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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Fundstücke arrangiert, auf einem dritten stapelten sich Bücher und Schachteln mit Unterlagen.
    Puck lächelte geschmeichelt. »In der Tat, einer der schönsten Räume im ganzen Museum. Früher wusste man eben historische Forschung zu würdigen, aber das war einmal. Wie haben die alten Römer gesagt? O tempora, o mores. Bitte, nehmen Sie alle Federhalter und Kugelschreiber aus den Taschen und ziehen Sie sich, bevor Sie Ausstellungsstücke berühren, die weißen Handschuhe über! Dr. Pendergast, Ihre Aktentasche muss ich leider in Verwahrung nehmen.« Er schielte missbilligend auf die Pistole und die Handschellen, die an O’ShaugnessysUniformkoppel baumelten, verkniff sich aber jede Bemerkung.
    Als die Schreibutensilien in der Federschale lagen und sich alle die Baumwollhandschuhe übergestreift hatten, sagte Puck: »Ich lasse Sie jetzt allein. Wenn Sie fertig sind und den Raum verlassen wollen, geben Sie mir bitte unter der Nummer vier-zwo-vier-null telefonisch Bescheid. Falls Sie Fotokopien von irgendwelchen Schriftstücken haben möchten, füllen Sie bitte einen der Vordrucke aus, die dort drüben liegen.«
    Er verließ den Raum, drückte die Tür hinter sich zu, und dann folgte ein Geräusch, als habe sich ein Schlüssel im Schloss gedreht. O’Shaugnessy runzelte die Stirn. »Hat er uns etwa eingeschlossen?«
    Pendergast nickte. »Das ist in Museen üblich.«
    O’Shaugnessy zog sich schmollend ins Halbdunkel hinter den Tischen zurück. Ein seltsamer Kauz, dachte Nora. In sich gekehrt, undurchschaubar, dabei auf kantig irische Art gut aussehend, wenn er nur nicht so ein finsteres Gesicht ziehen würde. Merkwürdig, Pendergast scheint ihn trotzdem zu mögen.
    Der Agent verschränkte die Hände auf dem Rücken, drehte langsam eine Runde um den ersten Tisch und verschaffte sich einen Überblick über die ausgestellten Objekte. Nachdem er die Prozedur beim zweiten Tisch wiederholt hatte, steuerte er auf den Tisch mit den Dokumenten zu und schlug Nora vor, mit dem Inventurverzeichnis anzufangen, das sie am Tag zuvor entdeckt hatte. Er überflog es und drehte erneut eine Runde um die Ausstellungsstücke aus dem Kuriositätenkabinett.
    »Aha«, er deutete mit dem Kopf auf den ausgehöhlten Elefantenfuß, »der stammt aus dem
Shottum’s
. Die drei Penisfutterale ebenfalls. Und das rechte Waleuter und der Jibaroschrumpfkopf auch.« Er beugte sich über den Schädel. »Eine Fälschung. Stammt von einem Affen, nicht von einem Indianer.«Er sah hoch. »Dr. Kelly, wären Sie so freundlich, inzwischen die Papiere durchzusehen?«
    Nora setzte sich an den dritten Tisch. Sie nahm sich zunächst die kleinere Schachtel vor, in der Shottums Korrespondenz gesammelt war. Ein heilloses Durcheinander, da hatte Puck ganz Recht. Die wenigen Briefe enthielten nichts sonderlich Interessantes: Fragen zur Identifizierung und Klassifizierung von Fundstücken, rechthaberischer Schriftwechsel mit anderen Wissenschaftlern über fragwürdige Ausstellungsstücke – ein Gedankenaustausch, der Einblicke in das Selbstverständnis der Naturwissenschaftler im neunzehnten Jahrhundert gab, aber kein Licht in ein scheußliches, vor über hundert Jahren begangenes Verbrechen brachte. Immerhin begann sich bei der Lektüre in Nora ein Bild von J. C. Shottum abzuzeichnen, das keinerlei Ähnlichkeit mit einem Serienmörder hatte. Er war anscheinend ein harmloser, pedantischer, mitunter vielleicht etwas querulanter Zeitgenosse gewesen, dessen Interesse sich auf naturgeschichtliche Fragen beschränkte. Aber, sagte sie sich, trau schau wem!
    Sie nahm sich die zweite, wesentlich größere Schachtel mit Tinbury McFaddens Unterlagen vor. Eine Fülle von Notizen, die der verstorbene Kurator in seiner kleinen, energischen Handschrift verfasst hatte: eine Liste mit der Klassifizierung von Pflanzen und Tieren, Zeichnungen von verschiedenen Blumen, darunter einige recht gute, und der Briefwechsel mit anderen Wissenschaftlern und Sammlern. Sie überflog die vergilbten Seiten und stieß schließlich auf einen Packen Briefe von Shottum an McFadden. Im ersten stand:
    Hochgeschätzter Kollege,
ich erlaube mir hiermit, Ihnen ein seltsames Fundstück
zuzusenden, das angeblich von der Insel Kut vor der
Küste Indochinas stammt. Es handelt sich um die aus
einem Walrosszahn geschnitzte Darstellung des Liebesaktes,
vollzogen von einem Siamesen mit einer Hindugöttin.
Wären Sie wohl so freundlich zu bestimmen, aus
welcher Volksgruppe der Siamese stammt?
In kollegialer

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