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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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sie eine ideale Zielscheibe ab. Aber ohne Licht kam sie keinen Schritt weiter. Trotzdem musste sie das Risiko eingehen, Smithback zuliebe.
    Ein langer schmaler Flur lag vor ihr, auf den Wandregalen waren bis zur Decke Flaschen aneinander gereiht. Als der Lichtstrahl auf sie fiel, fing das Glas in allen Regenbogenfarben zu glitzern an; sie kam sich vor wie hinter einer bunten Butzenglasscheibe an einem sonnigen Tag.
    Wozu hatte Leng all diese Flaschen gesammelt? Was mochte er in ihnen aufbewahrt haben? Du darfst keine Zeit verlieren, rief sie sich zur Ordnung, Fragen kannst du später stellen.
    Die Spuren von vier Schuhen führten tiefer in das Gewölbe. Und auf dem staubigen Boden machte sie Blutstropfen aus. Sie wollte das Gewölbe so schnell wie möglich hinter sich lassen, aber als sie durch eine Art Torbogen in das nächsteGewölbe kam, fand sie dort wieder nur Flaschen vor. Sie ging nun schneller, immer den Fußspuren nach.
    Schließlich kam sie zu einem mit gerafften Gobelins verhängten Bogengang. Sie knipste die Lampe aus, bot all ihren Mut auf und wagte zwei, drei Schritte ins Dunkel.
    Da stand sie nun in rabenschwarzer Nacht und lauschte ängstlich. Kein Laut, kein Geräusch, nichts. Vorsichtig schob sie die Gobelinvorhänge beiseite und starrte in das unergründliche Dunkel. Nur, es war zu finster, um etwas zu erkennen. Der Raum vor ihr schien leer zu sein, aber sicher war sie sich nicht. Es gab nur eine Möglichkeit, um es herauszufinden, und die war mit einem unkalkulierbaren Risiko verbunden. Trotzdem, es blieb ihr nichts anderes übrig, sie musste es wagen. Also fasste sie sich ein Herz und knipste die Stablampe wieder an.
    Der Lichtstrahl irrte ein paar Sekunden durch die Kammer. Sie kam ihr größer vor als die anderen. Offenbar wieder eine Sammlung, diesmal keine Flaschen, sondern Kartons. Ganz hinten sah sie wieder einen Torbogen, der aber nicht, wie die anderen, in die nächste Kammer, sondern in mehrere kleinere Gewölbe führte. Sie huschte gebückt in das nächstgelegene und knipste die Lampe aus, weil sie hoffte, dass die Dunkelheit ihren Gehörsinn schärfte.
    Und da hörte sie das Geräusch.
    Es drang schwach zu ihr, anscheinend von weit her, der Widerhall schien durch die Steinwände, auf die er traf, abgelenkt zu werden. Ein gespenstisch an- und abschwellendes, gequältes Stöhnen, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie glaubte förmlich zu spüren, wie ihre Haut sich kräuselte.
    Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken umzukehren. Doch dann riss sie sich zusammen. Was immer im Dunkel auf sie warten mochte, sie musste das Risiko eingehen. Wer weiß, ob Pendergast nicht ihre Hilfe brauchte. Sie bot den ganzen Mut auf, der ihr geblieben war, knipste die Lampe an und rannte, so schnell sie konnte, in Richtung desunheimlichen Stöhnens. Die Kammern, durch die sie kam, schienen kein Ende zu nehmen – eine mit verglasten Vitrinen, in der nächsten eine Sammlung alter Kleidungsstücke, dann eine, in der offenbar ein Labor eingerichtet war, voll gestopft mit verstaubten Reagenzgläsern, Glaskolben und großen, altmodisch anmutenden, schon von Rost angenagten Geräten. Sie nahm sich keine Zeit, genau hinzusehen, sondern hastete einfach weiter. Es konnte ja sein, dass es auf jede Sekunde ankam.
    Und dann hörte sie wieder ein Geräusch, ganz nahe, als komme es aus der nächsten Kammer. Diesmal war es kein Stöhnen, es hörte sich eher nach langsamen, schlurfenden Schritten an, die auf sie zukamen. Ohne lange nachzudenken, schaltete sie die Lampe aus und kroch unter den nächsten Tisch.
    Und wieder hörte sie etwas. Sie hätte nicht sagen können, woran es sie mehr erinnerte: an den gemurmelten Silbensalat, den Außerirdische in Horrorfilmen vor sich hin brabbeln, oder an das stammelnde Lallen eines in Not geratenen Menschen. Sie glaubte ein paar keuchende Atemzüge auszumachen, wie von jemandem, der nach Luft ringt. Einmal war ihr, als nehme sie ein unnatürlich hohes Wimmern wahr, aber es war vielleicht nur eine Sinnestäuschung gewesen. Und dann hörte sie – diesmal ohne jeden Zweifel – die schleppenden Schritte näher kommen.
    Ohnehin vor Angst wie gelähmt, rührte sie sich nicht vom Fleck. Und plötzlich ein gedämpfter Schrei, gefolgt von würgenden Geräuschen, und dann platschte irgendetwas Flüssiges auf den Boden.
    Nora versuchte, ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen. Obwohl die rätselhaften Geräusche nichts Menschliches an sich hatten, war sie überzeugt, dass

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