Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
Mindeste, wofür er sorgt. Dem äußeren Bild nach mochte es durchaus genauso verlottert erscheinen wie die anderen Häuser, schließlich sollte es ja einen unbewohnten Eindruck machen. Tatsächlich aber war es wahrscheinlich zur Festung ausgebaut, jemand wie Leng will keine ungebetenen Besucher haben. Wenn all diese Annahmen richtig waren, hätte er sich keine bessere Umgebung aussuchen können: außen schäbig, innen mit all den Annehmlichkeiten ausgestattet, die er auf keinen Fall entbehren wollte. Sie mussten also nach einem abgeschieden gelegenen, nicht allzu einladend wirkenden Wohnhaus Ausschau halten. Das Problem war nur, dass diese Kriterien auf die meisten Häuser in dieser Gegend zutrafen.
    Und dann, nicht weit von der Abzweigung zur HundertachtunddreißigstenStraße entfernt, blieb Pendergast plötzlich wie festgewurzelt stehen. Auf den ersten Blick unterschied sich das Haus, auf das er starrte, kaum von den anderen: eine hoch aufragende steinerne Erinnerung an längst vergangene Glanzzeiten, ein paar Meter zurückgesetzt, mit einer schmalen Lieferantenzufahrt. Die Fenster des Erdgeschosses waren wie bei den meisten anderen Häusern mit Sperrholzplatten vernagelt. Dennoch schien sich der Agent kaum von dem Anblick losreißen zu können.
    Er ging stumm – den Blick meistens auf den Boden, nur hin und wieder auf die Hausfassade gerichtet – bis zur Abzweigung der Hundertachtunddreißigsten Straße und von dort weiter, bis sie nur noch ein paar Häuserblocks vom Broadway trennten. Erst als sie sich anschickten, kehrtzumachen, sagte er leise mit fester Stimme: »Das ist es.«
    »Woran wollen Sie das sehen?«
    »An dem Wappen: drei goldene Apothekerkugeln über einem Büschel Schirlingskraut.« Er deutete mit ausgestreckter Hand auf das in den Stein gemeißelte, von einer Inschrift in griechischen Buchstaben gekrönte Wappen. »Haben Sie Nachsicht mit mir, wenn ich mir nähere Erklärungen für später aufspare. Bleiben Sie bitte dicht hinter mir und seien Sie sehr, sehr vorsichtig!«
    Er schlug den von der Zufahrt abzweigenden Weg ein, der um das Haus herum bis zur Hundertachtunddreißigsten Straße führte, erst dort, praktisch an der Ecke zwischen dem Riverside Drive und der Hundertsiebenunddreißigsten, kehrte er um. Nora hielt den Blick die ganze Zeit über mit einer Mischung aus Neugier, keimender Hoffnung und unerklärlichen Ängsten auf das Haus gerichtet: ein breit ausladendes, mehrstöckiges, aus Ziegelstein und steinernen Quadern errichtetes Gebäude, dessen Grundstück sich auf allen Seiten fast bis zu den angrenzenden Straßen erstreckte. An der Frontseite war es von einem schmiedeeisernen Zaun umgeben, dem man den Rostfraß nur dank des üppig wucherndenEfeus nicht ansah. Der Garten machte einen verwilderten Eindruck, seit Jahren nicht mehr gestutzte Bäume und Büsche, wild wachsende Gräser und die überall angehäuften Abfälle hatten ein unansehnliches, braungrünes Stück Wildnis aus ihm gemacht.
    Ein Windstoß fuhr raschelnd durch die kahlen Äste, der Mond und die wandernden Wolken spiegelten sich in den Fenstern der oberen Stockwerke, die – anders als im Erdgeschoss – nicht mit Sperrholz vernagelt waren. Und als Nora den Blick nach oben richtete, sah sie, welche Folgen solche Sorglosigkeit haben konnte: Jemand hatte im ersten Stock eine Scheibe eingeschlagen.
    Sie waren wieder an der Zufahrt angekommen, Pendergast lauschte einen Moment, ob sich irgendwo etwas rührte, dann ging er auf den Hauseingang zu, dessen Vordach einen idealen Sichtschutz nach oben bot. Er schob mit dem Schuh den angewehten Abfall beiseite, und Sekunden später spielte sich vor Noras Augen einer jener unerklärlichen Zaubertricks ab, an die sie bei Pendergast allmählich gewöhnt war. Sie hätte schwören können, dass er nur mit einer flüchtigen, beinahe liebevoll streichelnden Bewegung über das Schloss der massiven Eichentür fuhr, und schon schwang die Tür lautlos in ihren gut geölten Angeln auf.
    Sie huschten rasch ins Haus, Pendergast zog hinter sich die Tür ins Schloss – so sanft, dass Nora, obwohl sie neben ihm stand, kaum das leise Klicken hörte. Undurchdringliches Dunkel umgab sie, während sie gespannt lauschten, ob sich irgendetwas rührte. Lautlose Stille. Nach einer Minute knipste der Agent seine abgeschirmte Stablampe an und ließ den Lichtstrahl durch den Eingangsbereich wandern.
    Sie standen auf dem Marmorboden eines schmalen Vorflurs, die Wände waren mit Samt bespannt. Pendergast

Weitere Kostenlose Bücher