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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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nie eine so fundierte Abhandlung über die soziale Hierarchie im Untergrund lebender Obdachloser gelesen.«
    Zum erstenmal, seit D'Agosta sie kannte, wirkte Hayward richtiggehend betreten. Sie wurde rot im Gesicht und sah zur Seite.
    Offenbar war sie es nicht gewohnt, daß man ihr solche Komplimente macht.
    »Stimmt das, Sergeant Hayward?« fragte D'Agosta.
    »Ja, ich mache an der New Yorker Uni gerade meinen Magister«, erklärte sie, ohne D'Agosta oder Pendergast anzusehen.
    Dann aber hob sie den Kopf und fixierte D'Agosta mit einem herausfordernden Blick. »Meine Diplomarbeit hat das Thema ›Gewalt im Untergrund‹«
    »Ich habe gichts dagegen«, bete uerte D'Agosta, der sich über ihre abwehrende Haltung wunderte und sich gleichzeitig darüber ärgerte, daß Hayward ihm nichts von ihrem Studium erzählt hatte. Hielt sie ihn für zu blöd, um das zu verstehen?
    »Aber warum publizieren Sie Ihre Arbeit denn in so einer obskuren Zeitschrift?« fragte Pendergast. »So etwas wäre doch viel eher etwas für das Law Enforcement Bulletin.«
    Hayward lachte leise auf, fing sich dann aber wieder. Jetzt machen Sie wohl Witze, oder?« fragte sie.
    D'Agosta verstand, was Hayward meinte. Es war für sie ohnehin schon schwer genug, sich als kleine, schlanke und zudem hübsche Frau unter diesen Kleiderschrank-Typen der ehemaligen Bahnpolizisten zu behaupten.
    Da brauchten ihre Kollegen nicht auch noch aus dem Polizeiblatt zu erfahren, daß sie eine akademische Arbeit über die Leute schrieb, die sie tagtäglich aus dem Untergrund verleiben mußte. Er schüttelte den Kopf, als er sich vorstellte, welchen Hänseleien sie sich damit aussetzen würde.
    »Ach so, verstehe«, sagte Pendergast und nickte. Ihm waren offenbar dieselben Gedanken durch den Kopf gegangen wie D'Agosta. »Trotzdem ist es mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Sergeant. Aber jetzt lassen Sie uns über unseren Fall sprechen. Ich möchte gerne die Polizeiberichte von allen Tatorten sehen. Je mehr wir über den Verbrecher wissen, desto schneller können wir ihn fassen. Oder sie, falls es mehrere Täter sind.
    Die Opfer wurden nicht sexuell mißbraucht, habe ich recht?«
    »Korrekt.«
    »Trotzdem könnte es sich bei dem Täter um eine Art Fetischisten handeln, der Köpfe sammelt wie andere Leute Souvenirs. Ich finde, wir sollten die Akten sämtlicher Serienmörder durchgehen, ob wir eine Übereinstimmung im Modus operandi finden. Vielleicht wäre es ja auch sinnvoll, den Computer nach möglichen Verknüpfungen zwischen den Daten aller Opfer suchen zu lassen. Außerdem sollten wir uns sämtliche vermißt gemeldeten Personen in ganz New York ansehen. Gegebenenfalls finden wir ja etwas, das einige von ihnen miteinander verbindet – und wenn es nur eine noch so unbedeutende Kleinigkeit ist.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, versprach Hayward.
    »Sehr gut.« Pendergast stand auf und trat an den Schreibtisch.
    »Dürfte ich jetzt vielleicht einen Blick in die Akten werfen, Vincent?«
    »Bleiben Sie bitte sitzen«, sagte D'Agosta rasch und rümpfte die Nase. »Ihre Verkleidung ist nämlich in mancher Hinsicht ein bißchen zu überzeugend, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Verstehe«, Pendergast grinste unbekümmert. »Das soll sie ja auch sein. Sergeant Hayward, wären Sie bitte so nett, mir die Akten herüberzureichen?«
     

18
    Margo nahm in der weitläufigen Linnaeus Hall Platz, die sich mitten im ursprünglichen Gebäude des Naturgeschichtlichen Museums befand. Die im Jahr 1882 erbaute elegante Halle war mit Eichenholz getäfelt und hatte ein hohes Deckengewölbe, unter dem ein wunderschön geschnitzter Fries die einzelnen Stufen der Evolution darstellte.
    Amüsiert blickte Margo hinaufzum Bildnis des Menschen, den der Künstler mit Frack, Zylinder und Gehstock dargestellt hatte. Der Fries war ein herrliches Beispiel für die frühdarwinistische Auffassung von der Evolution, der zufolge sich die Natur von simplen zu immer komplexeren Lebensformen fortentwickelte und schließlich im homo sapiens als Krone der Schöpfung ihren Abschluß fand. Margo wußte, daß modernere Theorien das völlig anders sahen. Heute nahm man an, daß die Evolution viel zufälliger und wahlloser vor sich gegangen und dabei immer wieder in jede Menge Sackgassen gemündet war.
    Dr. Frack, der neben ihr in seinem Rollstuhl saß, hatte mit seiner Theorie einer Fraktalen Evolution viel zu diesem Verständnis beigetragen. Die Evolutionsbiologen an der Schwelle zum dritten Jahrtausend

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