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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Licht, eine Umgebung mit gesunder frischer Luft und einen schönen Blick auf den Fluss. Es musste eine Aussicht sein, die nie verbaut werden konnte, da bin ich mir ganz sicher.«
    O’Shaugnessy ließ nicht locker. »Aber woher wollen Sie das alles wissen?«
    Auf einmal begriff Nora, was Pendergast meinte. »Weil er damit gerechnet hat, dass er eine sehr, sehr lange Zeit dort verbringen wird.«
    Die Stille in dem großen, kühlen Raum schien kein Ende nehmen zu wollen. Dann huschte ein für ihn ganz atypisches befreites Lächeln über Pendergasts Gesicht.
    »Bravo!«, sagte er und nickte Nora zu.
    Er trat vor den Stadtplan und zog einen roten Kreis um den Riverside Drive, von der Einhundertneununddreißigsten bis zur Einhundertzehnten Straße. »Genau hier müssen wir Leng suchen.«
    Wieder ein paar Sekunden unbehaglicher Stille.
    Dann vergewisserte sich O’Shaugnessy: »Sie meinen sicher Lengs Haus?«
    »Nein«, erwiderte Pendergast mit fester Stimme, »ich meine Dr. Leng.«

Der Pferdeschwanz

1
    William Smithback jr. rutschte mit einem abgrundtiefen Seufzer auf die Eckbank im hinteren Teil der
Blarney Stone Tavern
. Das gegenüber dem Südeingang des New York Museums gelegene Eldorado aller durstigen Kehlen hieß in Insiderkreisen nur »die Knochenburg«, wegen der Marotte des Besitzers, an jedes freie Fleckchen Wand Knochen aller Art und Größe zu nageln. Spaßvögel behaupteten, hier hingen inzwischen so viele, dass die New Yorker Polizei, wenn sie sie nur einsammelte und richtig zusammensetzte, sämtliche Vermisstenfälle der Stadt mit einem Schlag aufklären könne.
    Smithback hatte hier – vor sich das Notebook und den mit Bier bekleckerten Laptop – im Laufe der Jahre viele lange Abende damit verbracht, seine Bücher zu schreiben – das über die Museumsmorde und danach das über das U-Bahn-Massaker. »Die Knochenburg« war ihm zum zweiten Zuhause und zur Zuflucht vor den Ärgernissen dieser Welt geworden. Und in letzter Zeit hatte es wahrlich nicht an solchen Ärgernissen gemangelt. Er musste nur an das Zerwürfnis mit Nora oder das verkorkste Interview mit Fairhaven denken, ganz zu schweigen von der Dreistigkeit, mit der ihm Bryce Harriman, sein ewiger Konkurrent von der
Post
, zwei Storys vor der Nase weggeschnappt hatte, die von Rechts wegen ihm gehört hätten, erst den Touristenmord im Central Park und dann die Knochenfunde in der Doyers Street. Wie hatte das Windei es bloß geschafft, sich die beiden Storys unter den Nagel zu reißen, während er nicht mal von seiner Quasiverlobten einen Tipp bekam? Gott im Himmel, bei so viel Ärger brauchte er unbedingt einen Drink. Und da schlurfte auch schon, wie aufs Stichwort, der Kellner heran.
    »Das Übliche, Mr. Smithback?«
    »Nein. Haben Sie zufällig so was wie einen fünfzig Jahre alten Glen Grant?«
    Die Schlappohren und die Hängebacken des Kellners sackten noch ein Stück tiefer. »Sechsunddreißig Dollar das Glas.« In seiner Miene spiegelte sich alles Elend der Welt wider.
    »Bringen Sie ihn! Heute brauche ich einen Drink, der so alt ist, wie ich mich fühle.«
    Der Kellner verschwand achselzuckend im Halbdunkel des Lokals und tauchte kurz darauf mit einem Schwenker wieder auf, in dem die winzige Pfütze einer goldbraunen Flüssigkeit schwappte. Smithback steckte die Nase ins Glas und schnupperte genüßlich an dem köstlichen Aroma des Highland Malt. Aber ehe er dazu kam, den ersten Schluck zu nehmen, steuerte Boylan, der Chef des Hauses, seinen Tisch an, im Schlepptau O’Shaugnessy.
    »Unser Supercop, wie er leibt und lebt«, begrüßte Smithback den Sergeant, wobei sein Versuch, den irischen Akzent nachzuahmen, kläglich misslang.
    »Aye-aye, leibhaftig und lebendig«, ließ sich O’Shaugnessy gutmütig auf Smithbacks lockeren Ton ein.
    »Dasselbe für ihn«, rief Smithback dem Kellner zu, »Sie wissen schon, den Zwölfjährigen. Geht auf mich.«
    Der Kellner verzog keine Miene. »Kommt sofort.«
    Der Sergeant musterte Smithbacks Glas. »Was ist das?«
    »Glen Grant, Singlemalt Scotch. Das beste Gesöff, das man auf der Welt auftreiben kann.«
    O’Shaugnessy grinste. »Was denn, wollen Sie etwa einen in der Wolle eingefärbten Presbyterianer zwingen, sich so was hinter die Binde zu kippen? Das ist ja wie Verdi als Block-flötenquartett. Ich hab’s mehr mit Powers.«
    »Irischer Whisky?« Smithback schüttelte sich. »Der taugt doch besser zum Maschinenreinigen als zum Trinken! Die Iren haben die besseren Schriftsteller, die Schotten den

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