderte, glitzerte sie in den Fluten des East River, spiegelte sich in Zehntausenden von Fensterscheiben und tauchte schließlich die gesamte Stadt in ein reinigendes Bad aus frischem Licht.
    In das düstere Gewässer des Humboldt Kill allerdings, das im Schatten einer massiven Eisenbahnbrücke zwischen Betonmauern eingezwängt war, drang zunächst kein einziger Sonnenstrahl. Dazu waren die leerstehenden Häuser ringsum, deren eingeworfene Fenster wie leere Augenhöhlen hinab auf das schmutzige Wasser blickten, viel zu hoch. Die braune Brühe zu ihren Füßen lag still und ohne erkennbare Strömung da, und nur ab und zu, wenn ein U-Bahn-Zug über die Brücke rumpelte, erzeugten die Vibrationen winzige Wellen, die kurz darauf wieder erstarben.
    Erst eine geraume Zeit nach Sonnenaufgang fiel ein schmaler, messerscharfer Lichtstrahl durch die blutrot aufleuchtende Stahlkonstruktion der Brücke und beleuchtete einen Augenblick lang einen schmalen Ziegelsims am Fuß eines der umstehenden Gebäude. Dort lag, nur wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel, eine bewegungslos zusammengerollte, über und über mit Schlamm beschmutzte menschliche Gestalt.
    Die

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