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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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gut an Tony Fairhaven, weil es meine erste Abschlussklasse und er einer unserer Spitzenschüler war. Ichhabe ihn sogar für die Auszeichnung mit der Urkunde als National Merit Scholar vorgeschlagen.«
    Smithback nickte und machte sich zum Schein einige Notizen. Das Aufnahmegerät wollte er lieber nicht einschalten, so etwas verschloss älteren Damen oft die Lippen. »Erzählen Sie mir etwas über ihn! Ganz allgemein. Wie war er denn so?«
    »Ein aufgeweckter Junge, in allen Fächern fleißig, recht beliebt. Ich glaube mich zu erinnern, dass das Schwimmteam ihn zum Mannschaftskapitän gewählt hat.«
    »Gab’s auch mal Ärger?«
    »Aber sicher, das ist doch normal.« Sie lächelte. »Er hat oft seine Gitarre mitgebracht und in den Pausen auf einem der Flure gespielt. Was nach der Schulordnung verboten war. Er hat sehr schlecht gespielt, die anderen haben ihn jedes Mal ausgelacht. Eines Tages gab’s fast einen Aufstand deswegen.« Smithback sah sie gespannt an.
    »Nun, wir haben die Gitarre konfisziert, und damit war die Sache erledigt. Nach der Abschlussprüfung hat er sie wieder zurückbekommen.«
    Smithback nickte geduldig. »Kannten Sie seine Eltern?«
    »Sein Vater war im Immobiliengeschäft tätig. Natürlich nicht in so großem Stil und so erfolgreich wie Tony. An seine Mutter erinnere ich mich nicht.«
    »Hatte er Geschwister?«
    »Nein, er war ein Einzelkind. Was allerdings an einer Familientragödie lag.«
    Smithback spitzte die Ohren.
    »Sein älterer Bruder Arthur war gestorben. An einer sehr seltenen Krankheit.«
    Aha, diese Klinik. »Wurde er in der Familie zufällig ›Little Arthur‹ genannt?«
    »Ich glaube, ja. Sein Vater war ›Big Arthur‹. Tony hat das sehr hart getroffen.«
    »Wann war das ungefähr?«
    »Als Tony in der zehnten Klasse war.«
    »War Arthur auch an Ihrer Schule?«
    »Nein, er wurde schon seit Jahren im Krankenhaus behandelt. Wie gesagt, eine sehr seltene und zudem zu Verunstaltungen führende Krankheit. Was genau, weiß ich nicht.«
    »Sie sagten, der Tod des Bruders habe Tony hart getroffen. Wie hat sich das geäußert?«
    »Er ist zum Einzelgänger geworden, hat sich von den anderen abgesondert. Aber schließlich ist er dann doch darüber hinweggekommen.«
    Smithback blätterte in seinen Notizen. »Gab’s Alkoholprobleme? Oder ist er in die Drogenszene abgerutscht? Hatte er Ärger mit der Polizei?«
    »Überhaupt nicht. Wo denken Sie hin!« Plötzlich wirkte die Miene der Lehrerin wie versteinert. »Sagen Sie, Mr. Smithback, warum wollen Sie diesen Artikel eigentlich schreiben?« Smithback setzte eine Unschuldsmiene auf.
    »Ich sammle nur biografische Daten. Verstehen Sie, wir wollen ein abgerundetes Bild von Mr. Fairhaven zeichnen, einschließlich aller positiven und negativen Facetten. Ich bin nicht darauf aus, irgendetwas Bestimmtes herauszufinden.« »Ich verstehe. Nun, Tony war ein guter Junge, er war strikt gegen Drogen und Alkohol. Er hat auch nicht geraucht und, soweit ich weiß, nicht mal Kaffee getrunken.« Sie zögerte.
    »Wenn ich überhaupt einen Schwachpunkt nennen müsste, dann würde ich sagen, er war ein bisschen zu brav. Man kam schwer dahinter, was er wirklich dachte. Er war eben etwas verschlossen.«
    Smithback notierte sich eifrig ein paar Stichworte, obwohl er wusste, dass er sie sicher nicht verwenden würde. »Irgendwelche Hobbys?«
    Miss Kite dachte einen Moment nach. »Ich glaube, im Grunde war er schon damals hauptsächlich daran interessiert, Geld zu verdienen. Dafür hat er nach der Schule hart gearbeitet, er wollte sich eben etwas leisten können. Bedenkt man, was aus ihm geworden ist, kann einen das eigentlich kaum überraschen.Ich habe in der Zeitung gelesen, wie energisch er seine Bauprojekte verfolgt und sich über alle Proteste von Anliegern hinwegsetzt. In Ihrem Artikel über die Leichenfunde an der Catherine Street haben Sie das ja ganz ähnlich geschildert. Das kam für mich nicht überraschend, jung geübt ist eben alt getan.«
    Smithback zuckte unwillkürlich zusammen. Die alte Dame war ein Fuchs, sie hatte mit keinem Wort zu erkennen gegeben, dass sie seinen Artikel über Fairhaven kannte.
    »Hatte er irgendwelche Feinde?«, versuchte er schnell das Thema zu wechseln.
    »Nicht, dass ich wüsste. Das heißt, einmal gab es eine Art Gerangel um ein Mädchen. Mit einem Mitschüler namens Joel Amberson. Aber nicht so, dass die Fäuste geflogen wären.«
    Smithback notierte sich den Namen. »Und wie war’s mit Spitznamen? Das ist doch

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