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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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die Sie einen Pik hatten. Der Dritte, dem Sie nicht grün waren, Special Agent Pendergast, lag zu dieser Zeit bereits verletzt im Krankenhaus. Und der Mann, der ihn mit einem Messer attackiert hatte, trug einen Bowler.«
    Brisbane starrte ihn fassungslos an.
    »Warum wollten Sie nicht, dass Puck Miss Kelly behilflich ist? Wieso reden Sie im Zusammenhang mit Ihren Bemühungen von ›externen Recherchen‹?«
    Brisbane schluckte stumm.
    »Haben Sie befürchtet, dass Miss Kelly und Mr. Puck etwas herausfinden könnten?«
    »Ich … ich …«, stammelte Brisbane mit erstickter Stimme. Jetzt gebe ich ihm den Gnadenstoß, entschied Custer.
    »Was haben Sie sich davon versprochen, die Morde aus dem neunzehnten Jahrhundert nachzuahmen? Haben Sie geahnt, dass jemand im Archiv den Schlüssel zu Ihren Motiven finden könnte? War das das Motiv Ihres Handelns? War Puck Ihrem Geheimnis zu nahe gekommen?«
    Brisbane schoss hoch. »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt, Captain …«
    »Sergeant Noyes«, sagte Custer ungerührt, »legen Sie dem Mann Handschellen an!«
    »Nein!«, rief Brisbane mit überschnappender Stimme. »Sie Idiot, Sie liegen völlig schief, wenn Sie …«
    Custer quälte sich aus dem Besuchersessel hoch, was ihm leider nicht mit der vorgesehenen Geschmeidigkeit gelang, und begann Brisbane die Rechte vorzulesen: »Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern …«
    »Das ist eine unglaubliche …«
    »… das Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen …«
    »Ich werde das keineswegs hinnehmen!«
    »… ferner das Recht …«, fuhr Custer unbeirrt in seiner Litanei fort, wobei er mit schriller Fistelstimme Brisbanes Proteste mühelos übertönte.
    Er sah mit leuchtenden Augen zu, wie Noyes dem Ersten Vizepräsidenten und Rechtsberater des New York Museums die Handschellen anlegte und sie zuschnappen ließ.
    Nie zuvor hatte er eine Festnahme derart genossen. Sie war sein Meisterstück, die Krönung seiner Arbeit im Polizeidienst. Eine innere Stimme sagte ihm, dass das der Stoff war, aus dem Legenden wachsen. Noch in ferner Zukunft würde man sich in allen Dienststellen New Yorks – ach was, in allen Dienststellen der Vereinigten Staaten, wenn nicht gar der ganzen Welt – davon erzählen, wie Captain Sherwood Custer den berüchtigten »Chirurgen« zur Stecke gebracht hatte.

5
    Pendergast hastete mit aufgeknöpftem Jackett den Weg zurück, den sie gekommen waren; Nora musste das Letzte aus sich herausholen, um mit ihm Schritt zu halten.
    Ihre Gedanken kreisten unablässig um Smithback, der – bestimmt nicht mehr freiwillig – in einem dieser alten Häuser sein musste. Sie durfte sich das grausige Geschick gar nicht ausmalen, das ihm bevorstand – oder ihn womöglich bereits ereilt hatte. Allein bei dem Gedanken wurde ihr vor Angst schlecht. Warum war sie nur so wütend auf ihn gewesen?
    Zugegeben, manchmal – nein, sogar meistens – benahm er sich unmöglich. Er hatte große Rosinen im Kopf, arbeitete mit allen möglichen Tricks und schaffte es immer wieder, sich selber in Schwierigkeiten zu bringen. Aber unter dem Strich waren es gerade diese negativen Eigenschaften, die ihn so liebenswert machten. Sie brauchte nur daran zu denken, wie er, als Penner verkleidet, für sie das Kleid aus dem Tunnelan der Catherine Street geholt hatte. Oder wie er sofort zu ihr geeilt war, als er von der Messerattacke auf Pendergast gehört hatte. Wenn es ernst wurde, war er immer für sie da. Im Stillen gestand sie sich ein, dass sie mitunter zu streng mit ihm ins Gericht gegangen war. Nur, nachträgliche Schuldgefühle nützten nun auch nichts mehr.
    Wieder begleiteten die Spuren des Verfalls ihren Weg. Aus einst vornehmen Villen waren abbruchreife Ruinen, aus gepflegten Gärten verwahrloste Tummelplätze für Junkies geworden. Pendergast hastete nicht achtlos an den Grundstücken vorbei, er inspizierte jedes Haus genau, aber das Ergebnis war jedes Mal ein enttäuschtes Kopfschütteln.
    Um nicht an ihren Ängsten um Smithback zu ersticken, versuchte Nora, ihre Gedanken eine Weile auf Enoch Leng zu lenken. Ganz konnte sie es immer noch nicht glauben, dass er noch leben und in einer dieser heruntergekommenen Behausungen untergeschlüpft sein sollte. Aber wenn es – nur mal angenommen – doch so sein sollte, musste sein Haus sich in einigen Punkten von den anderen unterscheiden. Es musste einen hinlänglichen Komfort bieten, denn wenn jemand mit einer Lebenserwartung von hundert oder mehr Jahren rechnet, ist das bestimmt das

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