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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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anders, sie musste sich einfach zu Pendergast umwenden. Er stand mit scheinbar unbewegter Miene da, aber seine weit aufgerissenen Augen verrieten, wie sehr ihn der Anblick erschütterte. Sie sah es ihm an: Was immer er in diesem alten Haus vermutet hatte, auf eine solche Horror-vision war er nicht vorbereitet.
    Sie zwang sich, den Blick noch einmal auf den Leichnam zu richten. Selbst der Tod hatte die Ähnlichkeit nicht verschleiern können: dieselbe Hautfarbe, derselbe unverwechselbare Porzellanteint wie bei Pendergast. Auch die Gesichtszüge wiesen dieselben Merkmale auf, von den schmalen Lippen bis zu der ein wenig an einen Habicht erinnernden Nase.

6
    Custers Blick ruhte mit Genugtuung auf dem Mann, den er des mehrfachen Mordes überführt hatte und der nun wie ein Häuflein Elend vor ihm stand: in Handschellen, die Smoking-fliege verrutscht, das weiße Hemd verkrumpelt, mit Schweißflecken unter den Achselhöhlen, das Haar zerzaust – ein sicherer Kandidat für das Geschworenengericht.
    Je höher sich einer dünkt, desto tiefer kann er fallen! Der arrogante Bursche hatte lange genug die empörte Unschuld gemimt, weil er wohl dachte, ihm könne keiner etwas anhaben. Aber jetzt verrieten die geröteten Augen und die zitterndenLippen, dass er auf den Boden der Realität zurückgekommen war.
    Es waren die Handschellen, die ihm das klar gemacht hatten. Custer wusste das, er hatte es schon oft beobachtet, selbst bei härter gesottenen Burschen als Brisbane. Sobald die Hand-schellen zuschnappen und die Kandidaten begreifen, dass sie festgenommen sind, knicken sie alle in den Knien ein. Nichts setzt ihnen so zu wie das Wissen, jetzt hinter Gitter zu wandern.
    Nun gut, die Polizeiarbeit war getan, nun mussten nur noch die vielen kleinen Details für die Beweisführung zusammengetragen werden. Damit mochte sich das subalterne Fußvolk beschäftigen, Custer selbst konnte die Bühne verlassen. Ein kurzer Blick zu Noyes hinüber, in dessen treu ergebenen Hundeaugen er die Bewunderung las, die er zu Recht von seinen Vasallen erwarten durfte.
    »Nun, Brisbane«, sagte er zu dem Mann, der dank seiner genialen Detektivarbeit den Rest des Lebens im Knast schmoren würde, »ich denke, Sie werden selber einsehen, dass alle Indizien gegen Sie sprechen.«
    Der Vizepräsident starrte ihn an, als habe er irgendetwas auf Chinesisch zu ihm gesagt.
    »Mörder neigen dazu, sich für schlauer als alle anderen zu halten. Insbesondere schlauer als die Polizei. Aber wenn Sie darüber nachdenken, Brisbane, werden Sie zu der Erkenntnis kommen, dass Sie keineswegs so raffiniert sind, wie Sie gedacht haben. Wie dumm von Ihnen, die Klamotten, die der Mörder – und das hätten Sie in allen Zeitungen nachlesen können – als Verkleidung benutzt hat, hier in Ihrem Büro aufzubewahren! Und mich zu belügen, wenn ich Sie frage, wie oft Sie im Archiv waren. Dazu die Zeugen, die den Streit zwischen Ihnen und Puck miterlebt haben. Was für ein Leichtsinn, eines Ihrer Opfer hier im Museum zu ermorden, wo Sie sozusagen zu Hause sind. Pardon:
waren
. Da fügt sich ein Steinchen zum anderen, nicht wahr?«
    Es klopfte, ein Officer kam herein und brachte ein Fax. Custer überflog es. »Aha, und nun wissen wir auch, woher Ihre medizinischen Kenntnisse stammen, Brisbane. Sie haben an der Yale, ehe Sie sich für Geologie und später Rechtswissenschaften entschieden haben, zwei Semester lang Medizin studiert.« Er reichte das Fax kopfschüttelnd an Noyes weiter. Es war nicht zu fassen, wie viele Fehler Kriminelle mitunter begehen. Endlich hatte sich Brisbane wieder so weit gefasst, dass er die Kraft zu einer Erwiderung fand. »Ich bin kein Mörder! Weshalb hätte ich all diese Menschen töten sollen?«
    Custer zuckte vielsagend die Achseln. »Sehen Sie, genau das habe ich mich auch schon gefragt. Nur, was ist es denn, was alle Serienmörder von Jack the Ripper bis zu Jeffrey Dahmer dazu getrieben hat, Morde zu begehen? Ein Frage, deren Beantwortung wir den Psychiatern überlassen müssen.« Er bedachte Brisbane mit einem ernsten Blick. »Oder Gott.«
    Und damit wandte er sich zu Noyes um. »Berufen Sie für Mitternacht eine Pressekonferenz ein! An der Police Plaza. Oder nein, lieber auf der Freitreppe vor dem Museum. Verständigen Sie den Commissioner und die Presse. Und vor allem den Bürgermeister, notfalls zu Hause. Für so eine Nachricht wird er freudigen Herzens aus dem Bett hüpfen. Wenn jemand Fragen stellt, sagen Sie lediglich, dass wir den

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