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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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zurückkam.
    »Wären Sie beide so freundlich, mir zu folgen?«, lud er sie ein und führte sie durch die Tapetentür und dann einen langen, in dämmeriges Licht getauchten Flur hinunter.
    Die meisten links und rechts abzweigenden Türen waren geschlossen, aber Nora erhaschte doch einen Blick in Pendergasts Bibliothek: bis zur Decke voll gestopft mit in Leder oder Leinen gebundenen Folianten, und wo noch ein Fleckchen Wand frei war, hing ein altes Ölgemälde oder stand – sie traute kaum ihren Augen – eine Harfe aus Rosenholz. Im nächsten Raum, an dem sie vorbeikamen, waren die Wände mit Reispapier tapeziert, auf dem Fußboden lagen Tatamimatten. Das Zimmer war karg, beinahe asketisch möbliert und wie anscheinend alle Räume in Pendergasts Wohnung in Halbdunkel gehüllt.
    Schließlich führte er sie in einen großen Raum, dessen hohe Decke mit dunklem, schön gemusterten Mahagoniholz getäfelt war. An der Stirnwand dominierte ein marmorverkleideter, reich mit Ornamenten geschmückter Kamin das Zimmer, die drei hohen Fenster an der Seitenwand gingen auf den Central Park. Zur Rechten war die Wand fast ganz von einem detaillierten Stadtplan bedeckt, der Manhattan im neunzehnten Jahrhundert zeigte. Mitten im Zimmer stand ein großer, mit einer Plastikplane abgedeckter Tisch, auf dem die Fundstücke aus der Doyers Street ausgebreitet lagen: zwei Dutzend Glassplitter, ein Kohleklumpen, der halb verrottete Regenschirm und ein gelochtes Straßenbahnticket.
    Sitzgelegenheiten gab es nicht. Pendergast umrundete wie ein Hai, der seine Beute einkreist, ein paarmal den Tisch, dann blieb er stehen und sah erst Nora, dann O’Shaugnessy an. Sein eindringlicher, fast besessener Blick wirkte irritierend. Er verschränkte die Arme auf dem Rücken und trat vor den überdimensionalen Stadtplan. Dort blieb er, offenbar in Gedanken versunken, eine Weile stumm stehen. Undals er endlich etwas sagte, hörte es sich an, als rede er mit sich selbst.
    »Wir wissen, wo Enoch Leng seine teuflische Arbeit verrichtet hat. Aber nun sind wir mit einer Frage konfrontiert, die wesentlich schwieriger zu beantworten ist: Wo hat er gewohnt? Wo hat der allzeit hilfsbereite Doktor sich auf dieser von Menschen wimmelnden Insel versteckt? Dank Dr. Kelly haben wir ein paar Hinweise, die den Bereich, in dem wir ihn suchen müssen, erheblich einengen. Das Straßenbahnticket, das Sie, Dr. Kelly, ausgegraben haben, wurde für die West-Side-Hochbahn gelöst. Wir können also davon ausgehen, dass Leng dort zu Hause war.« Er zog mit einem roten Markierstift einen Strich entlang der Fifth Avenue, der Manhattan in zwei lang gezogene Segmente teilte.
    »Kohle weist, je nachdem, wo sie gefördert wurde, bestimmte chemische Verunreinigungen auf. Diese Kohle stammt aus einer seit langem stillgelegten Zeche in der Nähe von Haddonfield in New Jersey. Der einzige Zulieferer, der diese Kohle in Manhattan vertrieben hat, war Clark & Sons. Sie haben das Gebiet von der Einhundertzehnten bis zur Einhundertneununddreißigsten Straße beliefert.« Er markierte auch diese beiden Straßen durch rote Linien.
    »Damit kommen wir zu dem Regenschirm. Die Bespannung bestand aus Seide. Seide fühlt sich, wenn man sie anfasst, weich an. Unter dem Mikroskop ist jedoch eine raue, fast körnige Struktur zu erkennen. Seide hat die Eigenschaft, bei Regen winzige Partikel einzufangen, insbesondere Pollen. Eine mikroskopische Untersuchung des Schirms hat gezeigt, dass die Seide eine ungewöhnlich hohe Konzentration von Pollen der Pflanze Caltha palustris aufweist, auch unter dem Namen Sumpfdotterblume bekannt. Sie war ursprünglich in ganz Manhattan verbreitet, etwa ab dem Jahr 1900 gab es sie jedoch nur noch in den Sumpfgebieten an den Ufern des Hudson.« Er zog eine rote Linie am Broadway entlang, dann deutete er auf das verbleibende kleine Viereck. »Das lässt den Schlusszu, dass Dr. Leng westlich dieser Linie gewohnt haben dürfte, gerade mal einen Häuserblock vom Hudson entfernt.«
    Er stülpte die Schutzkappe über den Markierstift: »Soweit irgendwelche Anmerkungen?«
    Nora nickte. »Sie sagten, Clark & Sons habe die Kohle nur in die oberen Stadtteile geliefert. Wie kommt es dann, dass der Kohleklumpen in Lengs Labor, also in Lower Manhattan, gefunden wurde?«
    »Leng musste heimlich in seinem Labor arbeiten, konnte sich also dorthin keine Kohle liefern lassen. Daher nehme ich an, dass er von Zeit zu Zeit einen kleinen Kohlevorrat von zu Hause mitgebracht hat.«
    Nora nickte.

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