Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
Sie, die möglicherweise selbst meine Kollegen Dr. Frock und Dr. Green überraschen wird. Ich bin nämlich selbst erst vor kurzer Zeit darauf gestoßen.«
Frock beugte sich mit versteinertem Gesicht in seinem Rollstuhl nach vorn, und Margo ließ ihren Blick zwischen ihm und Brambell hin und her wandern. War es möglich, daß Brambell ihnen etwas verheimlicht hatte, umjetzt allein alle Lorbeeren einzuheimsen?
»Sehen Sie sich das nächste Dia bitte genau an«, sagte der Gerichtsmediziner. Ein neues Bild erschien auf der Leinwand.
Es zeigte die Röntgenaufnahme mit den vier Punkten, die Margo als erster aufgefallen waren.
»Was Sie hier sehen, sind vier kleine dreieckige Metallstücke, die in einem Lendenwirbel des unbekannten Skeletts eingewachsen waren. Seit Dr. Green sie entdeckt hat, haben wir uns über ihre Bedeutung den Kopf zerbrochen. Gestern abend kam mir dann eine Art Erleuchtung, und heute habe ich mich bei einigen Orthopäden kundig gemacht. Wenn ich mich nicht geirrt habe, dann werden wir bis spätestens Ende der Woche die Identität des zweiten Skeletts erfahren.«
Brambell ließ seinen Blick triumphierend durch die Halle schweifen, wobei er bei Frock einen Augenblick länger verweilte als bei den anderen.
»Glauben Sie, daß es sich bei diesen Punkten um ...«, setzte Pendergast an, wurde aber sofort von Brambell abgewürgt.
»Im Augenblick möchte ich mich über dieses Thema nicht weiter auslassen«, sagte der Gerichtsmediziner und schaltete mit der Fernbedienung den Diaprojektor weiter. Auf der Leinwand erschien das Bild eines stark verwesten Kopfes mit leeren Augenhöhlen und einem lippenlosen Grinsen. Margo stieß der Anblick fast ebenso ab wie der Kopf selbst, den man ihnen gestern ins Labor gebracht hatte.
»Wie Sie vermutlich alle wissen, sollten wir diesen Kopf im Auftrag von Lieutenant D'Agosta untersuchen, der ihn am Tatort eines Obdachlosenmordes gefunden hat. Natürlich können wir Ihnen die ausführlichen Untersuchungsergebnisse erst in ein paar Tagen mitteilen, aber vorab läßt sich bereits sagen, daß der Kopf von einem Mann stammt, der seit etwa zwei Monaten tot ist. Wir haben auch an diesem Kopf zahlreiche Spuren von Zähnen und einer primitive n Klinge gefunden, letztere wiederum hauptsächlich an dem noch am Schädel verbliebenen Halswirbel. Wir haben bereits veranlaßt, daß die zu dem Kopf gehörende Leiche in Pottersfield wieder exhumiert wird, damit wir sie einer gründlichen Obduktion unterziehen können.«
O nein, dachte Margo.
Brambell zeigte nun mehrere Dias in rascher Folge. »Auch hier haben wir, wie Sie sehen können, den zur Erzeugung der Bißspuren nötigen Druck bestimmt und sind zu demselben Ergebnis gekommen wie bei den beiden Skeletten: Die Kraft wäre auch hier durchaus von menschlichen Kiefermuskeln aufzubringen gewesen, deutet also nicht auf einen neuen Mbwun hin.«
Die Leinwand wurde weiß, und Brambell legte den Laserzeiger auf das Vortragspult. Als das Licht im Saal anging, stand D'Agosta auf. Jetzt bin ich mehr erleichtert, als Sie sich vorstellen können, Dr. Brambell«, sagte er. »Aber eines würde ich gerne doch genauer wissen: Sie sind also wirklich der Meinung, daß die Bißspuren von einem Menschen stammen?«
Brambell nickte.
»Nicht von Hunden oder irgendwelchen anderen Tieren, die sich vielleicht in der Kanalisation herumtreiben?«
»Wie ich schon sagte, kann man diese Möglichkeit nicht ganz ausschließen, aber ich bin trotzdem der Meinung, daß die Spuren eher auf einen Menschen – oder auch mehrere Menschen – hinweisen. Wenn wir einen kompletten Gebißabdruck hätten, könnte ich das mit Bestimmtheit sagen, aber so ...«
Brambell reckte D'Agosta die leeren Handflächen hin. »Und dann sind da auch noch diese Kratzer, die mit ziemlicher Sicherheit von einem primitiven Instrument stammen. Ich habe noch nie einen Hund gesehen, der mit einem Steinmesser hantiert.«
»Wie steht es mit Ihnen, Dr. Frock?« fragte D'Agosta und wandte sich dem anderen Wissenschaftler zu.
»Was ist Ihre Meinung dazu?«
»Ich stimme mit Dr. Brambell überein«, sagte Frock knapp undrutschte unbehaglich in seinem Rollstuhl herum. »Wie Sie sich vielleicht erinnern werden, war ich derjenige, der als erster davon überzeugt war, daß wir es nicht mit einer Kreatur wie diesem Mbwun zu mit haben. Ich stelle mit Zufriedenheit fest, daß Dr. Brambell sich nun meiner Meinung angeschlossen hat. Trotzdem muß ich schärfstens gegen die Art und Weise protestieren,
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