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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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bezaubernd absurd sie sein kann.« Sie stand ebenfalls auf. »Wenn noch etwas sein sollte, Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen. Und sagen Sie bitte Sophia zu mir.« Eine Aufforderung, auf die Pendergast höflich mit einer angedeuteten Verbeugung reagierte.
    Minuten später rutschte O’Shaugnessy in die cremefarbenen Lederpolster des Rolls. Als die Tür mit einem sanften, satten
Plop
zufiel, hüllte sie wieder wohltuende Stille ein. Er wurde aus Pendergast immer noch nicht schlau. Bei dem teuren Geschmack, den der Mann zu haben schien, hielt er es durchaus für möglich, dass er irgendwelche obskuren Nebeneinkünfte hatte. Nun gut, er würde Augen und Ohren offen halten.
    »Zur anderen Seite des Museumsparks, bitte«, wies der Agent den Fahrer an, um sich dann dem Sergeant zuzuwenden. »Wie kommt es, dass ein irischer Polizist eine so ausgeprägte Liebe zu italienischen Opern hat?«
    O’Shaugnessy sah verdutzt hoch. Hatte er irgendetwas in dieser Richtung erwähnt?
    »Sie können Ihre Empfindungen schlecht verbergen, Sergeant. Als Sie sich die Bilder aus dem
Barbier von Sevilla
angesehen haben, ist mir aufgefallen, dass Sie unbewusst mit dem rechten Zeigefinger den Takt zu Rosinas Arie
Una voce poco fa
dirigiert haben.«
    O’Shaugnessy sah ihn unwirsch an. »Sie halten sich wohl für eine Wiedergeburt von Sherlock Holmes?«
    »Nun, es gibt sicher nicht allzu viele Polizisten, die sich etwas aus Opern machen.«
    »Und wie ist es mit Ihnen?«, gab O’Shaugnessy raunzig zurück. »Machen Sie sich was aus Opern?«
    »Im Gegenteil, sie sind mir ein Gräuel. Opern waren das Fernsehen des neunzehnten Jahrhunderts. Laut, vulgär und mit derart seichten Plots, dass sie auf mich kindisch wirken.«
    O’Shaugnessy schüttelte den Kopf, und dann ließ er sich zum ersten Mal zu einem breiten Grinsen hinreißen. »Ich fürchte, mit Ihrem Kunstverständnis ist es keineswegs so weit her, wie Sie offenbar glauben. Großer Gott, wie kann man nur so ein Banause sein!«
    Sein Grinsen wurde noch breiter, als er Pendergasts irritierte Miene sah. Der Hieb hatte offensichtlich gesessen.

4
    Nora führte Pendergast und den mürrisch dreinblickenden Sergeant durch das Kellergeschoss zum Zentralarchiv, froh, dass sie diesmal den Weg auf Anhieb fand.
    Als sie eintraten, atmete Pendergast tief die staubgeschwängerte Luft ein. »Der Odem der Geschichte. Trinken Sie ihn, Sergeant!« Er reckte pathetisch die Arme nach vorn, als wolle er die Vergangenheit mit Händen greifen.
    Reinhart Puck kam wieselnd auf ihn zu. »Dr. Pendergast, es ist mir ein Vergnügen. Ich glaube, wir haben uns seit den … Unannehmlichkeiten von ’95 nicht mehr gesehen. Haben Sie Ihre Reise nach Tasmanien genossen?«
    »O ja, danke der Nachfrage. Und dabei aufregende Eindrücke von der australischen Flora gewonnen. Erlauben Sie, dass ich Ihnen Sergeant O’Shaugnessy vorstelle.« Pucks Miene erstarrte. »Ach du meine Güte. Wissen Sie, die Vorschriften besagen …«
    »Ich verbürge mich für ihn.« Pendergasts Ton schien jede weitere Diskussion auszuschließen. »Er ist ein bewährtes Mitglied der New Yorker Polizei.«
    »Verstehe«, kuschte Puck unglücklich und fuhr sich nervös durch die weiße Haarpracht. »Nun, Sie müssen sichjedenfalls alle in das Besucherbuch eintragen. Und ehe ich’s vergesse, ich möchte Sie meinerseits mit Mr. Gibbs bekannt machen.«
    Oscar Gibbs nickte ihnen zu. Ein Afroamerikaner, klein, stämmig, mit haarlosen Armen und rasiertem Schädel. Irgendwie schien er einer Fleischerfachzeitung entsprungen. Seine Miene verriet, dass er es kaum erwarten konnte, Pucks staubige Unterwelt wieder verlassen zu können.
    »Mr. Gibbs war so freundlich, alles für Sie im Leseraum aufzubauen«, fuhr der Archivar fort, während die Besucher sich eintrugen. »Wenn die Formalitäten erledigt sind, darf ich Sie bitten, mir zu folgen.«
    Er schaltete die Deckenbeleuchtung ein, und als sie es nach einem ausgedehnten Fußmarsch kaum noch zu hoffen wagten, kamen sie in Pucks Schlepptau endlich vor dem Leseraum an. Der Archivar hantierte umständlich mit seinem Schlüsselbund, schloss auf und schaltete auch hier das Licht ein.
    Nora japste verblüfft. »Das ist ja nicht zu fassen!« Marmorfußboden, die Wände mit Eichenpaneelen verkleidet, die Stuckdecke mit Rokokomotiven verziert. In der Mitte des Raumes standen mächtige Eichentische, umrahmt von roten Ledersesseln. Über den Tischen hingen schwere Kristalllüster. Auf zwei Tischen waren verschiedene

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