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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Museumsdirektor Collopy, den man mittlerweile doch noch aufgetrieben hatte, und zwar in seinem Haus im West End.
    Custers Blick musterte Collopy verstohlen. Der Mann hatte das asketische Aussehen eines Sektenpredigers, der den Himmel unablässig um Pech und Schwefel anfleht, und kleidete sich, als habe er gerade in einem Film von Bela Lugosi mitgewirkt. Die Polizei war nicht eben zimperlich vorgegangen. Als sie ein paar verdächtige Gestalten hinter den Vorhängen sahen, hatten die Cops einen Einbruch oder Überfall vermutet und kurzerhand Collopys Haustür aufgebrochen. Gerüchten zufolge hatten sie Collopy in einem pinkfarbenen Teddykostüm angetroffen, ans Bett gefesselt und in Gesellschaft seiner jungen Ehefrau und einer weiteren Gespielin, beide im branchenüblichen Outfit von Dominas und mit einschlägigen Spielzeugen ausgestattet. Wenn er Collopy so ansah, neigte Custer dazu, dem Gerücht keinen Glauben zu schenken. Zugegeben, der Museumsdirektor kleidete sich, als kaufe er grundsätzlich nur beim Trödler, aber es war schlichtweg unvorstellbar, dass sich jemand in seiner gesellschaftlichen Position als Teddybär verkleidete, oder?
    Custer merkte, dass Bürgermeister Montefioris Blick auf ihm ruhte. Aha, die drei redeten über ihn. Obwohl er sich sofort hinter der unerschütterlichen Maske des pflichtbewussten Ordnungshüters verschanzte, beschlich ihn doch ein leises Unbehagen.
    Commissioner Rocker löste sich aus der Dreiergruppe und kam zu ihm herüber. Zu Custers Verwunderung sah er keineswegs sonderlich glücklich aus. »Captain …«
    »Ja, Sir?«
    Rocker zögerte unschlüssig, sein Mienenspiel verriet tiefe Besorgnis. Schließlich rückte er bis auf Flüsterdistanz an Custer heran. »Sind Sie sicher?«
    »Sicher, Sir?«
    »Dass es Brisbane ist.«
    Custer spürte, dass ihn ebenfalls gelinde Zweifel beschlichen, aber er wischte sie mannhaft weg. Die Beweise waren zu eindeutig. »Ja, Sir.«
    »Hat er gestanden?«
    »Nun, äh – gestanden hat er, streng genommen, noch nicht, aber er hat etliche Äußerungen getan, die ihn zweifelsfrei belasten. Ich gehe davon aus, dass er bei der ersten offiziellen Vernehmung ein umfassendes Geständnis ablegen wird. Das ist bei diesen Brüdern – äh, Serienmördern, wollte ich sagen – immer so. Und wir haben in seinem Büro im Museum belastende Beweisstücke gefunden.«
    »Irrtum ausgeschlossen? Mr. Brisbane ist schließlich eine weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Persönlichkeit.«
    »Irrtum ausgeschlossen, Sir.«
    Einen Augenblick lang spiegelten sich in Rockers Gesicht noch letzte Zweifel wider. Custer fing innerlich unruhig zu zappeln an. Was sollte das denn? Er hatte mit einem Glückwunsch gerechnet, nicht mit so einer hochnotpeinlichen Befragung.
    Rocker rückte noch ein Stück näher. »Custer, eins kann ich Ihnen sagen …« Seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern und fast nicht zu verstehen. »Drücken Sie beide Daumen, dass Sie Recht haben!«
    »Ich habe Recht, Sir.«
    Der Commissioner nickte. Seine Miene verriet vorsichtige Zuversicht, vermischt mit einem Rest von Besorgnis.
    In der Meute der Pressevertreter machte sich bereits eindeutige Ungeduld bemerkbar. Custer hielt es für angebracht, respektvoll ins zweite Glied zurückzutreten und das Feld dem Bürgermeister, dem Commissioner und Collopy zu überlassen.
    Der Bürgermeister hob mit einer ein wenig theatralisch wirkenden Geste die Hand, offensichtlich setzte er voraus, dass ihn jeder kannte. Es war ihm anzumerken, wie sehr er darauf brannte, den Triumph der Stunde an seine ganz persönliche Fahne zu heften. Eine bessere Wahlkampfwerbung hätte er sich nicht wünschen können.
    »Meine Damen und Herren von der Presse«, begann der Bürgermeister, »wir haben im Fall des allgemein als ›Chirurg‹ bekannten Serienmörders eine Festnahme vorgenommen. Der Verdächtige wurde als Roger C. Brisbane identifiziert, Vizepräsident und Rechtsberater des New York Museum of Natural History, und in Polizeigewahrsam genommen.«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Reporter. Obwohl sich die Fakten bereits herumgesprochen hatten, bekamen sie nun mit der Verkündung durch den Bürgermeister einen quasi offiziellen Anstrich.
    »Ich lege zwar Wert auf die Feststellung, dass der Beschuldigte derzeit noch als unschuldig zu gelten hat, will aber nicht verhehlen, dass die Beweise gegen ihn erdrückend sind.« Wieder ein verhuschtes Raunen.
    »In meiner Eigenschaft als Bürgermeister habe ich diesem Fall

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